Im Betriebslager (v.l.n.r.): Gastazubi Enzo mit Paul Diwo, CMA-Vizepräsidenten Philippe Laurent, Hannes Diwo, Handwerkskammer-Präsident Bernd Wegner und Maurermeister und Handwerksunternehmer Michael Diwo

Im Betriebslager (v.l.n.r.): Gastazubi Enzo mit Paul Diwo, CMA-Vizepräsidenten Philippe Laurent, Hannes Diwo, Handwerkskammer-Präsident Bernd Wegner und Maurermeister und Handwerksunternehmer Michael Diwo (Foto: © HWK des Saarlandes)

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Austausch: Grenzenlos ausgebildet

Neun Auszubildende aus der Normandie waren Anfang November 2023 zu Besuch in Handwerksbetrieben im Kammerbezirk Saarland. Sie berichten von ihren Erfahrungen.

Als neun Auszubildende aus der Normandie Anfang November letzten Jahres mit dem Zug nach Deutschland aufbrachen, konnten sie sich noch nicht gut vorstellen, was sie bei ihrem Aufenthalt im Saarland erwarten würde. Wie unterscheidet sich die Ausbildung in Deutschland von der in Frankreich? Wie sieht der Alltag in einer saarländischen Handwerkerfamilie aus? Und wie hoch ist die Sprachbarriere wirklich?

Mit diesen Fragen im Gepäck haben die angehenden französischen Fachkräfte den Schritt aus der Komfortzone und hinein ins Abenteuer Auslandsaufenthalt gewagt. Seit 39 Jahren bietet der Azubi-Austausch zwischen der Handwerkskammer des Saarlandes und der Chambre de métiers et de l’artisanat de Normandie (CMA) deutschen und französischen Auszubildenden Gelegenheit, zehn Tage lang die Handwerkskultur des Nachbarlandes zu erkunden. Im jährlichen Wechsel empfangen Gastfamilien aus dem Saarland und der Normandie angehende Handwerkerinnen und Handwerker aus dem benachbarten Ausland.

Bereit, es wieder zu tun

Nachwuchsbäckerin Clara aus der Normandie mit Bäckermeister Sebastian Schaefer. Foto: © HWK des SaarlandesNachwuchsbäckerin Clara aus der Normandie mit Bäckermeister Sebastian Schaefer. Foto: © HWK des Saarlandes

"Die Woche ist wie im Flug vergangen", sagt die 16-jährige Auszubildende im Bäckerhandwerk Clara. Eine gute Woche lang hat die Französin das Team der Handwerksbäckerei Schaefer in Illingen unterstützt. "In meiner Gastfamilie und in der Backstube habe ich mich sofort gut aufgehoben gefühlt und auch ohne Deutschkenntnisse schnell gewusst, wo ich unterstützen kann. Es war spannend für mich zu sehen, dass es in Deutschland über 3000 Brotsorten gibt", berichtet Clara.

Auf die Frage, ob sie anderen Azubis empfehlen würde, selbst für eine Zeit ins Ausland zu gehen, antwortet sie mit einem kräftigen Nicken. Auch Bäckermeister und Handwerksunternehmer Sebastian Schaefer kann sich gut vorstellen, in Zukunft wieder französische Azubis aufzunehmen. Er selbst sei vor Jahren während seiner Ausbildungszeit als Schnupperpraktikant in der Normandie gewesen und habe fachlich und persönlich enorm von dieser Erfahrung profitiert, erinnert sich der Unternehmer.

Teil des Teams und der Familie

Handwerksunternehmer Raphael Haas hat in der Vergangenheit bereits mehrfach französische Gastazubis bei sich aufgenommen. Der Handwerksunternehmer und seine Familie hätten den Nachwuchstischler am liebsten dabehalten. "Gatien ist uns im Betrieb sofort gut zur Hand gegangen und auch uns als Familie sehr schnell ans Herz gewachsen", so Raphael Haas. "Zuhause haben wir ein Kinderbuch, in dem die Texte auf Deutsch und Französisch abgedruckt sind. Dank Gatien kam unser kleiner Sohn in der Austauschwoche vor dem Schlafengehen in den Genuss einer zweisprachigen Bettlektüre", berichtet Haas Tochter Kathrin Adam, die als gelernte Architektin und Tischlerin ebenfalls im Familienbetrieb mitwirkt.

Auf den Geschmack gekommen

 Nachwuchstischler Gatien mit den Tischlermeistern und Handwerksunternehmern Raphael und Benedikt Haas. Foto: © HWK des Saarlandes Nachwuchstischler Gatien mit den Tischlermeistern und Handwerksunternehmern Raphael und Benedikt Haas. Foto: © HWK des Saarlandes

Fleischermeister Thomas Petermann hat in diesem Jahr Nägel mit Köpfen gemacht und gleich zwei Gastazubis als Schnupperpraktikanten in seinem St. Ingberter Betrieb aufgenommen. In Petermanns Betrieb konnten die beiden jungen Franzosen eine ganz neue Palette an Fleisch- und Wurstwaren kennenlernen. "Hier gibt es viele Produkte, die wir gar nicht kennen. Wenn die in einer französischen Metzgerei in der Auslage liegen würden, könnten die meisten Kunden damit bestimmt gar nichts anfangen", berichtet Gastazubi Marin. Es gibt allerdings auch Speisen, die auf beiden Seiten der Grenze ankommen: Burger zum Beispiel. Und weil das so ist, haben die jungen Franzosen Enzo und Marin zur Halbzeit der Austauschwoche für alle französischen Gastazubis und deren Familien leckere Burger gezaubert!

Fliegender Wechsel

Die Zwillinge und Maurerazubis Paul und Hannes Diwo waren im vergangenen Jahr selbst in der Normandie zu Gast. In diesem Jahr haben sie Nachwuchsmaurer Enzo im elterlichen Betrieb und ihrer Familie begrüßt. Was beim Azubi-Austausch wunderbar funktioniert, wünscht sich Unternehmer Michael Diwo auch für das Arbeiten auf französischen Baustellen.

"In Lothringen und dem Elsass gäbe es für Handwerksbetriebe wie unseren viel zu tun. Leider sind die bürokratischen Hürden mitunter so hoch, dass sich das Arbeiten in Frankreich für uns gar nicht oder kaum lohnt", so Diwo. Das sei umso unverständlicher, da französischen Handwerksunternehmen beim Grenzübertritt deutlich weniger Steine in den Weg gelegt würden, ergänzt der Meister.

 

Hintergrund: Austausch Hintergrund Der deutsch-französische Azubi-Austausch zwischen der HWK und der damaligen Chambre de métiers et de l’artisanat de la Manche (Ärmelkanal) gibt es seit 1984. Nach der Umstrukturierung der französischen Handwerkskammern im Jahr 2021 setzte die HWK das Projekt mit der heutigen Chambre de métiers et de l’artisanat fort. Seit 1984 konnten hunderte Auszubildende aus dem Saarland und der Normandie im Rahmen der zehntägigen Begegnung die Handwerkskultur des Nachbarlandes kennenlernen. Aus dem Austausch sind Freundschaften entstanden, die zum Teil bis heute gepflegt werden. 2024 wird der Austausch mit Frankreich als Gastgeberland sein 40-jähriges Bestehen feiern.

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Text: / handwerksblatt.de

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