Düfte spielen eine wichtige Rolle im Leben. Wie sie entstehen, wie sie wirken und worauf zu achten ist, erzählen zwei Experten dem Deutschen Handwerksblatt.
Marc vom Ende hat ein Näschen für schöne Düfte. Der Parfümeur aus Berlin hat viele erfolgreiche Duftkreationen auf den Markt gebracht. Den richtigen Duft zu finden, sagt vom Ende, "sei eine reine Gefühlssache". Vor allem brauche es Zeit, einen neuen Duft zu entwickeln. Seine Inspiration findet der Parfümeur in allen möglichen Dingen. Natürlich ist die Natur mit ihren Aromen von Zitrone, Bergamotte, Lavendel oder Jasmin ein wichtiger Duftlieferant. Aber auch ein gutes Essen, ein Urlaub, eine bestimmte Pflanze rufen dufte Ideen hervor. "Die Entwicklung eines Duftes gleicht einer Evolution", erklärt Marc vom Ende, dass der Entstehungsprozess heutzutage ein Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Faktoren ist.
"Die Duftherstellung ist ganz anders, als es sich die meisten vorstellen", sagt auch Elmar Keldenich vom Bundesverband Parfümerien e. V. Kaum ein Parfümeur schlendert heute noch durch den Garten, riecht eine Rose und schon macht er daraus ein Parfüm. "In Deutschland haben wir eine Chemikalienverordnung, die vorschreibt, welche Zutaten ein Duft enthalten darf." Streng limitiert ist zum Beispiel Zitronenöl. Die Substanz kann heftige Allergien hervorrufen. So sitzen die circa 50 Parfümeure hierzulande am Laptop und entwerfen ihre Rezepturen. Wichtige Voraussetzung bleibt wie gehabt das Wissen um die Rohstoffe. "Aber mal eben einen Duft herstellen, das geht nicht", sagt Duftexperte Marc vom Ende. Inzwischen sei ein ganzes Team dafür notwendig. Wie sieht aktuell der Markt aus? Was liegt gerade im Trend? Vor allem aber: Für welches Land ist der Duft bestimmt?
Die Parfümherstellung ist seit jeher ein europäisches Phänomen. Doch oh, là, là, es sind nicht unbedingt die Franzosen, die als Meister der Parfümkreationen immer die Nase vorne haben. Eine weltweite Führungsrolle hatte das im Jahr 1821 gegründete Unternehmen Schimmel in der Nähe von Leipzig, die heutigen Leunawerke. Sie waren Marktführer bei der Herstellung künstlicher Aromen und Duftstoffe. Viele Düfte kommen ebenso aus Italien.
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Die Möglichkeit des Destillierens stammt nämlich ursprünglich aus der Mittelmeerregion. Durch Katharina de Medici gelangt die Methode der Konzentratgewinnung über Venedig nach Frankreich, aber auch nach Deutschland. Stichwort: Kölnisch Wasser. Der Legende nach hat 1792 der Kartäusermönch Franz Maria Carl Gereon Farina dem Kaufmann Wilhelm Mülhens die Rezeptur für das Duftwässerchen geschenkt. Bis heute ist die über 220 Jahre alte Duftkreation vor allem bei den Jugendlichen in Südamerika beliebt. Jährlich weltweit bis zu 2.000 neue Parfüms auf den Markt. 95 Prozent davon sind nach einem Jahr wieder verschwunden. "Jedes Land hat da halt so seine Vorlieben", sagt Elmar Keldenich. So verbinden in Deutschland die Menschen den Begriff frisch mit dem Duft von Zitrone. Für die Amerikaner steht er in direkter Verbindung mit Vanille und in Spanien ist die Frische im Badezimmer gleichzusetzen mit dem Duft von Chlor. "Tatsächlich wird den spanischen Putzmitteln Chlorduft beigemischt", weiß Duftexperte Keldenich.
Doch welches Land was riechen mag und welcher Duft ein Klassiker wird oder welcher wieder verschwindet, das entscheidet allein die Nase des Verbrauchers. Denn Düfte sind vor allem eins: Emotion. Sie lösen positive wie negative Gefühle aus. So hat der bekannte Duftforscher und Mediziner Hanns Hatt herausgefunden, dass Spermien vom Maiglöckchenduft der Eizellen angelockt werden. Schon lange bekannt ist die beruhigende Wirkung von Lavendel. Und Orangenöl macht gar Männer glücklich. Bei allen Duftnuancen und Vorlieben gilt für beide Experten jedoch ein Grundsatz: "Weniger ist mehr." Im Arbeitsleben sollte deshalb ein neutraler Duft gewählt werden. "Oder sogar ganz darauf verzichtet werden", meint Marc vom Ende.
