Auf der Abschlussveranstaltung des Verbundprojekts "DigiWerk" in Düsseldorf stellten sich Alfred Jansenberger vom Fachverband SHK NRW (r.), Alexander Ditgen vom SHK-Betrieb Beck Jacobs GmbH (2.v.r.), Gerald Bax von Label Software und Saskia Kaiser von der Heinrich-Heine-Universität den Fragen des Publikums. (Foto: © Daams/FVSHK NRW)

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Forschung und Handwerk entwickeln Digitalisierungsleitfaden

Im Rahmen des Verbundprojekts "DigiWerk" haben der Fachverband SHK NRW, drei Betriebe und zwei Unis einen Online-Ratgeber entwickelt, wie sich Prozesse komplett digitalisieren lassen. Das Ergebnis dürfte auch andere Gewerke interessieren.

Digitalisierung geht weit über den Kauf eines Computerprogramms hinaus. "Viele unserer Betriebe nutzen eine sehr ausgefeilte Branchensoftware-Lösung, aber die wenigsten schöpfen das Potenzial digitaler Prozesse komplett aus", sagt Alfred Jansenberger. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Sanitär, Heizung, Klima NRW macht dies an zwei Beispielen fest. Großhändler senden ihren Kunden eine elektronische Rechnung mit dem Format "ZUGFeRD", doch nur ein sehr geringer Teil der SHK-Betriebe verarbeite sie digital weiter. Auch bei der Erfassung der Stundenzettel liege noch einiges im Argen. 

Prozessorientierter denken

Als Begründung führt Jansenberger an, dass zu stark aufgabenorientiert und nicht prozessorientiert gedacht wird. "Wenn sich die Betriebe nur punktuell auf einzelne Aufgaben wie Angebots- oder Rechnungsstellung beschränken, dann verzichten sie auf ganz viele Vorteile. Sie sollten aber möglichst den ganzen Prozess – von der ersten Kontaktaufnahme des Kunden bis zur Ablage des abgeschlossenen Projekts – über ihre Software-Lösung abbilden können", verdeutlicht er. Wie dies funktionieren kann, hat der Fachverband SHK NRW im Rahmen des Verbundprojekts "DigiWerk" (siehe Info-Kasten) zusammen mit drei Innungsbetrieben und zwei Universitäten erforschen lassen.

Ergebnisse von "DigiWerk"

Podiumsdiskussion am Ende der Abschlussveranstaltung des Verbundprojekts DigiWerk Foto: © Daams/FVSHK NRWPodiumsdiskussion am Ende der Abschlussveranstaltung des Verbundprojekts DigiWerk Foto: © Daams/FVSHK NRW

Im Juni haben Betriebsinhaber und Forscher ausgewählte Ergebnisse auf der Abschlussveranstaltung des Verbundprojekts "DigiWerk" im Haus der Universität in Düsseldorf vorgestellt. Zentrales Element der dreieinhalbjährigen Forschungs- und Entwicklungsarbeit ist ein Digitalisierungsleitfaden.

Der Online-Ratgeber setzt sich aus Artikeln zu Themen wie IT-Projekte, Prozessoptimierung, Teamführung oder psychischer Belastungen durch die Digitalisierung, aber auch aus Praxisbeispielen, Link-Tipps, Checklisten und Podcasts zusammen. Sie sind gebündelt im Internet zu finden.

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Hilfe zur Selbsthilfe

Der Digitalisierungsleitfaden soll Hilfe zur Selbsthilfe sein. "Jeder kann sich das herauspicken, was ihn anspricht", erklärt Alfred Jansenberger. Man könne das Material etwa ausdrucken, durcharbeiten und anschließend mit seinem Steuerberater oder Softwareanbieter durchsprechen.

Auch andere Gewerke profitieren

Von den Ergebnissen des Projekts "DigiWerk" profitieren jedoch nicht nur die Betriebe des SHK-Handwerks. Themen wie Telefonsekretariat, Online-Terminvereinbarung oder die Auswahl einer Softwarelösung, mit denen wir uns im Rahmen des Verbundprojekts beschäftigt haben, dürften auch andere Gewerke interessieren", ist der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK NRW überzeugt.  

Verbundprojekt "DigiWerk" An dem Verbundprojekt "Die digitale Zukunft im Handwerk gestalten: Entwicklung, Erprobung und Implementierung eines betrieblichen Handlungskonzepts" (DigiWerk) haben sich Akteure aus verschiedenen Bereichen beteiligt. Aus dem Handwerk waren der Fachverband Sanitär, Heizung, Klima NRW sowie die SHK-Unternehmen Beck Jacobs GmbH (Düsseldorf), Schöllgen Haustechnik GmbH (Alfter) und Stamos GmbH (Grevenbroich) vertreten. Von Seiten der Forschung haben die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit dem Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre (insbesondere Arbeit, Personal und Organisation), dem Institut für Medizinische Soziologie, dem Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin sowie dem Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie und Arbeitspsychologie und die Universität zu Köln mit dem Stiftungslehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre (insb. Managementlehre für Nicht-Wirtschaftswissenschaftler) an dem Projekt mitgearbeitet. Darüber hinaus zählten die K12 Agentur für Kommunikation und Innovation GmbH und Label Software Gerald Bax GmbH zu den Projektpartnern. Finanziell gefördert wurde "DigiWerk" aus Mitteln des Bundesbildungsministeriums und des Europäischen Sozialfonds.

Sehr gute Zusammenarbeit

Foto: © Daams/FVSHK NRWFoto: © Daams/FVSHK NRW

Handwerk und Hochschule sind in der Regel zwei verschiedene Welten. Während des Verbundprojekts "DigiWerk" haben beide Seiten aber wohl immer besser zueinandergefunden. "Die Zusammenarbeit hat sich im Laufe der Zeit sehr gut entwickelt", resümiert Alfred Jansenberger. Bis zum Einsetzen der Corona-Pandemie habe es viele persönliche Begegnungen gegeben. Danach wurde die Kommunikation per Videokonferenz aufrechterhalten.

Respekt und Hochachtung fürs Handwerk

Den Vertretern aus dem SHK-Gewerbe scheint es dennoch gelungen zu sein, den Blick der Akademiker auf das Handwerk positiv zu verändern. "Ich habe sehr viele erstaunte Gesichter gesehen, wie vielfältig und anspruchsvoll, aber auch körperlich und psychisch belastend die Arbeit von SHK-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Büro und vor Ort beim Kunden sein kann." 

Das Verbundprojekt "DigiWerk" endet im September. Damit ist die Arbeit am Internetauftritt und am Digitalisierungsleitfaden allerdings noch längst nicht abgeschlossen. "Wir haben uns einen guten Grundstock aufgebaut, den wir auch weiterhin pflegen und mit für das SHK-Handwerk relevanten Inhalten bestücken werden", sagt Alfred Jansenberger. 


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Text: / handwerksblatt.de

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