Platz für gewerbliche Investitionen schaffen
Die Emscher-Lippe-Region benötigt deutlich mehr Industrie- und Gewerbefläche. Das betonen Handwerkskammer Münster und IHK Nord Westfalen.
Die bekannte Forderung nach mehr Industrie- und Gewerbeflächen in der Emscher-Lippe-Region untermauern Handwerkskammer Münster und IHK Nord Westfalen aktuell mit den Ergebnissen einer gemeinsamen Umfrage, an der sich über 500 Betriebe beteiligt haben. Danach reichen die zur Verfügung stehenden Flächen nicht aus, um die Erweiterungspläne der bereits ansässigen Unternehmen umzusetzen. Für "dringend benötigte Neuansiedlungen" insbesondere von Industrieunternehmen hat die Emscher-Lippe-Region nach Einschätzung der beiden Wirtschaftskammern derzeit schlicht "zu wenig Platz". Das habe vor der Coronakrise gegolten und gelte auch danach. Etwa jedes dritte Unternehmen wollte in den vergangenen fünf Jahren den Standort verlegen oder erweitern. Von diesen 173 Betrieben konnten über vierzig Prozent ihre Vorhaben nicht umsetzen, weil keine passenden Flächen verfügbar waren. Für die kommenden fünf Jahre meldeten rund einhundert Unternehmen konkreten Bedarf an Erweiterungsflächen an.
Auftrag an Politik und Verwaltung
Beide Kammern werten das Ergebnis der Umfrage als Auftrag an Politik und Verwaltung, den mancherorts bereits eingeschlagenen Weg hin zu einer angebotsorientierten Flächenpolitik konsequent weiterzugehen. "Es gibt etliche Unternehmen, die in der Emscher-Lippe-Region investieren wollen. Wir sollten ihnen ihre Entscheidung für unsere Region durch ausreichende und geeignete Flächenangebote erleichtern", fordern Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz und IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel. "Der Mangel an geeigneten Gewerbeflächen ist ein größeres Investitionshemmnis als bislang geahnt", folgert Banasiewicz aus den "Zahlen, die das Ausmaß eines im Alltag der Wirtschaftsförderer bekannten Problems deutlich machen". Auch erfolgreiche Handwerksbetriebe hätten an ihren bisherigen Standorten im bebauten Umfeld häufig keine Erweiterungsmöglichkeiten, "finden aber immer öfter keine geeigneten neuen Standorte". Banasiewicz: "Mittelständische Handwerksbetriebe sind in der Emscher-Lippe-Region überdurchschnittlich stark vertreten – und wir wollen, dass das so bleibt."
Zukunftsprojekte und aktueller Bedarf
Für IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel belegt die Studie, wie wichtig es ist, dass Zukunftsprojekte wie "newPark" und "Freiheit Emscher-Lippe" möglichst schnell realisiert werden. "Parallel benötigen wir allerdings auch Flächen für den aktuellen Bedarf der Unternehmen", sagt Jaeckel. Außerdem müssten die regionalen Kooperationsstandorte weiter – wie angekündigt – vorangetrieben werden. Insbesondere der Mangel an Industrieflächen verhindere sonst eine dauerhafte wirtschaftliche Trendwende in der Region. "Die hohe Wertschöpfung im produzierenden Gewerbe ist der Motor, den andere Wirtschaftsbereiche brauchen, um zu wachsen oder überhaupt erst zu entstehen". Daran ändere auch die Corona-Krise nichts. Durch jeden neuen Arbeitsplatz in der Industrie entstehe mindestens ein neuer Arbeitsplatz, vor allem bei industrienahen Dienstleistungsunternehmen, betonte Jaeckel.
Motor der Mittelstandsmetropole Ruhr
Es müsse weiterhin der ehrgeizige Plan sein, die Emscher-Lippe-Region zum Motor der Mittelstandsmetropole Ruhr zu entwickeln, unterstreichen Banasiewicz und Jaeckel. Dazu müsse die Investitionsbereitschaft der Unternehmen genutzt werden. "Wenn wir es schaffen, den Flächenengpass zu beseitigen, haben wir gute Chancen, die wirtschaftliche Entwicklung mittelfristig deutlich positiver zu gestalten als in der Vergangenheit", sind sich die Wirtschaftskammern einig. Unterstützung erhalten sie von der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung (GWS mbH), die im Auftrag der beiden Wirtschaftskammern eine umfassende Gewerbeflächenstudie für die Emscher-Lippe-Region erstellt hat: "Mit einer aktiveren und vorausschauenden Flächenpolitik kann ein wesentlicher Beitrag geleistet werden, um die noch verbliebenen strukturellen Schwächen der Region zu beseitigen", resümieren die Autoren.
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Text:
Vera von Dietlein /
handwerksblatt.de
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