Das Handwerk hofft ein schnelles Ende des Krieges in der Ukraine.

Das Handwerk hofft ein schnelles Ende des Krieges in der Ukraine. (Foto: © ostill/123RF.com)

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Ukraine: Der Krieg trifft auch das Handwerk

Das Handwerk verurteilt den Angriff Russlands auf die Ukraine. Er verursache unfassbares Leid für die dort lebenden Menschen und habe schon jetzt spürbare Folgen für die Betriebe in Deutschland.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine schockiert die Welt, Europa und Deutschland. Viele Jahre schien es undenkbar, dass ein solcher Krieg wieder auf europäischem Boden ausbrechen könnte. Die Folgen, die der Konflikt nach sich zieht, sind katastrophal. Betroffen sind zuallererst die Menschen in der Ukraine, die um ihr Leben fürchten müssen oder es im schlimmsten Fall verloren haben. Daneben gibt es große Zerstörungen in den ukrainischen Städten. Auch für Deutschland bleibt der Krieg nicht folgenlos. Gerade in der Außen- und Sicherheitspolitik gibt es bereits große Prozesse des Umdenkens.

Aber auch für die Wirtschaft gibt es Folgen, vor allem in den Bereichen Handel, Energieversorgung und Fluchtmigration. Zu erwarten sind weitere Preissteigerungen bei Öl und Gas, aber auch bei Waren wie Stahl oder Weizen. Auch im Transportsektor drohen Konsequenzen durch gestörte Lieferwege und ausfallende Mitarbeiter aus der Ukraine. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung rechnet mit einer "Abschwächung der globalen und deutschen Konjunktur" in Folge des Kriegs.

Viele Sanktionen gegen Russland

Angesichts der Sanktionen, die Deutschland und die Europäische Union und andere Staaten gegen Russland verhängt haben, sollten Unternehmen prüfen, ob sie davon betroffen sind, und gegebenenfalls reagieren, um Verstöße zu vermeiden. Die Strafmaßnahmen sind zwar so gestaltet, dass sie große Wirkung auf Russland und möglichst kleine Folgen für die europäische Wirtschaft haben. Gleichwohl werden sie auch hier zu spüren sein. Es gibt auf der einen Seite güterbezogene Sanktionen und solche, die auf das Finanzierungssystem abzielen. Andererseits richten sich Sanktionen gegen Einzelpersonen der politischen, militärischen und wirtschaftlichen Elite in Russland.

All dies betrifft auch das Handwerk. Es verurteilt den Angriff auf die Ukraine scharf. Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), versicherte den Menschen in der Ukraine und den Menschen mit ukrainischen Wurzeln in Deutschland die Solidarität des Handwerks. Er begrüßt die verhängten Strafmaßnahmen: "Als deutsche Wirtschaft tragen wir die Entscheidungen der Bundesregierung ausdrücklich mit, gegen die kriegerische Aggression Russlands massive Sanktionen zu verhängen. Wir sind uns bewusst, dass das auch für uns mit erheblichen Einbußen verbunden ist." Dennoch sei es wichtig, die wirtschaftliche Kraft in den Betrieben so weit wie möglich zu erhalten. Wollseifer: "Denn auch das ist letzten Endes eine Grundlage für unsere humanitäre Hilfe."

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Folgen für die deutsche Bauwirtschaft

Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) begrüßt die deutschen und europäischen Sanktionen gegen Russland. Allerdings hätten sie bereits jetzt negative Folgen für die deutsche Bauwirtschaft. "Die Folgen des russischen Krieges auf die Bautätigkeit in Deutschland werden von Tag zu Tag sichtbarer. Es ist daher ein Gebot der Vernunft, die negativen Auswirkungen auf heimische Betriebe und Arbeitsplätze so gering wie möglich zu halten", betont ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa. Aktuell gebe es einen deutlichen Preisanstieg bei dem vor allem im Straßenbau notwendigen Bitumen und bei Stahl.

"Unsere Mitgliedsunternehmen erhalten aktuell nur noch wenige Angebote für Stahlmatten, Träger, Stabstahl und Bleche. Auch Rohre und Aluminiumprodukte sind betroffen," so Pakleppa. Er fordert deswegen "unbürokratische Maßnahmen zur Sicherung der Bautätigkeit in Deutschland". Notwendig sei die sofortige Einführung von Stoffpreisgleitklauseln, auch für laufende Verträge, um wichtige Bauaufgaben fortführen zu können. Wir brauchen daher schnell vertragsspezifische Lösungen, um der aktuellen Destabilisierung durch die Rohstoffkosten entgegenzuwirken. Schlussendlich müssen wir uns aber, wie bei Gas, von der Abhängigkeit von wenigen Anbietern befreien."

