Mobilität und Klimaschutz auf dem Prüfstand
Regionale Unternehmen benennen und bewerten in einer Verkehrsumfrage die für sie wichtigsten Mobilitätsthemen der Zukunft.
Europa soll bis 2050 klimaneutral werden. Das Handwerk spielt dabei eine wichtige Rolle, nicht zuletzt als Umsetzer der Energiewende für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Zugleich muss gewährleistet sein, dass Betriebe, Waren, Kunden und Mitarbeiter so schnell, flexibel und kostengünstig wie möglich von A nach B kommen. In unserer Region hakt dies noch an der regional vorhandenen Infrastruktur – wenn auch die Mehrheit der Betriebe mit der Erreichbarkeit ihrer Unternehmen allgemein zufrieden sind, wie die aktuelle IHK/HWK-Umfrage "Erreichbarkeit & Mobilität" ergeben hat. Mehr als die Hälfte vergab die Schulnote "gut" oder sogar "sehr gut".
Mit der Anbindung über Straßen sind vier von fünf Betrieben zufrieden, mit der Anbindung an die Autobahn drei Viertel. Am wenigsten zufrieden damit sind Betriebe im Vulkaneifelkreis, vermutlich wegen des immer noch fehlenden A1-Lückenschlusses. Mehr als 40 Prozent sehen den Neu- und Ausbau von Straßen als "sehr wichtig" an.
Schienenanbindung ist Schlusslicht
Mit dem Parkraumangebot ist fast jeder zweite Unternehmer "eher zufrieden", fast ein Viertel "voll und ganz". Wie erwartet, führt Parkplatzmangel eher im Oberzentrum zu Unmut. Noch schlechter, wenn auch mehrheitlich zufriedenstellend, schneidet die Anbindung an Radwege ab. Das Schlusslicht bildet die überregionale Schienenanbindung: Mehr als 40 Prozent der Befragten sind damit überhaupt nicht zufrieden. Maßgeblich dafür dürfte die Abkopplung Triers von der Direktanbindung an den Fernverkehr sein. Als nicht zufriedenstellend wird auch das ÖPNV-Angebot beurteilt. Verbesserungsansätze wären aus Sicht der Wirtschaft, Bahnstrecken wie die Eifelquerbahn, Hunsrückbahn und Weststrecke Trier zu reaktivieren und die hochwassergeschädigte Eifelstrecke beim Wiederaufbau möglichst zu elektrifizieren.
Beim Thema Antriebswende hat die Region nach Ansicht der Kammern noch einen langen Weg vor sich. Den letzten Platz belegt das Thema Ladeinfrastruktur für alternative Antriebe wie etwa Elektromobile: Mehr als 70 Prozent der Befragten vergeben hier eine negative Bewertung. Vier von fünf Befragten sehen den weiteren Ausbau der Ladeninfrastruktur für alternative Antriebe als "sehr wichtig" oder "wichtig" an. "Je mehr Elektroautos zugelassen werden, umso stärker und schneller muss die Tank- und Ladeinfrastruktur vorangetrieben werden", sagt Wilfried Ebel (IHK). Dr. Matthias Schwalbach (HWK) fordert: "Was wir brauchen, ist eine regionale Strategie, damit nicht die Verbraucher vergeblich auf die Ladesäulen warten und umgekehrt." Dringendes Handeln sei laut Umfrage auch beim Ausbau des ÖPNV-Angebots erforderlich, damit Mitarbeiter und Auszubildende ohne Auto ihren Arbeitsplatz verlässlich erreichen könnten, auch in Gewerbegebieten. Bei der Entlastung des innerstädtischen Verkehrs setzen die Unternehmen auf den Ausbau von Radwegen sowie Park & Ride- oder Bike & Ride-Angeboten.
Unterschiedliche Meinungen in der Umfrage
Das meist genannte Mobilitätsthema jedoch ist die Erreichbarkeit des ländlichen Raums. Auf Platz zwei und drei rangieren die Themen Erhalt und Ausbau der regionalen und überregionalen Verkehrsinfrastruktur, gefolgt vom Thema Neue Antriebstechnologien. Im Mittelfeld liegen die Themen Verkehrsträgerübergreifende Mobilitätskonzepte, Ausbau des Rad- und Fußwegenetzes sowie neue Arbeitszeit- und Arbeitsplatzmodelle, etwa Home Office zur Vermeidung von Arbeitswegen. Schlusslichter sind Themen wie City Logistik und autonomes Fahren. Bewertet wurden auch Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrsbereich. Ganz oben sehen die Unternehmen finanzielle Anreize für alternative Antriebe. Mehr als die Hälfte findet diese Maßnahme "genau richtig", ein Drittel als "zu zurückhaltend".
Auf viel Zustimmung treffen die Ideen 365 Euro-ÖPNV-Ticket und Förderung des Ausbaus der Ladeinfrastruktur. An viertwichtigster Stelle stehen die Vorgaben zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes im Verkehrsbereich. Einige Klimaschutzmaßnahmen gehen den Unternehmen aber zu weit, wie das Verbot reiner Verbrennungsmotoren bei Nutzfahrzeugen ab 2030, eine mögliche Klima-Maut für Pkw oder ein Fahrverbot in Städten und die eingeführte CO2-Bepreisung von Kraftstoffen. Ein Tempolimit auf Autobahnen (130) und Klima-Maut für Lkw bewerten die einen als "zu weitgehend", andere "genau richtig", weitere als "zu zurückhaltend". Mit Mobilitätsangeboten wie E-Fahrzeugen, Fahrgemeinschaften oder Jobticket können Betriebe ihre Mitarbeiter unterstützen und einen aktiven Beitrag zur angestrebten Verkehrswendeleisten. Ein Viertel der Befragten gibt an, sich teilweise mit betrieblichem Mobilitätsmanagement auseinandergesetzt zu haben. Zwei Drittel äußern, dass sie sich noch nicht damit beschäftigt hätten. Die Gründe sind vielfältig: von fehlender Notwendigkeit über "Fehlende Mobilitätsalternativen am Standort" und "Kein Interesse seitens der Belegschaft".
Umfrage Den Auswertungsbericht zur Umfrage gibt es online hier.
Online-Veranstaltung Termin Die Veranstaltung "Unternehmen machen mobil. Job-Ticket, JobRad & Co." findet am Mittwoch, 27. Oktober, von 14 bis 16 Uhr, via MS Teams statt.
Teilnahme Online-Anmeldungen sind bis zum 22. Oktober hier möglich.
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Text:
HWK Trier /
handwerksblatt.de
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