Zu bestimmten Anlässen, wie einem Abendessen oder einem Treffen mit Freunden, können Düfte dagegen gezielt eingesetzt die Stimmung positiv untermalen. Entscheidend beim Eau de Toilette, dem Eau de Parfum oder dem reinen Parfüm sind hier die Kopf-, Basis- und Herznote. Die Kopfnote besteht zumeist aus leicht flüchtigen Duftstoffen, die nach einer Stunde verschwunden sind. Die Herznote ist nach sechs Stunden komplett verduftet. Was bleibt, ist die Basisnote. Bei der Wahl nach dem richtigen Duft ist vor allem Zeit wichtig. Einfach ein paar Parfüms in die engere Wahl nehmen. "Die Nase hält das aus", empfiehlt Elmar Keldenich, die Rezeptoren der Nase immer wieder mal in der Armbeuge kurz verschnaufen zu lassen.
Jetzt Dufterlebnisse verschenken
Der Tipp des Berliner Parfümeurs lautet: "Zunächst ein Parfüm auf einen Papierstreifen sprühen." Im zweiten Schritt den Duft auf die Haut auftragen. "Nach einer Nacht entsteht so ein recht gutes Bild vom Parfüm." Beim Verschenken allerdings ist es mit dem Duft so eine Sache. Eine Erfahrung, die selbst Marc vom Ende kennt. Der Parfümeur ist in der glücklichen Lage, gerade jetzt in der von wohlig warmen Düften bestimmten Weihnachtszeit individuelle Kreationen zu verschenken. "Ich kann aber nur etwas verschenken, von dem ich glaube, dass es der Person gefällt", sagt der Duftspezialist. Trotzdem kann es passieren, dass das gewählte Parfüm nicht passt. Wichtig sei bei allem einfach, den Duft mit Liebe auszuwählen. Denn ein Falsch gibt es nicht. "Speziell in Zeiten von Corona kann ein Dufterlebnis eine wunderbare Geste sein."
Checkliste: Der perfekte Duft – so klappt's
Der Bundesverband Parfümerien hat sieben Tipps zusammengestellt, die Sie in wenigen Schritten zum perfekten Weihnachtsgeschenk führen.
1. Kaufen Sie nicht irgendeinen Duft!
Ein Parfum ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Jeder nimmt Düfte unterschiedlich wahr. Ein Duft, der mir gefällt, kann von anderen als unangenehm empfunden werden. Er vermischt sich außerdem mit dem individuellen Duftprofil eines Menschen. So kann der selbe Duft sich sehr unterschiedlich entwickeln.
2. Schnüffeln Sie, nicht nur im Badezimmer!
Jeder Mensch mag unterschiedliche Gerüche, der eine liebt Vanille, der andere mag Zitronenduft. Kennen Sie die Düfte auf dem Spiegelsims? Auch Duschbäder und Körperlotionen helfen häufig weiter. Oder der Weichspüler oder die Duftkerze im Wohnzimmer geben Hinweise.
3. Schauen Sie genau hin!
Welche Früchte, Blumen und Aromen mag er oder sie? Rosen in der Vase, Sandelholz als Räucherstäbchen, Melone im Kühlschrank? Was steht in der Vase, auf der Fensterbank, auf dem Tisch oder im Kühlschrank? Tipp: Wer Melone liebt, mag oft auch "melonige" Düfte.
4. Gehen Sie noch schnell zusammen essen!
Welche Aromen mag sie oder er beim Essen? Liebt sie es süß oder mag er es lieber pikant? Cola oder Orangensaft? Kaffee oder grüner Tee? Rot- oder Weißwein? Wichtige Hinweise, auch für die Suche nach dem perfekten Duft!
5. Fragen: Freunde und Verwandte!
Sie kennen häufig die Vorlieben des Beschenkten genau! Ganz wichtig: sie müssen den Duft schließlich auch mögen!
6. Kennen Sie die Lieblingsfarbe?
Was lustig klingt, kann wirklich helfen! Wer Blau mag, liebt oft frische Düfte, und das Wort "Grün" bezeichnet sogar eine Duftfamilie, die ebenso riecht. Rote Düfte stehen nicht umsonst für Leidenschaft!
7. Beratung nutzen!
In deutschen Parfümerien sind etwa 800 unterschiedliche Parfums erhältlich. Jedes Jahr kommen mehr als 100 neue Düfte hinzu. Aber keine Angst. Gehen Sie in eine Fachparfümerie, viele haben inzwischen speziell geschulte Fachberater für Düfte.
Wenn Sie alle Tipps befolgt haben, ist das perfekte Parfüm schnell gefunden.
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