Neue DIN stellt Trittschallschutz nicht sicher
Die neue DIN 4109-5:2020 sorgt für Unsicherheit beim Schallschutz. Ihr Zielwert bildet den tieffrequenten Bereich unter 100 Hz nicht ab. Eine Verbesserung des Trittschallschutzes ist damit nicht gewährleistet, warnt Holzbau Deutschland.
In vielen Ausführungsunterlagen und Bauverträgen findet sich als Anforderung häufig die Formulierung "erhöhter Schallschutz nach DIN 4109:1989 Bbl. 2". Mit Erscheinen der DIN 4109-5:2020, die in den Fach- und Verkehrskreisen umstritten ist, wird diese DIN nun ersetzt. Die neue DIN 4109-5:2020 trägt den Titel "Schallschutz im Hochbau – Teil 5: Erhöhte Anforderungen".
Frequenzen unter 100 Hz nicht berücksichtigt
Die Definition der erhöhten Anforderung nach DIN 4109-5:2020 basiert allerdings "nur" auf einer Erhöhung der Anforderungswerte im Bereich des Normauswertebereiches von 100 Hz bis 3150 Hz. Hierbei ist Vorsicht geboten! Ohne die Berücksichtigung der Frequenzen unter 100 Hz (z.B. Trittschallgeräusche) ist auch bei Einhaltung der sogenannten "erhöhten Anforderungen" nach DIN 4109-5:2020 eine wahrnehmbare Verbesserung des Schallschutzes für die Nutzer nicht sichergestellt.
Dies gilt auch trotz "strengerer" Anforderungen der DIN 4109-5:2020. Denn obwohl der Zielwert des bewerteten Trittschallpegels L’n,w < 45 dB der DIN 4109-5:2020 um 1 dB besser erscheint als der L’n,w < 46 dB des Komfort-Schallschutzniveaus nach "Informationsdienst Holz: Schallschutz im Holzbau | Grundlagen und Vorbemessung", bildet der normative Zielwert nicht den tieffrequenten Bereich unter 100 Hz ab, der durch den Spektrumanpassungswert Ci50-2500 beim Komfort- Schallschutzniveau mit Ln,w + Ci50-2500 < 47 dB berücksichtigt wird.
Ein entscheidender Unterschied bei der Zielwertdefinition, der den für den Nutzer wahrnehmbaren Schallschutz erheblich beeinflusst. Die Zielwertdefinition inklusive der Berücksichtigung der tiefen Frequenzen nach dem Komfort-Schallschutzniveau bildet die akustische Realität besser ab.
Praxistipp
Bei Verträgen oder Leistungsbeschreibungen mit "erhöhten Anforderungen" nach DIN 4109-5:2020 sollte der Auftragnehmer immer die Frage stellen, ob "nur" erhöhte Anforderungen nach DIN 4109-5:2020 oder eine wahrnehmbare Verbesserung des Schallschutzes das Ziel ist. Hier sollte eine klärende Abstimmung mit dem Auftraggeber erfolgen.
Planung sollte lieber "BASIS+" oder "Komfort" beinhalten
Im Bereich der Planung wird von der reinen Vorgabe erhöhter Werte im Normauswertebereich nach DIN 4109-5:2020 abgeraten. Der Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V., der Deutsche Holzfertigbau-Verband e.V. und Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister empfehlen die Anwendung der Schallschutzniveaus mindestens "BASIS+" hinsichtlich der tiefen Frequenzen beim Trittschall oder "Komfort" der Schrift "Informationsdienst Holz: Schallschutz im Holzbau , Grundlagen und Vorbemessung" holzbau handbuch , Reihe 3 , Teil 3 , Folge 1 .
Änderungsblatt zur Norm ist in Arbeit
Zur DIN 4109-5:2020 gab es ein Schlichtungsverfahren der Fach- und Verkehrskreise, welches keinen Einfluss mehr auf die Veröffentlichung der Norm hatte, aber zur Folge hat, dass der verantwortliche Normenausschuss NA 005-55-74 AA des Deutschen Instituts für Normung (DIN) zeitnah mit der Bearbeitung eines Änderungsblattes zur DIN 4109-5 beginnen soll. Ziel ist, dass bei den Anforderungen von Decken in Leichtbauweise (etwa Neubau von Holzbalken-, Brettstapel- oder Brettsperrholzdecken) der tieffrequente Bereich normativ berücksichtigt werden kann. Siehe > Tabelle 2, Normative Anforderung und Empfehlung für wichtige Zielwerte.
Schallschutz> Hier können Sie das Holzbau-Handbuch "Schallschutz" kostenlos herunterladen
Quelle: Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes
Text:
Anne Kieserling /
handwerksblatt.de
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