BMW X5 xDrive 45e: Bayerisches Dickschiff sucht festen Anschluss
Der BMW X5 xDrive45e soll als Plug-in Hybrid gerade einmal zwei Liter verbrauchen. Wir wollten es genauer wissen und haben den großen Teilzeit-Stromer von seiner Leine gelassen.
Schwere SUVs haben es heutzutage nicht gerade leicht. Sie gelten als Spritfresser und Klima-Killer und stehen in Sachen Umweltschutz immer häufiger in der Kritik. Auch ein Hersteller wie BMW kann sich den Forderungen nach einem geringen Verbrauch und weniger Schadstoffen nicht entziehen. Ganz besonders bei einem so schweren Fahrzeug wie dem X5. Darum gibt es mit dem Plug-in Hybriden X5 xDrive 45e nun eine Alternative mit auferlegtem Sparzwang.
Leistung hoch, Verbrauch runter
Gegenüber seinem Vorgänger hat sich die Reichweite verdreifacht. Foto: © BMW Der Plug-in-Hybrid soll schließlich den Verbrauch drücken und das Öko-Gewissen beruhigen indem er externen Strom nachtankt. Was sich positiv auswirkt. Laut WLTP-Testzyklus soll der X5 xDrive 45e lediglich 2,0 Liter auf 100 Kilometer schlucken und dabei maximal 87 Kilometer weit stromern. Das ist schon enorm, da sich im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem X5 xDrive40e, die elektrische Reichweite glatt verdreifacht hat.
Zur Erinnerung: Das alte Hybrid-Modell stromerte nach der damals gültigen NEFZ-Norm nur eine Strecke von 31 Kilometer weit und konsumierte dabei im Schnitt 3,3 Liter. Insbesonders bemerkenswert, weil sich sich beim neuen X5 xDrive 45e zwar der Verbrauch reduziert hat, aber gleichzeitig die Gesamtsystemleistung merklich erhöht wurde. Waren es früher beim X5 xDrive40e noch verhältnismäßig magere 313 PS (230 kW), so treiben heute kräftige 394 PS (290 kW) das Allrad-SUV an. Die Leistungskur macht sich aber auch beim Preis bemerkbar. Mit mindestens 64.958 Euro netto ist der kräftige Plug-in Hybrid wahrlich kein Schnäppchen, doch ist er nur um knapp 1.000 Euro teurer als der kräftigste X5-Diesel mit 340 PS.
Ein Sechszylinder für das Öko-Dickschiff
Der Öko-Bayer ist bei Bedarf auch richtig flott. Foto: © BMW Technisch hat sich gegenüber dem Vorgänger eine Menge getan. Das beginnt schon beim Blick unter die Motorhaube: Während beim alten Modell die Kombination noch aus einem kernig klingenden Vierzylinder-Benziner mit 245 PS bestand, treibt den X5 xDrive 45e jetzt ein Dreiliter-Sechszylinder mit seinen 286 PS an. Der Elektromotor befindet sich zwischen Motor und Achtgang-Automatik und und verfügt genauso wie bisher über eine Leistung von 113 PS (83 kW).
Insgesamt bringt der Öko-BMW ordentlich Power mit. Wenn es mal so richtig flott gehen soll, schnellt die Tachonadel in blitzartigen 5,6 Sekunden auf die 100er-Marke und auf eine Spitze von 235 km/h. Steht hingegen der Sparwillen im Vordergrund, rollt der X5 xDrive 45e im Strommodus auf ein Tempo von bis zu 135 km/h. Grundsätzlich rollt der BMW erst einmal elektrisch los und das sogar noch wenn die Außentemperaturen auf bis zu minus zehn Grad heruntergekühlt sind.
Der V6-Benziner schiebt mit 600 Nm an
Die Funktionen für den Fahrmodus befinden sich auf der Mittelkonsole. Foto: © BMW Auf den ersten Kilometern schaltet sich der flüsterleise Sechszylinder erst dann hinzu, wenn der Fahrer mit seinem Fuß das rechte Pedal kräftiger heruntergedrückt. Dann entfaltet das alternative Dickschiff vollends seine Kraft und legt im Verbund mit der E-Maschine mit gewaltigen 600 Nm an Drehmoment los.
Dank der serienmäßigen Luftfederung in Verbindung mit den adaptiven Dämpfern rollt der Öko-Bayer übrigens sehr komfortabel über Unebenheiten ab. Doch spätestens bei der allzu forschen Kurvenhatz machen sich die knapp 2,5 Tonnen der schweren Öko-Fuhre bemerkbar und fangen an zu schieben. Davon entfallen alleine 375 Kilogramm an Mehrgewicht auf die Hybrid-Komponenten. Mit einer gemäßigten Fahrweise geht anschließend es weiter. Über den Fahrmodus-Schalter auf der Mittelkonsole kann der Fahrer außerdem manuell ins Geschehen eingreifen. Hierzu stehen vier verschiedene Programme von Sport bis rein elektrisch zur Verfügung. Letzteres lässt den alternativen X5 lokal emissionsfrei durch die City stromern.
In der Praxis sparsam, wenn auch nicht nach Norm
Der Ladefortschritt lässt sich vom Cockpit oder per Smartphone-App abrufen. Foto: © BMW Wir bleiben hingen im Auto-Modus, der den Mischbetrieb aus Verbrenner und E-Maschine selbständig regelt und werden am Schluss unserer Runde belohnt. Exakt 4,5 Liter quittiert der Bordcomputer. Damit liegt der Münchener Plug-in-Hybride zwar über der versprochenen Norm. Wer allerdings jemals ein herkömmliches Fullsize-SUV bewegt hat, der weiß was so ein Koloss normalerweise verschlingt und kann von einem solchen Verbrauchswert allenfalls nur neidisch träumen.
Gut auch: Auf unserer Strecke waren wir 82,4 Kilometer mit Strom unterwegs und hatten noch eine elektrische Reichweite von vier Kilometern. Bis die 24 kW starken Lithium-Ionen Akkus wieder randvoll befüllt sind, vergehen an einer Wallbox mit 3,7 kW recht lange sieben Stunden. Das Speicherdepot sitzt platzsparend unter dem Gepäckboden. Aus diesem Grund lässt sich der Plug-in-Hybride – im Gegensatz zu den Modellen mit konventionellem Benzin- oder Dieselmotor – nicht mit einer dritten Reihe zum Siebensitzer aufrüsten.
Der Kofferraum fällt etwas kleiner aus
Das Kofferraumvolumen schrumpft beim Plug-in Hybriden auf 500 bis 1.720 Liter. Foto: © BMW Ebenso schrumpft das Kofferraumvolumen beim X5 xDrive 45e aufgrund der im Heck platzierten Batterien um 150 Liter. Das lässt sich allerdings verschmerzen, denn mit 500 Litern liegt das Fassungsvermögen für den Teilzeit-Elektriker immer noch auf einem ordentlichen Niveau. Wird die dreigeteilte Rücksitzlehne nach vorn geklappt, stehen maximale 1720 Liter bereit. Das dürfte ebenfalls wohl den meisten völlig ausreichen. Gut auch: Selbst nach dem Umklappen bleibt der Gepäckraumboden weiterhin schön glattflächig.
Text:
Guido Borck /
handwerksblatt.de
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