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HWK Münster | November 2024
Wenn der Prüfer mit dem Laptop kommt
Zu einem Online-Seminar zur elektronischen Betriebsprüfung lädt die Handwerkskammer Münster Betriebe aus dem Kammerbezirk ein.
Endlich fertig! Jetzt muss die Geige aus Buchenholz nur noch lackiert werden, dann wird sie in einem halben Jahr spielfertig sein. (Foto: © Andreas Buck)
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Dezember 2021
Innovation. Wie aus einem Training für die Gesellenprüfung ein Wochenende der Nachhaltigkeit wurde.
43 Stunden arbeiteten vier Auszubildende ein Wochenende durch – dann war sie fertig: die Geige ganz aus einheimischem Holz. "Ursprünglich hatten wir uns das nur als Training für unsere Gesellenprüfung ausgedacht", erzählt Malte Stump, Lehrling in der Dortmunder Geigenbauwerkstatt Bley & Sohn. "Zu viert wollten wir uns treffen, Merle Fischer aus Hamburg, Lina Goldbach aus Lübeck, Ron Zenk – Lehrling im Gitarrenbau – aus Hofheim in Unterfranken und ich, um an einem Wochenende eine Geige zu bauen." Aus der Geigenbauschule in Mittenwald kannte man sich. Auch in der Gesellenprüfung muss man unter Zeitdruck ein Instrument bauen, und das will eben gut geübt sein.
"Ein solcher Kraftakt im stillen Kämmerlein eines Geigenbauers, ohne jede Breitenwirkung: Das schien uns dann aber doch zu dürftig", so Stump. Dem Handwerkerquartett kam die Idee, das Wochenende in den Dienst des Umweltschutzes zu stellen und nicht, wie üblich, tropisches Ebenholz für Griffbrett, Wirbel und Saitenhalter zu verwenden. "Wir hatten im September auf der Messe für Musikinstrumentenbau im italienischen Cremona das neue "Sonowood" der Schweizer Firma Swiss Wood Solutions kennengelernt, das Tropenholz im Instrumentenbau ersetzen soll."
Seit jeher werden Griffbrett, Wirbel und Saitenhalter eines Streichinstrumentes aus Ebenholz hergestellt. Dieses Tropenholz hat eine optimale Tonübertragung, kaum Abrieb und eine gleichmäßige schwarze Farbe. Es lässt sich sehr gut bearbeiten und quillt und schwindet bei schwankender Luftfeuchtigkeit nicht. "Heimische Hölzer hingegen", erklärt Stump, "sind für diese Teile eines Instrumentes ungeeignet, da sie zu weich sind und ihre Holzstruktur weniger homogen ist. Sie dämpfen die Töne zu sehr und übertragen den Klang zu langsam." Nicht zu unterschätzen ist auch die lange Tradition der schwarzen Farbe des Ebenholzes. "Wer eine Geige kauft, möchte ein schwarzes Griffbrett haben", hat Stump erfahren. "Da bieten unsere europäischen, braunen Hölzer keine Alternative."
In der Schweiz hatten sich Holz- und Materialwissenschaftler aus der ETH Zürich bereits 2016 mit diesem Problem befasst. "Ein Geigenbauer war auf uns zugekommen und hatte angeregt, heimisches Holz so zu behandeln, dass es sich als Ersatz für Ebenholz eignet", erzählt Dr. Munish Chanana, Chemiker und Mitgründer der "Swiss Wood Solutions". "In unserem Spin-Off aus der ETH beschäftigen wir uns mit Ersatzhölzern für Tropenholz, für Teakholz im Möbelbau etwa oder für Ebenholz im Musikinstrumentenbau." Die Geigenbauverbände der Schweiz, Deutschlands und Frankreichs bestätigten den Forschern, dass ein solches Holz einen Markt finden würde. "Für den Geigenbau wählten wir Buchenholz und verändern mit Druck und Hitze seine Eigenschaften", erklärt Chanana. "Aber auch das schnell wachsende heimische Fichtenholz lässt sich verwenden."
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Heraus kommt ein sehr homogenes und dimensionsstabiles Holz, das sich gut mit schwarzer Farbe durchtränken lässt und dann von Ebenholz kaum zu unterscheiden ist. Hat das neue Holz die Probe aufs Exempel bei den angehenden Geigen- und Gitarrenbauern in Dortmund bestanden? "Auf jeden Fall", erzählt Stump begeistert. "Im Endzustand ist das geschwärzte Buchenholz vom Ebenholz kaum zu unterscheiden, aber bei der Verarbeitung sehen wir große Unterschiede." Die Struktur sei noch homogener als die vom Ebenholz, reiße also beim Hobeln weniger schnell. Das modifizierte Buchenholz sei aber so hart, dass man intensiv daran arbeiten müsse. Schleifen und polieren lasse es sich sehr gut, "und nach dem Ölen glänzt es wunderbar tiefschwarz", strahlt Stump. "Daran werden die Geiger ihre Freude haben."
Die Geige wird nun lackiert und muss dann trocknen. Erst in einem halben Jahr wird sie spielfertig sein und kann sich dann bei den Musikern bewähren. Die Erfinder von Sonowood betonen, dass sich nach Aussagen von Musikern die Spielbarkeit auf dem Griffbrett aus Sonowood sogar verbessere. Und die Töne sprechen schneller an als bei Ebenholz. "Verschiedene Geigenbauer haben das gemessen", versichert Chanana. "Unsere Geige soll als Anschauungs- und Testmodell in einer unserer Werkstätten dienen", plant Malte Stump. Bei Swiss Wood Solutions in Zürich hat man inzwischen Kontakt zu Geigenbauern und den entsprechenden Verbänden in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA. Der Markt für Sonowood soll wachsen.
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Nur 0,2 Prozent des weltweiten Handelsaufkommens mit Tropenholz entfallen auf den Musikinstrumentenbau. Dennoch leidet auch diese Branche unter dem Raubbau an Tropenhölzern. Die Hölzer werden immer teurer und sind immer schwerer zu bekommen.
Unter die 2013 in Kraft getretene europäische Holzhandels-Verordnung fallen die Produkte für den Instrumentenbau indes nicht. Musikinstrumente und ihre Vorprodukte – etwa vorgefräste Griffbretter oder Saitenhalter – sind explizit ausgenommen. So besteht für einen Geigenbauer keine Garantie, legal geschlagenes Holz zu bekommen, wenn er legal ein Vorprodukt ordert. Auch CITES-Bescheinigungen oder FLEGTLizenzen für zertifiziertes Holz kennen Mindestmengen, unter denen für Einfuhr und Handel keine Papiere notwendig sind. Die kleinen Mengen für den Geigenbau bleiben in der Regel innerhalb dieser Grenzen.
Die Geige an einem einzigen Wochenende in der Dortmunder Geigenbauwerkstatt Bley & Sohn zu bauen, war allein schon ein Kraftakt für die vier Azubis aus Geigen- und Gitarrenbau. Hinzu kam der neue Werkstoff: Statt aus tropischem Ebenholz, wurde das Griffbrett der Geige aus Sonowood, einem eigens für den Instrumentenbau präparierten heimischen Holz gefertigt. Dafür mussten die üblichen Arbeitsschritte angepasst werden, weil Sonowood andere Eigenschaften hat als Ebenholz. Das Deutsche Handwerksblatt hat die angehenden Instrumentenbauer mit der Kamera begleitet. Impressionen von einem arbeitsreichen und spannenden Wochenende gibt es auch hinter dem QR-Code.
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