Rainer Spiering hat fast 30 Jahre lang an einer berufsbildenden Schule unterrichtet. Mit dem Berufsschulpakt will der SPD-Politiker deren Leistungen stärker in den Fokus rücken.

Rainer Spiering hat fast 30 Jahre lang an einer berufsbildenden Schule unterrichtet. Mit dem Berufsschulpakt will der SPD-Politiker deren Leistungen stärker in den Fokus rücken. (Foto: © Marco Urban / www.marco-urban.de)

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Nationaler Pakt für Berufsschulen

Betriebsführung

Sie nehmen alle mit – vom Förderschüler über Flüchtlinge bis zum Gymnasiasten. Damit die berufsbildenden Schulen den steigenden Ansprüchen gerecht werden, muss mehr investiert werden.

Um die duale Ausbildung zu stärken und die Berufsschule als Lernort wieder attraktiver zu machen, fordert die SPD-Bundestagsfraktion einen Berufsschulpakt von Bund und Ländern. Ihr Katalog umfasst sechs Punkte. Der Verfasser des Papiers, der Osnabrücker SPD-Politiker Rainer Spiering, erläutert im Interview mit unserer Zeitung die Gründe für solch einen Pakt.

DHB: Herr Spiering, warum fordern Sie einen Berufsschulpakt?
Spiering: Das hat etwas mit meinem beruflichen Werdegang zu tun. Im Herbst 2013 bin ich als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag gewählt worden. Davor war ich 27 Jahre lang als Berufsschullehrer tätig und habe junge Industrie- und Zerspanungsmechaniker in den Fächern Metallwissenschaft und Sport unterrichtet. Mit der Zeit hat sich jedoch viel getan. Früher haben wir uns im Unterricht ausgiebig über den Gebrauch einer Feile unterhalten. Nun erfassen wir an den beruflichen Schulen komplexe Systeme, die Ausbildungsinhalte sind in Lernfelder unterteilt und die Auszubildenden wickeln gemeinsam im Team einen Arbeitsauftrag ab. Den gestiegenen Ansprüchen müssen die Lehrerinnen und Lehrer an unseren beruflichen Schulen gerecht werden.

DHB: Was bezwecken Sie mit einem Berufsschulpakt?
Spiering: Ich möchte die Leistungen der berufsbildenden Schulen stärker in den Fokus des öffentlichen Interesses rücken. Die Lehrerinnen und Lehrer dort liefern täglich eine tolle und aufopferungsvolle Arbeit ab. Die Berufsschule ist die größte und integrativste Schulform, die wir in Deutschland haben. Für jeden Lehrer ist es selbstverständlich, dass in seiner Klasse sowohl Förderschüler als auch Gymnasiasten sitzen. Und dann sind da noch die 270.000 jungen Menschen, die sich im Übergangssystem befinden. Um die meisten von ihnen kümmern sich die berufsbildenden Schulen. Was vielen in unserem Land entgeht: Das Berufsschulwesen ist unaufgeregt. Es macht verlässlich, meist ohne zu murren, seinen Job – obwohl an etlichen Standorten Lehrer fehlen und Überstunden anfallen. Junge Menschen werden in der Schule, aber auch vom Betrieb dazu angehalten, im Team zu arbeiten.

DHB: Wertschätzung alleine dürfte nicht reichen. Vermutlich müsste auch mehr investiert werden.
Spiering: Wir reden so viel darüber, wie gut unser duales Ausbildungssystem ist. Dann müssen wir auch willens sein, Geld dafür auszugeben. Die Ausstattung der Schulen ist eine kommunale Aufgabe. In einigen Regionen gibt es aber Städte und Gemeinden, denen die finanziellen Mittel fehlen, um ihre berufsbildenden Schulen mit neuester Technik auszustatten oder sie baulich in Schuss zu halten. Auszubildende aus wirtschaftlich schwachen Regionen werden damit gegenüber jungen Menschen aus prosperierenden Gegenden benachteiligt. Das Grundgesetz schreibt aber vor, dass die Lebensbedingungen in Deutschland möglichst gleich sein sollen. Um in ganz Deutschland vernünftige Bedingungen zu schaffen, brauchen wir einen nationalen Investitionspakt für die beruflichen Schulen. Im aktuellen Bundeshaushalt ist noch Luft.

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DHB: Die Forderungen für einen Berufsschulpakt sind gestellt. Wie geht es jetzt weiter?
Spiering: Das Papier ist durch alle Gremien der SPD gegangen, so dass wir uns im Wahlkampf intensiv damit beschäftigen können.

DHB: Bis Herbst 2017 passiert also nichts?
Spiering: Im Gegenteil. Man könnte sofort etwas machen. Seit 2014 fördern Bund und Länder die Qualitätsoffensive Lehrerbildung. 500 Millionen Euro wurden dafür bereitgestellt. Davon sollen bislang nur 300 Millionen Euro abgeflossen sein. Die restlichen Mittel könnten wir in eine Qualitätsoffensive Berufsschullehrerausbildung stecken. Auch bei den diversen Investitionsprogrammen für Bau und Sanierung kann Geld in Richtung Berufsschulen gelenkt werden. Dafür bedarf es des politischen Willens aller – auch des Koalitionspartners.

Das Interview führte Bernd Lorenz.

Die Arbeitsgruppe Bildung und Forschung der SPD-Bundestagsfraktion hat vor den Sommerferien ein Eckpunktepapier zur Qualitätssteigerung des Lernortes Berufsschule vorgelegt. Darin werden sechs Forderungen an einen Berufsschulpakt von Bund und Ländern gestellt: Qualitätsoffensive Berufsschullehrerausbildung aufbauen, Begabtenförderung beim Berufsschullehreramt ausbauen, Bildungsforschung im Bereich der Berufsschulen stärken, technologische und bauliche Ausstattung der Berufsschulen für die Ausbildung 4.0, Berufsschulnetze mit regionalen Ausbildungszentren aufbauen und die Integration von benachteiligten Jugendlichen in die berufliche Ausbildung stärken.

Text: / handwerksblatt.de

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