"Wenn uns die vergangenen Monate etwas beigebracht haben, dann, flexibel und einfallsreich zu sein. Und darum feiern wir heute die erste, komplett digitale Meisterfeier in der Geschichte der Handwerkskammer Dortmund und gratulieren auf ungewöhnliche aber nicht minder herzliche Art. Denn leider lässt die aktuelle Situation im Moment nichts Anderes zu." Mit diesen Worten stimmte Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund, die 325 Jungmeister*innen aus ganz Deutschland sowie zahlreiche Teilnehmer im Live- Stream auf ein besonderes Event ein, das es in dieser Form noch nicht gab.
Digitale Großveranstaltung
Um der üblichen Großveranstaltung im Dortmunder Konzerthaus in nichts nachzustehen, wurde den Zuschauern ein gut gefülltes Programm geboten mit starken Worten, Bildern und Videos sowie Live-Musik, direkt aus dem Streaming-Studio im Bildungszentrum Hansemann. Im Fokus standen dabei immer die Hauptpersonen des Tages – die Meister*innen.
Videobotschaft von Dr. Joachim Stamp
In einer Videobotschaft betonte der stellvertretende Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen und Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration Joachim Stamp: "Im Namen der Landesregierung gratuliere ich allen Meisterinnen und Meistern ganz herzlich. Sie stehen dafür, dass man auch in diesen schwierigen Zeiten etwas bewegen und voranbringen kann. Sie bringen genau den Schwung und den Optimismus mit, den wir brauchen, um gut durch diese Pandemie zu kommen und einen Neustart zu schaffen in der Zeit danach. Die Landesregierung wird sich auch in Zukunft dafür einsetzen, dass das Handwerk als Motor für Wohlstand und Innovation die besten Bedingungen für Wachstum und Weiterentwicklung in Nordrhein-Westfalen hat."
Im Interview mit Moderatorin Sabine Ziemke sprachen HWK-Präsident Berthold Schröder und HWK-Hauptgeschäftsführer Carsten Harder unter anderem über die intensive Suche nach Fach- und Nachwuchskräften. "Im Kammerbezirk hatten wir Ende 2020 ein Defizit von 12,3 Prozent (-496 Ausbildungsverhältnisse) bei den neu abgeschlossenen Lehrverträgen", so Schröder. Gründe dafür seien beispielsweise weiterwachsendes Interesse an akademischer Bildung, demografische Entwicklungen und, natürlich, die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Schröder: "Viele persönliche Wege, auf denen man Jugendliche erreicht, wie in Schulen, durch Praktika oder auf Berufsorientierungsmessen, sind momentan nicht oder kaum zugänglich. Dabei ist die Ausbildungsbereitschaft unserer Betriebe ungebrochen. Wir müssen umdenken und neue, digitale Möglichkeiten der Begegnung schaffen. Wenn wir heute nicht ausbilden, wird sich dieser Mangel weiter verschärfen und dann fehlen uns nicht nur dringend benötigte Experten, sondern auch diejenigen, die Betriebe übernehmen oder neu gründen."
Breitbandausbau notwendig
Bei der Digitalisierung werde der Veränderungsdruck für die Betriebe weiter zunehmen, so der HWK-Präsident. Hier komme es in den nächsten Jahren darauf an, die Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation von Seiten der HWK Dortmund bestmöglich zu unterstützen. "Neben zahlreichen Beratungs-, Aus-, Fort- und Weiterbildungsangeboten ist aber auch ein flächendeckender Breitbandausbau von Nöten, damit die Betriebe das volle Potential der Digitalisierung nutzen können", sagte er. Corona habe zudem gezeigt, dass vor allem die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung einen Schub benötige.
In der aktuellen Pandemie-Situation habe das Handwerk trotzt aller Hürden als stabilisierendes Element in der Krise fungiert und unter Beweis gestellt, dass Arbeitsplätze weitestgehend krisensicher seien, hob HWK-Hauptgeschäftsführer Carsten Harder hervor. "Nicht zuletzt wegen seiner stabilen Konjunktur vor der Pandemie konnte das Handwerk in vielen Bereichen auf volle Auftragsbücher und Reserven zurückgreifen. Viele Handwerker arbeiteten durch, auch wenn andere Handwerksbranchen stark unter den Corona-Einschränkungen gelitten haben wie die Friseure, Kosmetiker, der Kfz-Verkauf oder das Lebensmittelhandwerk." Da das Handwerk zum größten Teil aus kleinen und mittleren Betrieben bestehe, sei der innerbetriebliche Zusammenhalt zudem sehr stark.
Videos der Jahresbestmeister*innen
Für die Bestmeister*innen, die normalerweise live auf der Bühne geehrt werden, hat man sich etwas Besonderes einfallen lassen: Die 4 Bestmeisterinnen und 14 Bestmeister des Prüfungsjahrgangs 2020 wurden vorab mit Foto- und Videokamera besucht. Die Videos wurden beim Live- Stream gezeigt.
Carsten Gerrit Renker, Dachdeckermeister aus Wuppertal, wurde als bester Bestmeister mit einem Scheck der Dortmunder Volksbank geehrt, überreicht vom Vorstandsvorsitzenden Martin Eul. Im Namen des Soroptimist Clubs Dortmund überreichte Präsidentin Dr. Monika Goldmann einen Scheck an Orthopädietechnikermeisterin Cora Weimer aus Fernwald. Beides wurde in Filmen gezeigt, die vor der Meisterfeier gedreht worden waren.
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Text:
Kätrin Brillowski /
handwerksblatt.de
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