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HWK Koblenz | Dezember 2024
Die meisten "Landesbesten" kommen von der HwK Koblenz
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt zeichnete jahrgangsbeste Absolventen von Meister- und Fortbildungsprüfungen aus.
Das Fleischerhandwerk fordert wie die Zukunftskommission Landwirtschaft mehr Wertschätzung für Lebensmittel. (Foto: © racorn/123RF.com)
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Die Zukunftskommission Landwirtschaft hat ihren Abschlussbericht vorgelegt und fordert eine Umgestaltung landwirtschaftlicher Prozesse. Der DFV begrüßt die Vorschläge der Kommission zu mehr Nachhaltigkeit bei der Lebensmittelproduktion.
Landwirtschaft ist systemrelevant und die Grundlage des Wohlstands in Deutschland. Zu diesem Schluss kommt die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) in ihrem Abschlussbericht. Mit einer konstanten Steigerung der Lebensmittelproduktion sei die Versorgung der Bevölkerung zuverlässiger und günstiger geworden. Die Kehrseite der Medaille: Dieser Fortschritt habe zur Übernutzung von Umwelt, Tieren und biologischen Kreisläufen geführt, die mitverantwortlich sei für den Klimawandel.
Der steigende Kostendruck habe diese Entwicklung noch verstärkt: "Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass die Landwirtschaft immer weniger in der Lage ist, in ökologisch verträglichen Stoffkreisläufen innerhalb der Belastungsgrenzen der natürlichen Ressourcen zu wirtschaften", so die ZKL. Eine Fortführung dieses Systems sei sowohl aus ökologischen und tierethischen als auch aus ökonomischen Gründen unmöglich.
ZukunftskommissionTeil der Zukunftskommission Landwirtschaft waren über Vertreter aus den Bereichen Landwirtschaft, Wirtschaft und Verbraucher, Umwelt und Tierschutz sowie Wissenschaft. Die Einrichtung der Kommission war ein zentrales Ergebnis des Landwirtschaftsdialogs, den die Bundesregierung Ende 2019 begonnen hatte. Im Juli 2020 die hatte das Bundeskabinett die Kommission eingesetzt. Ihre Aufgabe war es, langfristige Empfehlungen und Leitlinien für den Transformationsprozess des Landwirtschafts- und Ernährungssystems zu erarbeiten. Konkret ging es darum, Klima- und Umweltschutz zusammenzubringen mit Ernährungssicherung und dem Erhalt einer ökonomisch tragfähigen Landwirtschaft in Deutschland.
Quellen: Bundesregierung/Bundeslandwirtschaftsministerium
Nötig sei eine umfassende Umgestaltung, für die nur wenig Zeit bleibe. "Ökologisches Handeln muss in betriebs- und volkswirtschaftlichen Erfolg umgesetzt werden und so auch soziale Anerkennung begründen", fordert die ZKL. Es sei Aufgabe der gesamten Gesellschaft, diese Herausforderungen zu bewältigen. Gefordert sei mehr Nachhaltigkeit – bei Produktion und Konsum. Die Politik müsse hier Anreize schaffen, um die Transformation zu beschleunigen. Steigende Produktionskosten seien dafür unvermeidlich. "Dabei hängen Wertschöpfung und Wertschätzung eng zusammen", betont die ZKL. Sie empfiehlt die Diversifizierung betrieblicher Geschäftsmodelle sowie die Förderung von regionalen und Direktvermarktungswegen.
Das Fleischerhandwerk begrüßt die Vorschläge der Zukunftskommission Landwirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit bei der Lebensmittelproduktion. Der Deutsche Fleischer-Verband (DFV) teilt die Einschätzung der Kommission der Umgestaltung landwirtschaftlicher Prozesse als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Besonders wichtig sei die Forderung der ZKL nach mehr Wertschätzung für Lebensmittel. "Seit vielen Jahren weist der DFV darauf hin, dass die fortlaufende Erhöhung der Produktionsmengen unter größtem Kostendruck der Verantwortung gegenüber Mensch und Tier nicht gerecht wird“, erklärt der Fleischerverband. Er stimmt zu, dass regionale Wirtschaftskreisläufe von hoher Bedeutung und zu stärken seien.
Zentrale Empfehlungen der ZKL• Mehr Anstrengungen zur Steigerung des Klima- und Umweltschutzes, unter anderem durch den Ausbau landwirtschaftlicher Treibhausgassenken (Moore und Humus), die Schaffung stabiler Agrar-Ökosysteme sowie regionaler Wirtschafts- und betrieblicher Nährstoffkreisläufe.
• Die Reduzierung des Konsums tierischer Produkte, die Verbesserung des Tierwohls und eine umweltverträglichere räumliche Verteilung der Tierhaltung (gegebenenfalls mit einer weiteren Verringerung der Tierbestandszahlen).
• Die Erhöhung der Markttransparenz landwirtschaftlicher Produkte, zum Beispiel durch Kennzeichnungen und Zertifikate.
• Die Förderung unterschiedlicher betrieblicher Geschäftsmodelle sowie von regionalen und Direktvermarktungswegen.
• Die faire Ausgestaltung von Abnahmebeziehungen der Landwirtschaft mit nachgelagerten Bereichen (zum Beispiel Mühlen, Molkereien und Zuckerfabriken) sowie dem Handel.
• Eine zielgerichtete staatliche Finanzierung der gesellschaftlichen Anforderungen an die Landwirtschaft. Etwa durch den Umbau der flächengebundenen Direktzahlungen der Ersten Säule der GAP im Laufe der nächsten zwei Förderperioden (bis spätestens 2034).
• Planungssicherheit für Betriebe zum Beispiel für Investitionen. Quelle: Bundesregierung
Zu unterstreichen seien ebenfalls der notwendige Übergang zu einer dezentralen Tierhaltung. "Aufgrund der problematischen räumlichen Konzentrationen in der Tierhaltung sind eine flächengebundene Tierhaltung (…) und damit einhergehend die räumliche Entzerrung der Tierproduktionscluster durch eine größere Gleichverteilung der Tierhaltung (…) nötig und umzusetzen", so die Forderung der ZKL. Der DFV ist auch hier gleicher Meinung: Eine nachhaltige und umweltgerechte Lebensmittelproduktion sei in großstrukturierten, industrialisierten Einheiten kaum realisierbar. "Die Erzeugung und Vermarktung in unmittelbaren Beziehungen, die Erzeugung, Verarbeitung, Verkauf und Konsum einbeziehen, müssen wesentlicher Grundpfeiler einer nachhaltigen Lebensmittelversorgung sein." Dies müsse die Prämisse aller zu ergreifenden Maßnahmen sein.
AbschlussberichtHier finden Sie den ausführlichen Abschlussbericht der Kommission. "Anforderungen, die durch ihre Ausgestaltung allein von großen Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft umgesetzt werden können, würden der Zentralisierung Vorschub leisten und die noch bestehenden regionalen Strukturen zerstören", erklärt der Fleischerverband. Es sei darauf zu achten, dass das Finanzierungskonzept für den Transformationsprozess nicht darauf baut, "dass Gutes noch teurer wird". Das Belohnungssystem für industrielle Erzeugung durch niedrigere Gebühren und weniger Steuerbelastung müsse umgekehrt werden. Der Faktor Qualität müsse zum Maßstab des gesamten Systems werden und dabei die Kostenorientierung ablösen. "Die Vorschläge der Kommission haben hierzu einen wichtigen Beitrag geleistet", so das Fazit des DFV.
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