Handwerk warnt: "Es ist fünf nach zwölf"
Düstere Aussichten: Die Bundesregierung rechnet im kommenden Jahr mit einer Rezession. Das Handwerk erwartet deshalb schnell einen wirksamen Schutzschirm. Für viele Betriebe sei es schon jetzt "fünf nach zwölf", so ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke.
Die Ampelkoalition geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine im laufenden Jahr nur noch um 1,4 Prozent wächst. Im kommenden Jahr könnte sie sogar um 0,4 Prozent schrumpfen.
"Zentraler Grund für die Abwärtskorrektur gegenüber der Frühjahrsprojektion ist der Stopp russischer Gaslieferungen. Dadurch befinden sich die Energiepreise weiterhin auf einem sehr hohen Niveau", so Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der die Herbstprojektion vorstellte. Noch im Frühjahr hatte man mit einem Zuwachs des Bruttoinlandproduktes um 2,2 Prozent in 2022 und 2,5 Prozent im nächsten Jahr gerechnet.
Die hohen Preise würden die Industrieproduktion bremsen – vor allem in energieintensiven Bereichen. Der Kaufkraftverlust hinterlasse auch Spuren im privaten Konsum, der im nächsten Jahr rückläufig sein dürfte.
Inflationsrate liegt bei 8,0 Prozent in 2022
Die Verbraucherpreise würden weiter auf einem hohen Niveau bleiben. Die geplante Gaspreisbremse soll den Preisanstieg dämpfen. Die Bundesregierung prognostiziert eine Inflationsrate von 8,0 Prozent im Jahr 2022 und 7,0 Prozent im Jahr 2023. Ohne die Gaspreisbremse würde die Inflationsrate sogar deutlich höher ausfallen.
Der Bundeswirtschaftsminister betonte, dass es jetzt wichtig sei "über die Not des Tages hinauszublicken". Neben der akuten Krisenhilfe müsse man "mit Wucht aus dieser Krise heraus investieren und den Weg zur Klimaneutralität konsequent beschreiten".
Handwerk fordert schnelles Hilfsprogramm für die Betriebe
Angesichts dieser düstern Aussichten bekräftigt das Handwerk seine Forderung nach einem umfassenden und zügigen Hilfsprogramm für die Betriebe. Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) sagte: "Die aktuelle Konjunkturprognose der Bundesregierung zeigt deutlich, dass es für zahlreiche Handwerksbetriebe bereits sprichwörtlich fünf nach zwölf ist. Wenn die Bundesregierung nicht ganz schnell einen wirksamen Schutzschirm aufspannt, der auch kleine und mittlere Unternehmen schützt, werden viele den Winter nicht überleben."
"Die Übernahme einer Abschlagszahlung reicht nicht aus"
Ein reihenweises Sterben von Handwerksbetrieben hätte aber "massive Folgen nicht nur für die anstehenden Transformationsaufgaben, sondern auch für die weitere wirtschaftliche Entwicklung in unserem Land", warnt Schwannecke. Es seien die vielen mittelständischen Betriebe, die unsere Wirtschaft am Laufen halten. "Stockt dieser Motor, wird die Konjunktur nicht wieder so schnell anspringen."
Die vorgeschlagenen Entlastungsinstrumente würden grundsätzlich in die richtige Richtung gehen, kämen aber viel zu spät und würden die Belastungssituation der Betriebe nicht ausreichend erfassen.
"Betriebe und Beschäftigte sind auf eine schnellstmögliche Umsetzung der von uns seit langem geforderten Gas- und Strompreisbremse sowie besonders die energieintensiven Betriebe auf direkte Härtefallhilfen noch in diesem Jahr angewiesen. Die Übernahme einer Abschlagszahlung reicht für sie nicht aus."
Quellen: BMWK; ZDH
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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