"Den Meister habe ich für mich gemacht"
Für Niklas Meyer war die Meisterausbildung eine Herausforderung, die er mit Bravour absolvierte – als jahrgangsbester Feinwerkmechanikermeister.
Seine Arbeit ist nichts für grobe Hände. Bei einem Feinwerkmechaniker kommt es auf Genauigkeit an. Feine Bauteile aller Art werden gefertigt und zusammen mit elektronischer Mess- und Regeltechnik zu funktionsfähigen Einheiten montiert. So entstehen clevere Maschinen und Geräte für beispielsweise die Fertigung und Messung. Dafür braucht man eine ruhige Hand und solides Wissen in Mathe und Physik. Und auf IT-Erfahrung kommt es an. Neben der klassischen Metallbearbeitung durch Drehen, Fräsen, Bohren, Schleifen und Stanzen wird an computergesteuerten Werkzeugmaschinen gearbeitet. Bei jedem Bauteil genau zu messen, ist das A und O im Maschinenbau. Niklas Meyer, 24, ist der jahrgangsbeste Meister der Feinwerkmechanik, einer, der liebt, was er macht. Bei JTI in Trier sorgt er in der Tabakaufbereitung dafür, dass die Produktion am Laufen bleibt. Was er – überzeugter Nicht-Raucher – da im Fachbereich Instandhaltung macht? "Maschinen und Werkzeuge müssen eingerichtet, instandgesetzt und gewartet werden. Dazu gehört das Wechseln von Kugellagern, das Schweißen von defekten Konstruktionen, Vorrichtungen anzufertigen und natürlich immer daran zu arbeiten, die Prozesse noch besser zu machen."
Weil sein Cousin bei JTI in Trier in der Diedenhofener Straße seine Ausbildung angefangen hat und ihm vom guten Arbeitsklima im Haus erzählte, entschied sich der Sohn von selbstständigen Handwerker-Eltern (der Vater hat eine Schreinerei, die Mutter einen Zimmerer- und Dachdeckerbetrieb) in Preist/Orenhofen in der Verbandsgemeinde Speicher, kurzerhand für ein Praktikum beim Tabakkonzern, dem größten Arbeitgeber der Stadt. Im Trierer Werk werden jährlich über 50 Milliarden Zigaretten produziert, die in Deutschland und vielen weiteren Ländern vertrieben werden. Er hätte auch bei Vater oder Mutter im Betrieb einsteigen können. Er habe von klein auf erlebt, was es bedeute, selbstständig zu sein. "Dennoch setzte ich mir andere Ziele und begann nach einem Praktikum mit der Ausbildung bei JTI zum Industriemechaniker und konnte die Lehre, weil ich ganz gut war, von dreieinhalb auf drei Jahre verkürzen." Und danach wusste er: Jetzt auf in die Meisterschule! "Ich habe mich für den Handwerksmeister entschieden, weil ich den praktischen Teil mit drin haben wollte, denn nicht alles, was man auf Papier plant, funktioniert im Endeffekt an der Maschine. Jetzt bist Du noch im Lern-Flow, habe ich mir gesagt, und dann startest Du früh mit dem Meister in Dein Berufsleben."
"Es ist geschafft!"
Auch für Niklas Meyer war die Meisterausbildung eine Herausforderung. Sich nach der Früh-, Spät- oder Nachschicht aufzuraffen und samstags sowie zweimal in der Woche abends konzentriert dabei zu sein, sei nicht immer einfach gewesen. Sein Arbeitgeber habe ihm die Möglichkeit gegeben, mit seinem Kontingent von fast 300 Überstunden, addiert mit Bildungsurlaub vom Staat, die zeitliche Grundlage für seinen Meisterkurs zu schaffen, sprich die Spätschicht zu meistern und die Freitag Nachschicht vor dem Samstagunterricht fallen lassen zu können. "Den Meister habe ich für mich gemacht. Ich bin sehr zufrieden, da, wo ich zurzeit bin. Aber ich möchte mich in Zukunft auch weiterentwickeln!"
Das Anfertigen seines Meisterstücks, eine Bandsäge bauen, sei eine große Herausforderung gewesen, weil man die Teile dafür nicht in der Handwerkskammer Trier machen konnte. "Durch einen guten Kollegen, der auch den Meister mit mir gemacht hat, habe ich die Möglichkeit gehabt, nach Feierabend bei der Firma Becker Michels in Trierweiler meine Teile in der Ausbildungswerkstatt zu fertigen. Dies war mir eine Riesenhilfe, da der Maschinenpark dort auf demselben Stand ist wie der in der Handwerkskammer." Ein dicker Ordner mit Datenblättern, Bedienungs- und Betriebsanleitungen, Zeichnungen von jedem kleinsten Teil der Bandsäge, mit Toleranz-Berechnungen und CAD-Programm Zeichnungen wird ihn wohl immer an den schwersten Teil seines Meisterkurses erinnern. "Es ist geschafft", lacht Niklas Meyer. "Und ich bin glücklich, habe endlich wieder Zeit, mit meinem Vater Oldtimer-Schlepper zu restaurieren. Das Glanzstück in unserer Sammlung ist ein Lanz Bulldog von 1954."
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Text:
Sandra Blass-Naisar /
handwerksblatt.de
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