Wiedereinführung der Meisterpflicht: "Handwerker verlangen nach diesem Gütesiegel"
Ende 2019 war der Weg frei für eine erneute Reform der Handwerksordnung und die Wiedereinführung der Meisterpflicht in zwölf Gewerken. Knapp zwei Jahre später kommen positive Reaktionen aus den Handwerkskammern.
Auch aus den Handwerkskammern kommen positive Reaktionen auf die Rückführung der zwölf Gewerke in die Meisterpflicht: "Wir halten Wiedereinführung der Meisterpflicht in den betroffenen Gewerken nach wie vor für richtig und sehen es als ein starkes Signal für nachhaltige Qualität im Handwerk“, erklärt Ralf Hellrich, Hauptgeschäftsführer Kammer Koblenz.
Ralf Hellrich Foto: © Fotostudio ReutherSeit der Einführung im Februar 2020 sei die Zahl der Betriebseintragungen stark gesunken. "Gleichzeitig stellen wir aber erste Synergieeffekte im Lehrlingsbereich sowie der Meisterakademie fest. Einen Meisterkurs im Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk etwa haben wir vorher alle sechs bis acht Jahre durchführen können. Bereits jetzt sind unsere Kurse mit 18 Teilnehmern ausgebucht, sodass wir im nächsten Jahr einen zusätzlichen Teilzeitkurs anbieten werden."
Aushängeschild für das Handwerk
Dirk Fischer Foto: © HwK der PfalzTrotz etlicher Widerstände habe sich die Kammer der Pfalz auf vielen Ebenen für die Rückführung der aus der Meisterpflicht herausgenommenen Berufe eingesetzt und diese vorangetrieben. "Daher begrüßen wir und auch die betroffenen Gewerke ausdrücklich die Wiedereinführung der Meisterpflicht in zwölf Berufen, denn der Meisterbrief ist Aushängeschild und Qualitätsmerkmal für das Handwerk", sagt Kammerpräsident Dirk Fischer.
Für eine Bewertung der Ausbildungs- und Betriebszahlen sei es noch zu früh, er sei aber optimistisch, dass die Zahlen steigen werden. "Wir erwarten vielmehr einen über Jahre andauernden Prozess, um aus den künftigen Meisterkursen Ausbilder und somit Nachwuchs und Fachkräfte zu generieren. Als erstes positives Signal werten wir den schnell ausgebuchten Meisterprüfungskurs der Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, der bei uns im Herbst startet.“
Kompetenz hat gefehlt
Bernd Reis Foto: © Dirk Guldner / HWK des SaarlandesAuf das Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk geht auch Bernd Reis, Hauptgeschäftsführer der Kammer des Saarlandes, ein: Seit dem Wegfall der Meisterpflicht hätte sich hier die Betriebszahl vervierfacht. Allerdings habe in vielen der meisterlosen Betriebe habe die Kompetenz gefehlt, um ein Handwerksunternehmen fachlich und wirtschaftlich gut zu führen.
"Folglich sind viele dieser Betriebe in eine wirtschaftliche Schieflage geraten. Es steht zu erwarten, dass sich durch die Rückvermeisterung künftig mehr Gesellen dafür entscheiden werden, an der Saarländischen Meister- und Technikerschule die Meisterqualifizierung im Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk zu absolvieren."
Wichtiger Schritt zur Stärkung der Qualität
Berthold Schröder Foto: © HWK Dortmund/BroxDie Kammer Dortmund habe bereits vor der Novellierung hat die Handwerkskammer Dortmund regelmäßig Meisterkurse im Schilder- und Lichtreklamehersteller-Gewerk angeboten, die immer stark nachgefragt waren, berichtet Berthold Schröder.
"In diesem Jahr bieten wir zum ersten Mal einen Fliesenleger-Meisterkurs in Teilzeit an. Wir sind zuversichtlich, dass die Zahl der Meisterabschlüsse und nachhaltigen Unternehmensgründungen langfristig steigen wird, auch wenn wir bisher im Kammerbezirk Dortmund, aufgrund der Corona-Pandemie, noch keine deutlichen Effekte in dieser Hinsicht spüren konnten“, so der Präsident der Kammer. Fest stehe dennoch, dass die die Rückführung von zwölf Gewerken in die Meisterpflicht ein "wichtiger Schritt zur Stärkung der Qualität und Qualifikation im Handwerk" ist.
Mehr Teilnehmer bei den Meisterlehrgängen
Stimmen aus den FachverbändenHier finden Sie Stellungnahmen aus verschiedenen Fachverbänden.Die Kammer zu Köln verzeichnet einen "spürbaren Anstieg" bei den Teilnehmerzahlen der Meisterlehrgänge im Fliesen-, Platten- und Mosaikleger-Handwerk sowie bei den Parkettlegern nach der Wiedereinführung der Meisterpflicht. "Für 2022 sind nur noch wenige Plätze frei", erklärt Simone Marhenke, Geschäftsführerin der Kammer und Leiterin des Geschäftsbereichs Bildung.
"Die HandwerkerInnen verlangen geradezu nach diesem Gütesiegel Meisterprüfung, auch um unter dem Marketing-Aspekt ihre Kompetenz als Meisterbetrieb herausstellen zu können. Der Zusammenhang von fachlichem Know-how und Kundenakzeptanz ist genau das richtige Signal für das Handwerk und die Kunden.“
Rückvermeisterung führt zu mehr Ausbildung
"Auch wenn wir in den rückvermeisterten Gewerken keine Meisterkurse anbieten, begrüßen wir die Wiedereinführung natürlich“, sagt Christian Neuenfeldt, Betriebswirt und Leiter der Meisterakademie an der Handwerkskammer Trier. "Die neue Regelung ist gut für das Handwerk. Sie verbessert die Leistungsfähigkeit der Betriebe, da sie nachhaltige und wettbewerbsfähige Strukturen stärkt."
Diese positive Entwicklung mache sich bereits an den Ausbildungszahlen bemerkbar: "Unsere Lehrlingsrolle verzeichnet in diesem Jahr bislang mehr als 20 Ausbildungsverträge im Fliesenlegerhandwerk. Das sind doppelt so viele wie noch 2019 und 2020. Ein ganz deutliches Signal: Die Rückvermeisterung führt zu mehr Ausbildung."
WiedereinführungNach der Reform der Handwerksordnung gilt die Meisterpflicht wieder für folgende Gewerke:
• Fliesen-, Platten- und Mosaikleger
• Betonstein- und Terrazzohersteller
• Estrichleger
• Behälter- und Apparatebauer
• Parkettleger
• Rollladen- und Sonnenschutztechniker
• Drechsler und Holzspielzeugmacher
• Böttcher
• Glasveredler
• Schilder- und Lichtreklamehersteller
• Raumausstatter
• Orgel- und Harmoniumbauer
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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