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HWK Trier | November 2024
Ruhe und Geduld sind seine Geheimwaffen
Der Lehrling des Monats der Handwerkskammer Trier heißt Jonas Bastgen. Er ist der einzige Büchsenmacherlehrling in der Region Trier.
Nach langer Abstinenz bringt Nissan mit dem Ariya wieder ein Elektroauto auf den Markt. (Foto: © Nissan)
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Mit dem Nissan Ariya melden sich die einstigen Pioniere in Sachen Elektromobilität wieder zurück. Der rundlich gestylte Crossover kommt mit Allradantrieb bis zu 500 Kilometer weit. Wir waren mit dem japanischen Stromer unterwegs.
Mit dem Nissan Leaf gingen die Japaner 2010 in die batterieelektrische Vorreiterrolle. Der fünftürige Kompaktwagen war der erste Großserien-Stromer auf dem Markt. Sieben Jahre später folgte die zweite Generation des Leaf, aber dann wurde es bei Nissan verdächtig ruhig in Sachen Elektromobilität. Anstatt die Modellpalette kontinuierlich weiter auszubauen, vernachlässigten die Pioniere von einst das Feld und schauten zu, wie andere Wettbewerber ihnen die E-Wurst vom Teller schnappten.
Bis jetzt, denn Nissan will in Europa zukünftig nur noch elektrische Modelle auf den Markt bringen. Der jüngste Wurf in der E-Offensive ist der Ariya. Der 4,60 Meter lange Crossover zielt auf Wettbewerber wie den Hyundai Ioniq 5, einen Mercedes EQB oder etwa den VW ID.4 und wird in zwei Batteriegrößen angeboten. Das Basismodell verfügt über eine Kapazität von 63 kWh und startet bei attraktiven 39.908 Euro (alle Preise netto). Handwerker dürfte es zudem freuen, dass der 160 kW (218 PS) starke Ariya mit einer Anhängelast von 750 Kilo kleinere Baumaschinen an seinen Haken nimmt. Jedoch lädt die Einstiegsvariante ihren Strom nur recht langsam mittels einphasigen 7,4 kW On-Board-Charger.
Wesentlich schneller geht´s mit dem 22 kW-Charger. Der ist eigentlich immer Serie, doch lässt er sich beim Basismodell nur für hohe 7.563 Euro Aufpreis und nur in Verbindung mit dem sogenannten Evolve Pack ordern. Allerdings rollt der Ariya dann auch schon in reichhaltiger Vollausstattung an. In dem umfangreichen Paket sind unter anderem vegane Lederpolster, ein großes Head-Up-Display, ein Panorama-Glasdach oder etwa ein Bose-Soundsystem mit zehn Lautsprechern bereits enthalten.
Oder man greift gleich, wie bei unserem Testwagen, zum Allradmodell. Letzteres trägt die Zusatzbezeichnung "e-4orce" und ist ausschließlich in der Topausstattung Evolve Pack erhältlich. Seine beiden Elektromotoren entfalten eine Systemleistung von 225 kW (306 PS). Damit beschleunigt der Ariya e-4orce in flotten 5,7 Sekunden auf Tempo 100 und ist mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h bei Bedarf um 40 km/h schneller unterwegs als mit den schwächeren Varianten.
Zwar wechselt der Allradler erst für 55.874 Euro den Ladentisch, doch bietet er neben einer hohen Traktion bei Nässe, Eis und Schnee gleich noch weitere Vorteile. So verfügt der Ariya e-4orce über wesentlich mehr Durchzugskraft, da sich bei der kräftigeren 4x4-Variante das maximale Drehmoment von 300 auf stramme 600 Nm verdoppelt. Darüber hinaus speichern die Akkus beim Ariya-Topmodell mit 87 kWh einiges mehr Energie. Dadurch erhöht sich die elektrische Reichweite auf maximal 507 Kilometer. Zum Vergleich: Beim Basismodell mit Frontantrieb liegt der Aktionsradius hingegen nur bei verhältnismäßig niedrigen 403 km.
Ist das Speicherdepot erschöpft, soll der Nissan innerhalb von 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent wieder befüllt sein. Die Ladeleistung an einer Zapfsäule fällt mit 130 kW zwar nicht übermäßig flott aus, doch versprechen die Japaner eine gleichmäßig hohe Ladekurve. Den WLTP-Normverbrauch gibt Nissan mit 20,0 kWh an. Bei unserem ersten Kennenlernen durch die französischen und spanischen Alpen mit ihren vielen Steigungen und Gefällen genehmigte sich der Ariya im Schnitt rund 23 kWh. Hinsichtlich der schwierigen Bedingungen samt eiskalter Minustemperaturen ist dieser Wert immer noch akzeptabel.
Beim Fahren bereitet der Ariya eine Menge Freude und setzt kleinste Bewegungen am Fahrpedal in flotte Beschleunigung um. Spaß macht auch die präzise Lenkung, doch ist der 2,3 Tonnen schwere Japaner, wie übrigens viele anderen Elektroautos auch, nun mal kein Leichtgewicht. Daher liebt der Ariya mehr das gemütliche Cruisen, ist dank einer sehr guten Geräuschdämmung selbst für einen Stromer nochmals deutlich leiser und gefällt darüber hinaus mit einem angenehmen Fahrkomfort.
In seinem Innenraum bietet der Nissan ein gutes Platzangebot, selbst in der zweiten Reihe. Einzig das Kofferraumvolumen der Allradversion fällt mit 415 Litern recht mager aus, kann aber durch Umklappen der Rücksitzlehnen erweitert werden. Der Fahrer blickt auf zwei 12,3 Zoll große Displays und zwischen den bequemen Vordersitzen lässt sich die Mittelkonsole elektrisch nach hinten verschieben. Wird dann noch der kleine Tisch unter Cockpit hervorgeklappt, verwandelt sich der Nissan in ein rollendes Büro. Selbst das Handschuhfach öffnet und schließt auf Knopfdruck.
Insgesamt hinterlässt der Ariya mit Alcantara an den Türverkleidungen sowie mit Holzdekor rund um das Klima-Bedienfeld einen hochwertigen Eindruck. In seinem wohnlich eingerichteten Innern gibt es nur noch wenige Schalter und wenn, dann sind sie berührungsempfindlich und geben eine haptische Rückmeldung, wie etwa das Tastenfeld für die Klimatisierung oder die Fahrmodi-Knöpfe auf der mittigen Konsole. Auch in Sachen Konnektivität ist der Ariya zeitgemäß, verbindet Smartphones problemlos und setzt Kommandos zuverlässig über seine Sprachsteuerung um. So erweist sich der Nissan Ariya als ein nobler und gutgemachter Stromer, der aber nicht preisgünstig ist.
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