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Zahl der Firmenpleiten steigt: 11.000 Insolvenzen im ersten Halbjahr 2024

Die Zahl der Firmenpleiten hat den höchsten Stand seit 2015 erreicht. Im ersten Halbjahr 2024 registrierte Creditreform 11.000 Unternehmensinsolvenzen. Vor allem Dienstleister hat es getroffen.

8.470 Unternehmen mussten im ersten Halbjahr 2024 Insolvenz anmelden. Das ist der höchste Stand seit fast zehn Jahren, meldet Creditreform - und es sind 30 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahreszeitraum. "Die Unternehmen kämpfen weiter gegen die Auswirkungen der Rezession in 2023, anhaltende Krisen und die kraftlose konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr", sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. "Das alles zusammengenommen bricht vielen Betrieben das Genick."

Prominente Großinsolvenzen waren die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die schon mehrfach innerhalb kürzester Zeit Insolvenz anmelden musste, und der Reisekonzern FTI. Schätzungsweise 133.000 Beschäftigte waren im ersten Halbjahr von einer Insolvenz des Arbeitgebers betroffen. Die meisten arbeiteten in Unternehmen mit durchschnittlich zwölf Mitarbeitern. Bei Großinsolvenzen waren aber auch mehrere Tausend Beschäftigte betroffen.

Laut Creditreform war die GmbH mit einem Anteil von 44,2 Prozent zuletzt stärker im Insolvenzgeschehen vertreten als früher. Insolvenzen von Einzelunternehmen und Kleingewerben seien hingegen rückläufig (37,4 Prozent). Zehn Prozent der Insolvenzfälle hatten demnach die Rechtsform UG (haftungsbeschränkt).

Den Schaden für die Gläubiger, also zum Beispiel Lieferanten, Kreditgeber und Sozialversicherungen, schätzt Creditreform auf insgesamt 19 Milliarden Euro - sechs Milliarden mehr gegenüber dem ersten Halbjahr 2023.

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Die Mehrzahl der Insolvenzfälle waren im Dienstleistungssektor

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"In allen vier Hauptwirtschaftsbereichen stiegen die Insolvenzzahlen mit zweistelligen Prozentraten. Der Anstieg reichte von 20,4 Prozent im Handel bis zu 34,9 Prozent im Dienstleistungssektor. Im Baugewerbe stieg das Insolvenzaufkommen um 27,5 Prozent, was ein deutlich stärkeres Plus war als im Vorjahr und von der Baukrise beeinflusst worden sein dürfte. Die überwiegende Mehrzahl der Insolvenzfälle (59,1 Prozent) gehört jedoch zum Dienstleistungssektor", berichtet Creditreform. Eine "echte Herausforderung" sei aktuell das Thema Unternehmensfinanzierung.  "Selbst nachdem die Europäische Zentralbank  Anfang Juni die angekündigte Zinswende vollzogen hat, dürften die Unternehmensinsolvenzen noch bis Jahresende zunehmen und im Gesamtjahr erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau übersteigen", warnt Hantzsch. 

Gerade bei größeren Unternehmen gebe es gerade ein "dynamisches Insolvenzgeschehen". Viele Unternehmen hätten  ein Schuldenproblem und könnten "aufgrund der schlechten Wirtschaftslage den Zahlungsverpflichtungen aus eigener Finanzkraft derzeit kaum nachkommen".

Auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen sei um 6,7 Prozent auf 35.400 Fälle gestiegen. Eine Ursache dafür sei die Novelle des Verbraucherinsolvenzrechts von Ende 2020, die Privatpersonen eine schnellere Restschuldbefreiung ermöglicht und das Verfahren für Schuldner so interessanter mache.

Quelle: Creditreform

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Text: / handwerksblatt.de

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