Es kommt nicht oft vor, dass Handwerksbetriebe ihr Erscheinungsbild, ihr Corporate Design, ändern. Und wenn, dann wird vielleicht das Logo etwas modernisiert oder der Fuhrpark bekommt einen frischeren Look. Die Menge GmbH, ein alteingesessenes Bestattungsunternehmen in Duisburg und Gelsenkirchen, hat einen radikalen Schritt gewagt und alles neu gestaltet. Vom Logo, das an ein gotisches Kirchengewölbe erinnert, über die Visitenkarten und Prospekte bis zum Internetauftritt.
Das neue Markenbild, das in eleganter Art Tradition mit Moderne verbindet, kann sich sehen lassen, fanden auch anerkannte Designgrößen.
Foto: © Menge GmbHDer Handwerksbetrieb hat gleich vier renommierte Designpreise innerhalb eines Jahres gewonnen, zuletzt den Red Dot Award für Kommunikationsdesign - einen der größten internationalen Designwettbewerbe und ein weltweit anerkanntes Siegel für herausragende Leistungen in der Designbranche. "Das hat noch kein Bestatter weltweit vor uns geschafft", erzählt Geschäftsführer und Bestattermeister Stefan Menge.
Das Ergebnis kann man vom 8. April bis 29. Mai im Red Dot Design Museum in Essen sehen. In der Sonderausstellung "World’s Best Communication Design 2021" werden die Arbeiten der Gewinner aus aller Welt gezeigt. Darunter auch das neue CD des Bestattungshauses Menge.
Sonderausstellung "World’s Best Communication Design 2021"Mit der Ausstellung "World’s Best Communication Design 2021" zeigt das Red Dot Design Museum in Essen vom 8. April bis zum 29. Mai 2022 Arbeiten aus dem Bereich Kommunikationsdesign, die aus mehr als 30 Ländern stammen: Bücher, Werbespots und Plakate, Apps, Websites und Verpackungen. Alle präsentierten Arbeiten wurden beim Red Dot Award: Brands & Communication Design 2021 ausgezeichnet. Darunter auch die Menge Gruppe.
Das Unternehmen ist kontinuierlich gewachsen
Doch der Reihe nach. Notwendig geworden war das neue Erscheinungsbild, weil das Unternehmen in den letzten 30 Jahren kontinuierlich gewachsen ist. "Zu unserem Unternehmen zählen mittlerweile acht Standorte in Duisburg und Gelsenkirchen, eine ehemalige Kirche und ein eigener Urnenfriedhof", berichtet Bestattermeister Stefan Menge.
Das neue Logo erinnert an ein gotisches Kirchengewölbe und greift die Anfangsbuchstaben der zur Menge Gruppe gehörenden Bestattungshäuser auf. Foto: © Menge GmbH2009 hat Stefan Menge den Betrieb in vierter Generation von seinem Vater Bernd übernommen, der dann 2018 in Rente gegangen ist. 2019 stieg sein Stiefbruder Simon Urbanski, auch er ist Bestatter, in die Geschäftsführung ein. Beide Ehefrauen sind ebenfalls im Familienbetrieb tätig. Miriam Menge als Prokuristin und Verena Urbanski als Verantwortliche für den technischen Bereich und Hygiene.
Die Menge GmbH hat über die Jahre mehrere familiengeführte Bestattungsunternehmen in Duisburg und Gelsenkirchen übernommen, bei denen der eigene Nachwuchs fehlte. Diese Häuser wurden in die bestehende Unternehmensstruktur integriert aber nicht umfirmiert. "Das Bestattungshaus Bergermann besteht seit 1873 in Gelsenkirchen-Buer, das kann man nicht einfach umbenennen", meint Stefan Menge.
Neue Dachmarke für die Bestattungshäuser
Also haben sich die Menges überlegt, ein gemeinsames Erscheinungsbild, quasi eine Dachmarke, für die Bestattungshäuser zu schaffen, ohne deren Namen ändern zu müssen. "Wir wollen unseren Kunden nach außen zeigen, dass wir ein Familienverbund sind."
An dieser Stelle kommt der dritte Bruder ins Spiel: Michael Menge ist selbstständiger Mediendesigner in Duisburg. Seine Firma "oppa franz GmbH" zählt zu den 50 kreativsten Agenturen in Deutschland.
Rund zwei Jahre erarbeitete er gemeinsam mit seinen Brüdern die neue Corporate Identity einschließlich eines kompletten Marken-Relaunches. Sie haben das gesamte Erscheinungsbild des Unternehmens auf den Kopf gestellt und sogar die bekannte Firmenfarbe rot zu blau-gold geändert.
