Architektonische Vielfalt mit der prächtigen Sparkasse (r.) im Karlsbader Kurviertel an der Teplá.

Architektonische Vielfalt mit der prächtigen Sparkasse (r.) im Karlsbader Kurviertel an der Teplá. (Foto: © Jürgen Ulbrich)

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Karlovy Vary: Kuren, Kino und Karneval

Panorama - Reise

Karlsbad, die Stadt an Zusammenfluss von Eger und Teplá, gilt dank ihrer Thermalquellen als die tschechische Wellness-Oase schlechthin.

Der Hauch von Geschichte weht durch die rund 50000 Einwohner zählende Kurstadt in Westböhmen, nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Eindrucksvoll reihen sich aufwendig restaurierte Hotels und elegante Wellness-Oasen im Historismus- und Jugendstil am Teplá-Ufer. Wie das Grandhotel Pupp, in dem Szenen des James-Bond-Hits "Casino Royale" mit Daniel Craig entstanden. Hier treffen sich die Kino-Stars jedes Jahr während des Internationalen Filmfests.

Reichhaltiges Trink- und Badekur-Angebot

(Foto: © Jürgen Ulbrich) (Foto: © Jürgen Ulbrich)

Ich bin unterwegs zum Elisabethbad, ein Kurhaus im Karlsbader Smetanapark. Der pseudobarocke Palast wurde einst nach Österreichs Kaiserin Elisabeth ("Sissi") benannt. Doch nicht eine der zahlreichen Trink- oder Badekur-Angebote stehen auf dem Programm, sondern Kleider-Anprobe für den Faschingsball im Grandhotel Ambassador. Anfang Juni regiert der Sommer-Karneval die Stadt, ein Fest für Maskenzüge, außergewöhnliche Gefährte, Gaukler und Entertainer – ein etwas anderer Karneval, dem hierzulande nicht vergleichbar.

Schnell ist ein historisches Kostüm gefunden, fast fühle ich mich wie ein mittelalterlicher Fürst im goldenen Gewand. Das stammt aus dem Fundus des Prager Filmstudios Barrandov ("Pan Tau", "Amadeus"), eines der größten und ältesten Europas und ebenso traditionsreich wie die Kur-Metropole.

Heilwasser aus bis zu 2500 Meter Tiefe

(Foto: © Jürgen Ulbrich) (Foto: © Jürgen Ulbrich)

Die lässt sich am besten zu Fuß erkunden. Nicht vergessen: einen der typischen Karlsbader Trinkbecher! Der langgezogene Schnabel verhindert, dass man sich mit dem mineralhaltigen Heilwasser aus den Quellen den Mund verbrüht. Bis zu 2500 Meter tief sind sie, die Wassertemperatur schwankt zwischen 30 °C und maximal 73,4 °C.

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Den Anwendungen mit dem salzhaltigen, nach Metall schmeckenden warmen Nass werden zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben. Es soll etwa Störungen des Verdauungssystems lindern und wird gegen Gicht, Übergewicht, Allergien und Erkrankungen des Bewegungsapparates eingesetzt.

Vorsicht am Sprudel!

(Foto: © Jürgen Ulbrich) (Foto: © Jürgen Ulbrich)

Bei "Vřídlo" ("Sprudel") ist Vorsicht geboten, Karlsbads bekannteste Quelle schleudert wie ein Geysir rund 2000 Liter in bis zu zwölf Meter Höhe. Die seit alten Zeiten bekannten Quellen bewogen den römisch-deutschen Kaiser und Namensgeber Karl IV. (1316-1378) übrigens schon 1370, den versteckten Flecken namens Vary, deutsch "Warmbad", zur Königsstadt zu machen. Aus der alten Bade- und Heiltradition Karlsbads ragt die Zeit vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert heraus, der Kurbetrieb erlebte eine einzigartige Blütezeit.

