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HWK Koblenz | Dezember 2024
Die meisten "Landesbesten" kommen von der HwK Koblenz
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt zeichnete jahrgangsbeste Absolventen von Meister- und Fortbildungsprüfungen aus.
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Frauen im Handwerk - Themen-Specials
April 2016
Noch kommen sie häufig über Umwege auf den Chefsessel. Denn wenn es darum geht, einen Nachfolger für ihren Betrieb zu finden, haben Handwerksunternehmer immer noch zu häufig Männer im Blick.
Dabei beweisen Frauen auch in den gewerblich-technischen Berufen längst, dass sie erfolgreich Firmen leiten können.
Bei der Berufswahl ist der Nachwuchs erschreckend traditionell: Die Mädchen werden Friseurinnen, Augenoptikerin, Goldschmiedin oder Bäckereifachverkäuferin. Die Jungs strömen in die gewerblich-technischen Berufe. Woher sollen also die Nachfolgerinnen für das Gros der Handwerksfirmen kommen? Bisher kommen sie meistens über Umwege. So wie Fabienne Harter. Die 30-Jährige ist Geschäftsführerin der Gross-Funk GmbH, einer Handwerksfirma im rheinland-pfälzischen Schopp mit immerhin 40 Mitarbeitern. Ihre Ausbildung? Fabienne Harter hat eine Lehre zur Reiseverkehrskauffrau gemacht.
Dass sie einmal In unserem Video stellen wir zwei Nachfolgerinnen im Handwerk vor. das Unternehmen ihres Vaters übernimmt, war nicht Teil ihrer Lebensplanung. Klar hat sie im väterlichen Betrieb gejobbt, vor allem während ihres Betriebswirtschaftsstudiums, für das sie sich nach der Lehre entschlossen hat. Der Funke ist dabei irgendwann übergesprungen. Zwei Jahre hat Fabienne Harter im Tandem mit ihrem Vater die Firma geführt, die sich auf die Entwicklung und Produktion von Funkfernsteuerungen für Maschinen spezialisiert hat. Auch heute berät der Vater sie noch im Hintergrund, "er drängt sich aber nicht auf, ich kann frei entscheiden."
Dass sie keine Handwerksausbildung hat, war für ihre Entscheidung durchaus ein Knackpunkt. "Das spielt bei einem Betrieb dieser Größe aber keine Rolle, bei Kleinstbetrieben ist das viel schwieriger, weil der Chef da oft mit auf die Baustelle muss." Sie verlässt sich dagegen auf ihre "qualifizierten Mitarbeiter – auch Handwerksmeister –, die mich beraten." Zu diesen Mitarbeitern zählt übrigens auch ihr Ehemann. Sie setzen ganz auf den Rollentausch, auch wenn einmal Kinder kommen. "Mein Mann ist dazu bereit. Unsere Generation hat damit nicht so viele Probleme." Fabienne Harter hat auch kein Problem damit, sich als Chefin in einer Männerwelt durchzusetzen. "Ich glaube, dass die Persönlichkeit eine größere Rolle spielt als das Geschlecht."
Natürlich hat sich die junge Unternehmerin beraten lassen, nach der Betriebsübernahme hat sie an der Erfahrungsgruppe "Nachfolge ist weiblich" teilgenommen, die von "SHE! Rheinland-Pfalz" und der Handwerkskammer der Pfalz (siehe Kasten unten) angeboten wurde. "Von dem Austausch und der Beratung habe ich sehr profitiert", sagt Harter und gibt zu: "Es ist ein Riesenunterschied, ob man als Chef ein Mann oder eine Frau ist, die familiäre Belastung ist für eine Frau einfach höher."
Die Handwerkskammer Rheinhessen hat 2011 das Projekt "SHE! Rheinland-Pfalz" für Gründerinnen und Jungunternehmerinnen ins Leben gerufen. Es wurde in allen rheinland-pfälzischen Handwerkskammern angeboten und vom Wirtschaftsministerium des Landes sowie mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert. Bis 2013 wurden 500 Nachfolgerinnen und Jungunternehmerinnen kostenlos beraten, und geschult. Seit 2014 kümmert sich Silke Eichten im Rahmen des vom Wirtschaftsministeriums gefördeten Projekts "Handwerk attraktiv" um die Fachkräftesicherung. Ein Schwerpunkt ist dabei die Förderung der Potenziale von Frauen im Handwerk.
Einen anderen Umweg auf den Chefsessel hat Ute Bodenseh gewählt. Die 52-Jährige ist Inhaberin eines Elektro- und SHK-Betriebs im rheinland-pfälzischen Hochstadt und ebenfalls Chefin ihres Ehemanns. Der Handwerksmeister wollte lieber Angestellter bleiben, als sich sein Vater vor fünf Jahren nach langem Ringen dazu entschloss, die Firma abzugeben. Kurz entschlossen hat Ute Bodenseh den Betrieb übernommen, die kaufmännische Arbeit hatte die gelernte Groß- und Einzelhandelskauffrau schon vorher teilweise gemacht. Trotzdem war der Wechsel auf den Chefsessel für die Betriebswirtin am Anfang hart. Inzwischen schätzt sie die Vorteile: "Ich brauche keinen mehr zu fragen."
Zunächst galt es, den Betrieb auf Vordermann zu bringen, zweimal hat die neue Chefin den Steuerberater gewechselt, zahlreiche Vorträge gehört, sich beraten lassen und ebenfalls an der Erfahrungsgruppe von "SHE!" teilgenommen. "Vor allem der Austausch mit den anderen Unternehmerinnen hat mir sehr geholfen." Der Einsatz hat sich gelohnt, inzwischen sind die Umsätze gestiegen.
Die Mitarbeiter akzeptieren die Chefin, dass sie keinen Meistertitel hat, ist in den Augen von Ute Bodenseh kein Problem: "Das klappt, wenn man gute Leute hat. Die Ausschreibungen macht zum Beispiel mein Mann." Die Arbeitsteilung passt offensichtlich beiden, "Männer schaffen sowieso am liebsten draußen auf der Baustelle und kümmern sich nicht gerne um die kaufmännische Arbeit" – so die Erfahrung der 52-jährigen Unternehmerin.
In dem 2.800-Seelen Dorf wusste übrigens lange niemand, dass Ute Bodenseh die Chefin der vier Gesellen und drei Lehrlinge ist. Erst als die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke die "She!" Erfahrungsgruppe besuchte und ein Zeitungsartikel darüber erschien, realisierten die Dorfbewohner, dass der Betrieb in weiblicher Hand ist. "Im Dorf haben die das zuerst nicht geglaubt." Heute möchte sie die Selbstständigkeit nicht mehr missen, dadurch habe sie sich persönlich entfalten können: "Ich war früher eine graue Maus. Heute habe ich vor nichts mehr Angst."
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