Weil sie von dem Ergebnis und ihrem Konzept so überzeugt waren, entschlossen sich die Brüder, ihr Werk bei verschiedenen Design-Wettbewerben einzureichen. Für Marken wie BMW, Mercedes, Ferrari, Braun oder JBL sei das nichts Ungewöhnliches – für einen Bestatter schon, meint Stefan Menge.
Vier Designpreise in einem Jahr
Foto: © Red Dot GmbH & Co. KGUnd sie gewannen sie alle innerhalb eines Jahres: den Corporate Design Preis, den European Design Award, den iF Design Award und schließlich den Red Dot Award. "Wir haben uns bei der internationalen Jury gegen Unternehmen wie Audi oder LG durchgesetzt. Darauf sind wir stolz", erzählt Stefan Menge.
Es habe zwar schon Red Dot Awards für Urnen oder Särge gegeben, aber weltweit nicht für ein Markenbild im Bestatterhandwerk. "Jedenfalls nicht, soweit sich das in den schriftlichen Aufzeichnungen überprüfen lässt", meint Menge.
Hohen Qualitätsanspruch zeigen
Foto: © Menge GmbHDas Unternehmen, das sich in einer Handwerksbranche bewegt, die nicht geschützt ist, möchte mit seinem neuen Erscheinungsbild auch den hohen Qualitätsanspruch nach Außen zeigen. Das Unternehmen legt großen Wert auf Aus- und Weiterbildung und beschäftigt aktuell drei Auszubildende.
Bernd Menge, Enkel des Firmengründers, war Anfang der 90er Jahre Deutschlands erster Thanatopraktiker (Einbalsamierer). "Wir Bestatter versuchen seit Jahren in die Anlage A der Handwerksordnung zu kommen, aber auch bei der letzten Reform ist uns das nicht gelungen", berichtet Stefan Menge.
Mit der Folge, dass sich jeder Ungelernte Bestatter nennen dürfe, was der Handwerksmeister für bedenklich, wenn nicht sogar für gefährlich hält. Die handwerklichen Bestatter müssten sich in dem Umfeld mit hoher Qualität behaupten.
Die rund 70 Mitarbeiter der Menge Gruppe hätten die verschiedensten Weiterbildungen, etwa zur Totenumsorgung oder Trauerpsychologie, berichtet der Unternehmer. Sogar einen eigenen Urnenfriedhof habe man und eine ehemalige Kirche in Gelsenkirchen-Horst wird für Trauerfeierlichkeiten genutzt. Dass das alles zusammengehört, erkennen die Kunden jetzt an dem gemeinsamen Markenbild.
Das Bestatterhandwerk Rund 3.200 Bestattungsunternehmen (mit Filialen rund 4.800) in ganz Deutschland sind im Bundesverband Deutscher Bestatter e.V. vertreten. Das entspricht laut Verband etwa als 85 Prozent aller deutschen Bestatter. In Deutschland darf nahezu jeder ein Gewerbe als Bestatter anmelden, da das Gewerk nicht Teil der Anlage A der Handwerksordnung, also nicht meisterpflichtig, ist. Deshalb ist es eine zentrale Aufgabe des Bestatterverbandes, Qualitätsstandards im Bestattungshandwerk zu verankern. Seit 2003 gibt es den Ausbildungsberuf der "Bestattungsfachkraft" und seit 2010 die Fortbildung zum "Bestattermeister". Darüber hinaus bietet der Verband verschiedene Fortbildungen und Seminare an, etwa die zum geprüften Thanatopraktiker, zum Bestattungsvorsorgeberater oder zum Thema Trauerpsychologie.
Über den Red Dot Award: Foto: © Red Dot GmbH & Co. KGUm die große Vielfalt an Produkten und Projekten im Bereich Design angemessen zu bewerten, gliedert sich der Red Dot Design Award in die drei Disziplinen: Red Dot Award - Product Design, Red Dot Award - Brands & Communication Design und Red Dot Award - Design Konzept.
Mit rund 20.000 Einreichungen ist der Red Dot Award nach eigenen Angaben einer der größten Designwettbewerbe der Welt. In den 1990er Jahren entwickelte Prof. Dr. Peter Zec, CEO von Red Dot, den Namen und die Marke des Preises.
Seitdem ist die Auszeichnung "Red Dot" ein international hoch angesehenes Siegel für herausragendes Design. DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale DHB registrieren!
Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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