Die Energiekosten im Fokus

Ähnlich reagiert das Bäckerhandwerk. "Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat gibt es nicht zum Nulltarif. Ihre Verteidigung bringt wirtschaftliche und soziale Herausforderungen mit sich. Das Bäckerhandwerk ist bereit, sich diesen zu stellen und seinen Beitrag zu deren Bewältigung zu leisten", erklärt Michael Wippler Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks. Die schon lange steigenden Energiepreise gingen wegen des Krieges noch weiter in die Höhe. Die energieintensiven Bäckerbetriebe seien davon besonders betroffen. "Wenn nicht seitens der Bundesregierung gegengesteuert wird, könnte die Entwicklung die finanzielle Tragkraft der betroffenen Unternehmen, Beschäftigten und Privathaushalte überfordern“, so Verbandshauptgeschäftsführer Daniel Schneider. Er fordert kurzfristige Maßnahmen zur Reduzierung und Stabilisierung der Energiepreise.

"Es ist jetzt die Stunde zu erkennen, dass die freie Welt in der Verteidigung der Demokratie geschlossen und entschlossen sein muss, um ein weiteres Übergreifen der russischen Expansion auf unsere Nachbarn zu verhindern“, betont das nordrhein-westfälische Handwerk. Es brauche eine neue Weichenstellung, der Außen- und Sicherheitspolitik. "Das schließt auch ein, dass wir unsere Energie- und Rohstoffversorgung nicht länger von Russland abhängig machen dürfen", sagen die Präsidenten der Landeshandwerksorganisationen Andreas Ehlert (Handwerk.NRW), Berthold Schröder (Westdeutscher Handwerkskammertag) und Hans-Joachim Hering (Unternehmerverband Handwerk NRW).

Die Politik soll handeln

Für die rheinland-pfälzischen Handwerksbetriebe stellt Kurt Krautscheid als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft klar: "Die Rahmenbedingungen bei Preisen und Verfügbarkeiten von Materialien waren schon vor dem Ausbruch des Krieges in Schieflage. Nun hat sich die Lage nochmals verschärft und greift drastisch auf den Energiesektor über. Spätestens jetzt ist es allerhöchste Zeit, über gezielte politische Maßnahmen eine schnelle und nachvollziehbare Entlastung herbeizuführen, die auch sofort und erkennbar bei den Handwerksunternehmen ankommt."

"Es steht wohl zu befürchten, dass dieser Konflikt auch die konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr beeinflussen wird", sagt Bernd Wegener, Präsident der Handwerkskammer des Saarlandes. "Insbesondere die deutlichen Preissteigerungen bei einzelnen Energieträgern wirken sich negativ auf die Kostensituation der Betriebe aus. Doch bei allen wirtschaftlichen Auswirkungen sollten wir vor allem auch an die Menschen denken, die unter diesem Krieg leiden und zu uns flüchten." Das Handwerk sei sich seiner sozialen Verantwortung bewusst. "Wir unterstützen die Geflüchteten bei der gesellschaftlichen und beruflichen Integration. Der handwerkliche Ausbildungs- und Arbeitsmarkt bietet sehr gute Chancen für die individuelle Lebens- und Zukunftsplanung."

Der Krieg beeinflusse die Situation der Betriebe Beschäftigten, sagt auch Robert Wüst, Präsident des Handwerkskammertags Land Brandenburg. "Auch unsere Betriebe in Brandenburg spüren diese Entwicklungen jeden Tag. Kostensteigerungen können nur bedingt an Kunden weitergeben werden. Viele Unternehmen bleiben auf einem Großteil der Teuerungen sitzen.“ Es gebe Betriebe, die wegen der Corona-Pandemie keine Rücklagen mehr hätten, um diese Kosten auszugleichen. "Der Brandenburgische Handwerkskammertag fordert daher von der Politik, ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Senkung der Energiekosten.“ Die Absenkung der EEG-Umlage sei richtig, reiche aber nicht aus. "Durch Absenkung von Steueranteilen sind weitere Entlastungen notwendig. Zudem müssen öffentliche Auftraggeber in Brandenburg durch Preisgleitklauseln an künftigen Materialpreissteigerungen beteiligt werden."

"Es geht um die Existenz"

Die Handwerkskammern in Mecklenburg-Vorpommern fordern deswegen eine sofortige Steuersenkung für Strom, Erdgas, Heizöl und Kraftstoffen. und rufen dringend dazu auf, Mittelständler und Handwerksbetriebe zu entlasten, die auf Mobilität und Versorgungssicherheit angewiesen sind. "Angesichts des Ukraine-Krieges fordern wie den sofortigen Stopp der Preisspirale. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, laufen wir Gefahr, dass uns Betriebe an den Energiekosten eingehen."

Matthias Forßbohm, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig, ist besonders über die stark steigenden Preise für Kraftstoffe besorgt. Auch er fordert eine schnelle Steuersenkung: "Für die Unternehmen geht es jetzt um Wettbewerbsfähigkeit und mittelfristig um die Existenz. Wenn der Staat jetzt auf einen Teil der Steuereinnahmen verzichtet, führt das über einen längeren Zeitraum zu mehr Einnahmen." Bei aller Sorge um die heimischen Betriebe sind sich doch alle einig: Der Krieg müsse so schnell wie möglich beendet werden, um weiteres Leid in der Ukraine zu vermeiden.

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Text: / handwerksblatt.de