Berühmte Zeitgenossen entdeckten das Kleinod

(Foto: © Jürgen Ulbrich) (Foto: © Jürgen Ulbrich)

Fürsten, der Geldadel und berühmte Zeitgenossen entdeckten das Kleinod. Zu den Gästen zählten etwa der russische Zar Peter der Große, Komponisten wie Johann Sebastian Bach und Ludwig van Beethoven, aber auch Karl Marx oder Sigmund Freud. Johann Wolfgang von Goethe war von seinen 13 Besuchen so angetan, dass er erklärte: "Es gibt nur drei Städte auf der Welt, wo ich leben möchte: in Weimar, in Karlsbad und in Rom."

In Karlsbad kann man fürstlich feiern

(Foto: © Jürgen Ulbrich) (Foto: © Jürgen Ulbrich)

Böhmische Lebensfreude und Geselligkeit herrschen am Abend im Grandhotel Ambassador. Beim Faschingsball zeigen die festlich Kostümierten, dass sie auch fürstlich feiern können. Es wird ausgelassen getanzt, gelacht und geflirtet – auch beim Abschluss-Umzug durch die Altstadt am nächsten Tag.

Ich dagegen erhalte die Quittung vom Kurarzt meines Hotels: "Ihr Blutdruck ist viel zu hoch, haben Sie getrunken?", fragt er. Heilwasser kaum, ich wollte jedoch vor dem Ball nicht auf die herzhaften böhmischen Knödel mit Gulasch und das Pilsner Urquell verzichten. Abhilfe schafft das verordnete Beruhigungs-Stahlwannenbad mit heißem Quellwasser, eine Wohltat für Leib und Seele.

Die 13. Quelle

(Foto: © Jürgen Ulbrich) (Foto: © Jürgen Ulbrich)

Wie einem Jungbrunnen entsprungen eile ich anschließend ins Museum von Becherovka in der T.G.Masaryka 57. Dort gibt es im Anschluss an eine Führung durch die Geschichte von Karlsbads "dreizehnter Quelle" – so wird der grünlich-gelbe Bitter-Kräuterlikör auch genannt – eine Verkostung des von Jan Becher erfundenen Getränkes.

Er schmeckt deutlich besser als Wasser und ist weltbekannt – und hat damit ebenfalls längst seinen Platz in der langen wie wechselvollen Geschichte von Karlovy Vary gefunden.

 

Anreise
Fluggesellschaft Germania ab Düsseldorf jeweils donnerstags und sonntags (26. März bis zum 26. Oktober 2017).

Termine 2017
Karlsbader Halbmarathon: 20. Mai 2017
Zehnter Sommer-Karneval: 2. – 3. Juni 2017
Filmfest Karlovy Vary: 30. Juni – 8. Juli 2017

Hotel-Tipp

Vienna House Dvořák Karlovy, Nova Louka 11, Karlovy Vary, 36021 Tschechien, Preisbeispiel: Doppelzimmer pro Nacht für zwei Erwachsene ab 124 Euro.

Restaurant-Tipp
Karel IV. am Becherplatz. Urtümliches böhmisches Lokal mit den typischen Gerichten wie etwa Knödel mit Rotkraut, Sauerkraut und Gulasch. Bier aus der hauseigenen Brauerei. T.G.Masaryka 57, Karlovy Vary, Tel: 00420 353 599 999.

Unbedingt anschauen!
27.Unterhalb des Sprudels Juergen UlbrichDie Glashütte Moser, einer der bekanntesten Tschechiens, die Unterwelt des Sprudels sowie das Becherovka-Museum.

Ausflugs-Tipp
In dem ca. eine halbe Autostunde von Karlsbad entfernten Ort Unterwelt des Sprudels (Petschau) an der Teplá thront die ursprünglich gotische Burg aus dem 14. Jahrhundert auf einem hoch aufragenden Felsen. Sehenswert ist das nahe Barockschloss Bečov mit dem berühmten St. Maurus Schrein (Reliquiar des hl. Maurus), der in Wert und in der Bedeutung mit den Krönungsinsignien vergleichbar ist.

Text: / handwerksblatt.de

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