Abarth 500e: Alles auf Anfang
Die sportliche Fiat-Tochter Abarth fährt künftig elektrisch. Der erste Stromer ist der Abarth 500e. Ob der E-Kraftzwerg die eingefleischte Fangemeinde der italienischen Marke glücklich macht, klärt unser Fahrbericht.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Elektromobilität für Handwerk & Mittelstand
Fans der italienischen Kultmarke Abarth müssen jetzt ganz tapfer sein. Doch eigentlich hat die spezielle Ausgabe Fiat 500 alles, wonach sich die Liebhaber der sportlichen Fiat-Tochter sehnen: Ordentlich Power beispielsweise, ja sogar einen tief-brabbelnden "Motorsound", den der Abarth 500e in die Außenwelt faucht. Schließlich zählen genau diese Attribute zu den wichtigsten Kaufkriterien in der Abarth-Fangemeinde.
Allerdings hat unsere kleine Knutschkugel weder einen Auspuff, geschweige denn einen Verbrennungsmotor unter seiner kurzen Haube. Der Abarth 500e fährt nämlich rein elektrisch und ist der erste Stromer in der 74-jährigen Rennsportgeschichte rund um seinen österreichischen Firmengründer Karl (Carlo) Abarth.
Die Basis stammt vom Fiat 500e
Der straff abgestimmte Stromer verfügt über eine Reichweite von 265 Kilometern. Foto: © AbarthBei der Technik bedient sich Abarth beim ebenfalls elektrischen 500e-Bruder. Der vorne eingepflanzte Elektromotor ist im Grunde der gleiche, jedoch verfügt die heißgemachte Abarth-Version über eine andere Steuerungs-Software sowie Getriebeübersetzung. Satte 114 kW (155 PS) lautet das Resultat der Tuningmaßnahmen. Das sind im Vergleich zur bisher kräftigsten 500er-Variante mit 87 kW (118 PS) mal eben 27 kW (beziehungsweise 37 PS) mehr.
Damit erklimmt der Abarth 500e aus dem Stand die 100er-Marke in exakt sieben Sekunden und läuft mit einer Spitze von elektronisch abgeriegelten 155 km/h um fünf Kilometer schneller als das 500e-Basismodell. Die maximale Reichweite liegt beim Abarth 500e bei überschaubaren 265 Kilometern. Ist der knuffige Stromer jedoch ausschließlich in der City unterwegs, soll er es mit einer Akkufüllung bis zu 360 Km weit schaffen. Dies konnten wir auf unserer ersten kurzen Tour mit der kleinen Rennsemmel noch nicht überprüfen. Fakt ist jedoch: der Kleine bereitet einen Riesen-Spaß. Der elektrische Kraftzwerg tritt aus niedrigen Geschwindigkeiten im Vergleich zum Abarth 595 nochmals bissiger an, obwohl er mit rund 1,4 Tonnen um gut 240 Kilo schwerer ist.
Bei 155 km/h ist Schluss
Der Innenraum wurde mit Alcantara verfeinert. Foto: © AbarthGut, bei 155 Km/h endet der Vorwärtsdrang, während sein Pendant mit Benziner bis zu 218 km/h in der Spitze rennt. Dafür gibt sich der Abarth-Stromer – trotz seiner Zusatz-Kilos um einiges handlicher. Die Lenkung arbeitet präzise und vermittelt einen guten Fahrbahnkontakt, während das Fahrwerk wesentlich harmonischer über Unebenheiten abrollt. Und: Der Abarth 500e umrundet Kurven stets sicher und ist frei von jenen Lastwechselreaktionen, die der Benziner immer hatte. Die Abstimmung beim Abarth 500e bleibt zwar straff, legt dabei aber nun einen alltagtauglichen Restkomfort an den Tag. Daher wirkt der kleine Stromer sehr harmonisch und zählt zu dem Besten, was die Mannschaft von Abarth in ihrer langen Tradition jemals auf die Räder gestellt hat.
Auch der Innenraum ist mit gut konturierten Sportsitzen sowie griffigem Sportlenkrad geschmackvoll eingerichtet und alles rund ums Cockpit mit Alcantara verfeinert. Das hebt die Anmutung, doch es gibt auch im Abarth 500e genauso wie beim regulären 500e viel Hartplastik im unteren Cockpitbereich sowie unter der Mittelarmlehne. Dieses Manko macht der Soundgenerator aber locker wieder wett. Denn das künstliche, aber auch sehr frech erzeugte Motorengeräusch, welches nicht nur im Innern, sondern gerade auch von Außen deutlich wahrnehmbar ist, klingt einfach genial. Schon aus dem Stand faucht der kleine Stromer kernig und bassig und wenn er kräftig beschleunigt, posaunt er seinen Vorwärtsdrang in die Welt.
Der freche Motorsound lässt sich auch abschalten
Den agilen Abarth 500e gibt es als Limousine und Cabrio. Foto: © AbarthDer frech-rotzige Motorsound kommt einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor schon recht nah und der generierte Sound ist schon beeindruckend für ein Elektroauto. Im Vergleich dazu klingt so manch anderer Stromer eher wie eine Straßenbahn auf Extasy. Okay, das ist wie immer natürlich Geschmacksache. Wer das Brabbeln nicht mag, kann es auch abschalten und fortan herrscht die gewohnt leise-surrende Elektro-Ruhe.
Den kleinen Abarth gibt es sowohl als Limousine wie auch als Cabrio. Er startet bei 31.924 Euro (alle Preise netto), die offene Variante kostet exakt 2.521 Euro mehr. Somit liegt der Aufpreis zum herkömmlichen 500e mit ebenfalls 42 kW starkem Akku um ebenfalls jeweils rund 2.500 Euro höher. Im Unterschied zum regulären 500e mit fixem Dach ist die praktische 3+1-Türvariante für den Abarth 500e jedoch nicht lieferbar. Dies wäre jedoch für kleine Familien samt Kind wünschenswert, um den Ein- und Ausstieg nach hinten zu erleichtern. Für die Cabrio-Variante wäre außerdem noch ein Frunk unter der Motorhaube angenehm, damit die Ladekabel ordentlich verstaut werden können und nicht das ohnehin schon recht kleine 185-Liter-Gepäckabteil unnötig blockieren. Zumal wäre unter der Motorhaube noch genügend Platz für einen Frunk gewesen, der die Kabel locker aufnehmen könnte.
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Text:
Guido Borck /
handwerksblatt.de
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