Ruhrhandwerk analysiert Betriebsstrukturen
Die Handwerkskammern des Ruhrgebiets haben mit dem RVR eine Analyse der Betriebsstrukturen des Handwerks in der Metropolregion vorgelegt. Viele anstehende Betriebsübergaben stünden wegen der niedrigen Auszubildendenzahl auf der Kippe, ist ein Ergebnis.
Der Fachkräftemangel ist auch im Handwerk seit Jahren ein bestimmendes Thema. Es ist gerade für das sich im Strukturwandel befindende Ruhrgebiet von großer Bedeutung. Um geeignete Maßnahmen einzuleiten, analysieren die drei Handwerkskammern des Ruhrbebiets in Münster, Düsseldorf und Dortmund zusammen mit dem dem Regionalverband Ruhr (RVR) die Situation in der Metroploregion. Bereits im vergangenen Jahr hatte sie den Ausbildungsmarkt untersucht und dazu den Bericht "Ausbildung im Handwerk in der Metropole Ruhr" veröffentlicht.
Nun legen sie ihre Analyse der Betriebsstrukturen des Handwerks im Revier vor. Sie trägt den Titel "Handwerksbetriebe in der Metropole Ruhr". Angesichts der Herausforderungen wie die Energiewende oder die klimaneutrale Transformation der Wirtschaft und Gesellschaft gewinne die Fachkräftesicherung im Handwerk weiter an Gewicht. "Die Anforderungen an das Handwerk sind dabei vielfältig und komplex geworden", heißt es im Bericht des RVR. Der Bedarf an neu ausgebildeten Fachkräften hänge noch stärker von der Weiterentwicklung der verschiedenen Gewerke und der Zukunftsfähigkeit ganzer Berufsbilder ab.
Hohes Durchschnittsalter
Ausgewertet wurden Daten zu über 45.600 Betrieben und etwa 49.100 Betriebsinhabern. Über alle Handwerksbranchen hinweg beträgt das Durchschnittsalter der Inhaber 50,4 Jahre. Knapp ein Viertel der Unternehmen werden von Inhanbern geführt, die 60 Jahre oder älter sind. Bei rund zwölf Prozent der Betriebe sind sie sogar 65 Jahre oder älter. Besonders hier dränge die Frage nach der Unternehmensnachfolge. Gleichzeitig ist die Zahl der durch junge Inhaber geführten Betriebe klein. Nur bei 6,7 Prozent seien 30 Jahre oder jünger.
"Der generelle Fachkräftemangel im Handwerk wird somit zusätzlich durch einen hohen Altersdurchschnitt bei den Inhabern existierender Betriebe flankiert. Der über alle Berufsbilder hinweg hohe Altersschnitt der Betriebseigentümer von 50,4 Jahren lässt vermuten, dass perspektivisch bei anhaltend niedrigen Auszubildendenzahlen in den nächsten Jahren viele Betriebe aus Altersgründen aufgegeben werden müssen, sofern sich keine geeigneten Nachfolger finden", folgert der RVR. Schnell könne dies zu einem "übergreifenden, strukturellen Problem" werden.
Friseurhandwerk ist Spitzenreiter
Mit rund 4.100 Betrieben macht das Friseurhandwerk den größten Anteil der Handwerksunternehmen im Ruhrgebiet aus. Darauf folgen das Kosmetiker- und das Gebäudereinigerhandwerk mit etwa 3.700 beziehungsweise 3.500 Betrieben. In den Top-Ten zu finden sind außerdem Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Elektrotechniker, Kraftfahrzeugtechniker, Installateure und Heizungsbauer, Fotografen, Maler und Lackierer und Monteure von genormten Baufertigteilen.
Im Revier sind fast drei Viertel der Handwerksunternehmen Klein- und Kleinstbetriebe. Die große Mehrheit der Betriebe in der Region werde von Alleininhabern beziehungsweise Einzelunternehmern geführt. "Konjunkturelle Schwankungen und Verschiebungen am Arbeitsmarkt treffen kleinere Betriebe unmittelbarer und können von ihnen oft schlechter kompensiert werden als von größeren Firmen. Die kleinteilige Struktur des Handwerks stellt somit ein Risiko für den jeweiligen Einzelunternehmer dar, bietet den potenziellen Kundinnen und Kunden aber ein breites Angebot an Betrieben."
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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