Mit einem Vokabelheft fürs Handwerk wollen die Unternehmerfrauen sprachliche Hürden im Berufsalltag meistern.

Mit einem Vokabelheft fürs Handwerk wollen die Unternehmerfrauen sprachliche Hürden im Berufsalltag meistern. (Foto: © nito500/123RF.com)

Vorlesen:

Schlagschrauber heißt impact wrench

Ein Vokabelheft zeigt Bilder von 180 handwerkstypischen Werkzeugen und übersetzt die ­Begriffe in fünf Sprachen – eine praktische Integrationshilfe für die Betriebe.

Gute Ideen können schnell in der Praxis scheitern. Ein Beispiel gefällig? Sie wollen einem Flüchtling eine Chance geben und stellen ihn als Praktikanten an. Seine ­Deutschkenntnisse lassen – natürlich – noch zu wünschen übrig. "Gib mir mal den Schlagschrauber", sagen Sie und der Praktikant hat keine Ahnung, was Sie wollen. Jetzt könnten Sie es auf Englisch versuchen, aber mal ernsthaft: Wer weiß schon, was Schlagschrauber auf Englisch heißt, geschweige denn auf Polnisch oder Arabisch?

Genau das hat Heidi Kluth erlebt. Die Geschäftsführerin der Kluth & Sohn Haustechnik GmbH in Niedersachsen hatte vor einem Jahr einen Praktikanten aus Somalia eingestellt. "Er sprach schon recht gut Deutsch, aber er wusste zum Beispiel nicht, was ein Bohrer oder eine Zange ist und unser Geselle kannte die Begriffe auf Englisch nicht", berichtet Heidi Kluth, die im Ehrenamt Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) ist. Und dann hatte Heidi Kluth eine Idee. Eine richtig gute Idee. Wie wäre es mit einem Vokabelheft fürs Handwerk? "Ich hatte den Gedanken: Was helfen würde, wären Bilder." Die Frage war: Wie kann man das praktisch umsetzen? Die aktive Unternehmerfrau begann überall von ihrer Idee zu erzählen. Zwei UFH-Landesverbände waren direkt begeistert: Ihr eigener – der niedersächsische – und der bayerische. 

Zehn Begriffe pro Gewerk

Im neuen Vokabelheft der Unternehmerfrauen im Handwerk werden 180 Begriffe aus dem Berufsalltag in verschiedene Sprachen übersetzt. (Foto: © handwerk-magazin.de) Im neuen Vokabelheft der Unternehmerfrauen im Handwerk werden 180 Begriffe aus dem Berufsalltag in verschiedene Sprachen übersetzt. (Foto: © handwerk-magazin.de)

Die engagierten Frauen fanden schnell weitere Unterstützer: Die Hanns-Seidel-Stiftung wünschte sich als Sprachen Französisch und Arabisch und übernahm die Kosten für Druck und Übersetzung. Die Arbeitsgemeinschaft Kirche und Handwerk förderte das Projekt ebenfalls und empfahl als Ergänzung eine Übersetzung der Begriffe in Farsi. "Meine eigene Handwerkskammer fand die Idee auch gut", erzählt Heidi Kluth begeistert und deshalb übernahm die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade die Kosten für das Layout und das Zeichnen der Bilder.

Jetzt ging es ans Eingemachte: Welche Wörter sollten ins Handwerks-Vokabelheft? Heidi Kluth sprach mit Handwerksunternehmern der wichtigsten Gewerke, jeder durfte zehn Begriffe vorschlagen. Dann machten die Ausbildungsberater der Kammer und die Lehrer in den Werkstätten noch einige Vorschläge und flugs waren aus den geplanten 100 Wörtern 180 geworden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Vokabelheft in dritter Auflage

Alltagsbegriffe wie der Lockenwickler oder die Autobatterie werden in fünf Sprachen übersetzt: Englisch, Französisch, Polnisch, Arabisch und Farsi . (Foto: © handwerk-magazin.de) Alltagsbegriffe wie der Lockenwickler oder die Autobatterie werden in fünf Sprachen übersetzt: Englisch, Französisch, Polnisch, Arabisch und Farsi . (Foto: © handwerk-magazin.de)

Das fertige Vokabelheft liegt seit einigen Wochen vor, inzwischen musste schon die dritte Auflage gedruckt werden. "Alle, die es bisher gesehen haben, sind ganz begeistert", freut sich Heidi Kluth. Auch die Reaktion in der Handwerksorganisation sei bisher positiv, das erste gedruckte Exemplar überreichte die UFH-Bundesvorsitzende vor kurzem beim UFH-Bundeskongress an ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer. Er will es bei der ZDH-Vollversammlung am 8. Dezember in Münster offiziell vorstellen, jede Kammer soll ein Exemplar bekommen.

Heidi Kluth freut es: "Mir liegt es sehr am Herzen, Flüchtlinge und Menschen aus anderen europäischen Ländern zu integrieren!" Denn das ist ausdrücklich ihr Wunsch: Es geht beim Vokabelheft des Handwerks nicht nur um die Integration von Flüchtlingen: "Ich will damit die Zusammenarbeit des Handwerks in ganz Europa stärken."

Bestellung:
Das Vokabelheft trägt den offiziellen Titel „Willkommen im Handwerk“ und enthält  Bilder und Übersetzungen von 180 ­Begriffen handwerkstypischer Werkzeuge in den Sprachen Englisch, Französisch, Polnisch, Arabisch und Farsi. Das Heft wird ab sofort in Einzel­exemplaren kostenlos abgegeben, bei größeren Bestellungen nimmt der Verband einen Kostenbeitrag von einem Euro pro Exemplar. Bestellungen per E-Mail: h.kluth@kluth-sohn.de oder info@niedermaier-haustechnik.de. Information: Tel. 030/ 20619-184 oder per Mail: bv-ufh.geschaeftsstelle@zdh.de

Text: / handwerksblatt.de

Das könnte Sie auch interessieren: