Handwerk 4.0: Mobile Navigationssysteme und Apps
Navigationssysteme zählen für Handwerker mittlerweile zur Standardausstattung, um den optimalen Weg zu Baustellen und Kunden zu finden. Für Autos ohne Navigationsgerät empfehlen sich externe Systeme oder entsprechende Smartphone-Apps.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Digitales Handwerk
Rund 77 Prozent aller Autofahrer in Deutschland setzen auf digitale Unterstützung, um Staus zu vermeiden: Dabei liegen klassische Navigationsgeräte mit 61 Prozent vorn, weitere 16 Prozent nutzen Apps auf dem Smartphone. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung des Digitalverbands Bitkom unter über 1.000 Teilnehmern von Juni 2020. Dabei hat das Thema Stauvermeidung unter Auto- und Motorradfahrern eine große Bedeutung: 96 Prozent gaben an, sich über das Verkehrsgeschehen zu informieren.
Vier Navigationslösungen
Fachbegriffe kurz erklärt: Was bedeuten die Abkürzungen? Foto: © Thomas BuschHeute haben Autofahrer vier verschiedene Möglichkeiten, um Unterstützung von digitalen Beifahrern zu erhalten: Die mit Abstand teuerste Lösung sind fest eingebaute Navigationssysteme von Autoherstellern. Hierfür fallen – je nach Hersteller – bis zu mehreren Tausend Euro an. Der größte Vorteil ist eine perfekte Integration in die Technik und das Design des jeweiligen Autos. Eine zweite Möglichkeit sind nachrüstbare Radionavigationsgeräte, die sich in den Radioschacht installieren lassen. Diese Lösungen kosten meist zwischen 200 und 1.000 Euro, darüber hinaus fallen Installationskosten an.
Doch es geht auch sehr viel günstiger: Zuverlässige mobile Navigationssysteme gibt es schon ab circa 130 Euro, für Premiumgeräte mit vielen Zusatzfunktionen fallen bis zu 400 Euro an. Der Markt für mobile Navigationsgeräte war in den letzten Jahren allerdings stark in Bewegung: Mit Becker, Falk und Navigon sind gleich drei namhafte Marken komplett verschwunden. Aktuell konkurrieren nur noch Garmin und TomTom mit ihren mobilen Navigationsgeräten um die Gunst der Käufer – zusammen mit einigen wenigen kaum bekannten Herstellern.
Zu den Nachrüstlösungen mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis zählen heute Navigationsapps, die einfach auf einem vorhandenen Smartphone oder Tablet installiert werden. Mobile Systeme und Apps bieten dabei den Vorteil, dass sie sich in mehreren Fahrzeugen sowie bei Bedarf auch auf Fahrrädern oder als Fußgänger nutzen lassen.
Checkliste: Mobile Navigationssysteme und Apps
- Display: Damit alle Informationen gut ablesbar sind, sollte das Display des Navigationssystems mindestens fünf Zoll (ca. 13 cm) groß und matt/entspiegelt sein.
- Kartenmaterial: Welches Kartenmaterial ist bereits enthalten (z.B. Deutschland, Europa, weltweit?) Wie aktuell sind die vorinstallierten Karten? Wie regelmäßig gibt es Updates – und was kosten diese?
- Sprachsteuerung: Damit der Fahrer unterwegs nicht vom Verkehrsgeschehen abgelenkt wird, sollten die wichtigsten Funktionen per Sprache steuerbar sein.
- Halterung: Mitgelieferte/nachgekaufte Halterungen sollten sich sicher im Fahrzeug befestigen lassen. Das Gerät darf nicht zu stark vibrieren oder bei Berührungen herunterfallen. Außerdem muss es im Blickfeld sein, ohne die Sicht zu versperren.
- Verkehrsdaten: Auf welchen Wegen erhält das Navigationssystem Verkehrsinfos? Daten in Echtzeit liefern digitale Radioempfänger (DAB+) oder permanente Online Verbindungen, wie bei Google Maps oder "TomTom Traffic". Die nächstbeste Alternative ist "Navteq Traffic/TMC Pro", wohingegen das langsamere "TMC" nur noch bei günstigen Einstiegsgeräten zum Einsatz kommt.
- Live-Dienste: Einige Navigationssysteme bieten zusätzliche Informationen in Echtzeit, zum Beispiel Tankstellen inklusive Spritpreisen, aktuelle Wetterdaten oder freie Parkplätze.
- Assistenten: Verschiedene Assistenzsysteme können bei der Fahrt mehr Komfort bieten, zum Beispiel Fahrspurassistenten, Warnungen bei der Überschreitung von Höchstgeschwindigkeiten oder bei Gefahren.
- Schnittstellen: Um das Navigationssystem mit anderen Geräten zu vernetzen, ist Bluetooth empfehlenswert. WLAN ist sinnvoll, um größere Kartenupdates direkt auf das Gerät zu installieren.
- DSGVO: Beachten Sie bei der Nutzung von Navigationssystemen alle gesetzlichen Vorgaben, wie die DSGVO. Im Einzelfall kann die Anschaffung eigener Geräte sinnvoll sein, auf denen keine sensiblen Daten gespeichert sind.
Schnelle Stauinformationen
Die Navigationsqualität ist bei den meisten Systemen mittlerweile sehr zuverlässig, doch bei der Versorgung mit aktuellen Verkehrsinformationen gibt es große Unterschiede: Der oft beworbene kostenlose "Traffic Message Channel" (TMC) ist zwar nützlich, aber nicht besonders schnell. Die Informationen werden nur etwa alle 15 Minuten aktualisiert. Das reicht maximal für Fahrten in ländlichen oder städtischen Gebieten, wo man schnell auf Nebenstraßen ausweichen kann.
Aktuelle Navigationsapps im Überblick. Foto: © Thomas Busch
Für Handwerksbetriebe, die auch Autobahnen nutzen, sind Geräte mit "Navteq Traffic" (ehemals "TMC Pro") besser geeignet: Das System bezieht auch externe Daten in seine Berechnungen ein, zum Beispiel von mehreren Tausend Brückensensoren, Fahrbahn Induktionsschleifen und anderen Fahrzeugen. Noch besser sind digitale Radioempfänger (DAB+), denn diese haben einen besonderen Vorteil: Aus technischen Gründen können hier mehr Daten übertragen werden als auf UKW Frequenzen, sodass Echtzeit Verkehrsdaten zur Verfügung stehen. Ebenso schnell und exakt arbeiten Geräte mit einer permanenten Online Verbindung, wie Navi Apps auf Smartphones oder Geräte mit "TomTom Traffic".
Bedienung per Sprache
Besonders praktisch ist unterwegs eine Bedienung per Sprache, damit der Fahrer nicht durch manuelle Eingaben vom Verkehrsgeschehen abgelenkt wird. Um Folgekosten zu sparen, sollten regelmäßige Kartenupdates kostenlos sein – denn jedes Jahr ändern sich deutschlandweit bis zu 15 Prozent aller Straßenführungen. Wer sein Navigationssystem per Bluetooth mit dem Radio vernetzen kann, erhält die Fahranweisungen optimal verständlich über die Autolautsprecher.
Aktuelle Navigationssysteme im Überblick. Foto: © Thomas Busch Mobile Navigationssysteme und Smartphone Apps haben aber auch Nachteile: So ist die Befestigung – zum Beispiel per Saugnapf an der Windschutzscheibe oder mit Klemmen an Lüftungsgittern – nicht immer dekorativ. Außerdem sind dann störende Kabel zu sehen, zum Beispiel Ladekabel zum Zigarettenanzünder oder zusätzliche TMC Antennen. Doch wer sich daran nicht stört, kann mit kostengünstigen Nachrüstlösungen entspannt an jeder Verkehrsstörung vorbeigleiten.
Text:
Thomas Busch /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben