Frauen im Handwerk: Glücklich und erfolgreich
Frauen sind auf Baustellen und in Werkstätten immer noch die Minderheit. Zum internationalen Frauentag ruft das Handwerk zu mehr Mut bei der Berufswahl auf. Glaserin Cecile Höllmüller und Braumeisterin Doreen Gaumann haben ihren Traumberuf gefunden.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Frauen im Handwerk
Auf Baustellen ist Glasergesellin Cecile Höllmüller oft die einzige Frau "Es wäre schön, wenn das anders wäre. Denn mit mehr Frauen kann eine Baustelle anders ablaufen, weil Frauen oft andere Lösungsansätze haben als Männer", sagt sie.
Zum Internationalen Frauentag ruft die junge Handwerkerin gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) Mädchen und Frauen dazu auf, mehr Mut zu zeigen.
Es sei wichtig, dass "junge Frauen keine Angst haben, sich einen ‚männlichen‘ Handwerksberuf anzuschauen und es nicht grundsätzlich ausschließen. Sonst könnte ihnen ihr Traumberuf entgehen", erklärt Cecile Höllmüller.
Für sie selbst sei die Männerdominanz in ihrem Gewerk kein Grund gewesen, von ihrer Berufswahl Abstand zu nehmen. "Es war von Kollegenseite nie ein Problem, dass ich eine Frau bin. Höchstens der eine oder andere Kunde hat gefragt: Oh, kann die das?", so Höllmüller.
Uns wie sie das kann: Cecile Höllmüller ist Deutschlands beste Jungglaserin. 2020 schloss sie ihre Ausbildung in der Glaserei Späth in Hauzenberg (Kreis Passau) als beste Gesellin Deutschlands ab.
Nachfolge ist weiblich Sie sind innovativ, erfolgreich, zukunftsorientiert: Als Unternehmerinnen und Führungskräfte sind Frauen im Handwerk auch abseits der klassischen Frauenberufe auf dem Vormarsch. Einige davon erzählen hier ihre Geschichte.
Kreative Berufe dominieren immer noch
Lange galt das Handwerk in weiten Teilen als Männerdomäne. Heute kommt es bei den Auszubildenden immerhin auf einen Frauenanteil von 18,3 Prozent, berichtet der ZDH anlässlich des Internationalen Frauentags. Es sind aber nach wie vor vor allem handwerkliche Berufe aus dem kreativen Bereich, die von Frauen ergriffen werden.
- Die Kosmetik ist demnach mit einem Frauenanteil von 99,2 Prozent fast vollständig in weiblicher Hand.
- Gefolgt vom Maßschneider- (84 Prozent) und
- Konditorenhandwerk (80,4 Prozent),
- den Gold- und Silberschmieden (76,6 Prozent) und
- Friseuren mit 74,7 Prozent.
In den gewerblich-technischen Berufen sieht das Bild deutlich anders aus.
- Bei den Maurern und Betonbauern (1,1 Prozent),
- den Informationstechnikern (1,9 Prozent) und
- den Klempnern/Spenglern (2,1 Prozent) sind Frauen rar.
Einige gewerblich-technische Berufe konnten ihren Frauenanteil in den vergangenen Jahren deutlich steigern. Im Zweiradmechaniker-Handwerk wurden 2019 beispielsweise 61 Frauen mehr ausgebildet als noch 2017, eine Steigerung des Frauenanteils um 2,3 Prozentpunkte auf nunmehr 9,2 Prozent.
Bei den Tischlern waren es 213 weibliche Azubis mehr als 2017 – eine Steigerung von 0,8 Prozent auf 13,1 Prozent Frauenanteil. Die Beispiele würden zeigen, dass es gelingen kann, mehr Frauen für diese Berufe zu begeistern, so der ZDH.
"In der höheren Diversität der Mitarbeiterschaft steckt großes Potential"
ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer Foto: © ZDH/SchueringHandwerkspräsident Hans Peter Wollseifer will Frauen zu einer Berufswahl jenseits von Klischees ermutigen. "Darum bemüht sich auch die Handwerksorganisation. Mit einer Imagekampagne, Engagement beim Girls Day und viel regionalem Engagement."
Frauen für gewerblich-technische Berufe zu begeistern, sei nicht nur wichtig mit Blick auf die Fachkräftesicherung. "In der höheren Diversität der Mitarbeiterschaft steckt großes Potential für unsere Betriebe", erklärt Wollseifer.
"Man wächst mit jeder Situation"
Foto: © Doreen GaumannBraumeisterin Doreen Gaumann hat eine Erklärung, warum immer noch wenige Frauen den Schritt in einen gewerblich-technischen Beruf wagen: "Viele Frauen haben Sorgen, dass sie nicht anerkannt werden, man sie nicht respektiert oder sie den Beruf körperlich nicht schaffen," erklärt die 29-Jährige.
"Am Ende kommt es aber drauf an, was man draus macht. Man wächst mit jeder Situation und jedem Erlebnis, das man hat."
Sie selbst hat direkt nach dem Abitur ihre Ausbildung zur Brauerin und Mälzerin gemacht. 2015 schloss sie die Meisterausbildung ab und ist seitdem als Braumeisterin der Union Brauerei Bremen tätig.
Hohe Zufriedenheitswerte von Frauen im Handwerk
Entscheiden sich Frauen bewusst für einen Handwerksberuf, haben sie nicht nur sehr gute Zukunftsaussichten, sondern sind häufig auch glücklich und erfüllt mit ihrer Berufswahl. Das besagt die Studie "Handwerkerstolz" von Dr. Ann-Kathrin Blankenberg von der Georg-August-Universität Göttingen. 2.000 Handwerkerinnen und Handwerker wurden dazu befragt.
Frauen äußern in der Studie besonders hohe Zufriedenheit mit ihrem Beruf. 86,6 Prozent der befragten Frauen gibt der Handwerksberuf ein gutes Gefühl (Durchschnitt aller Befragte liegt bei 78,2 Prozent). 86,8 Prozent der befragten Handwerkerinnen sehen in ihrem Beruf ihre Leidenschaft (Durchschnitt: 83,3 Prozent).
Viele Frauen im Handwerk setzen sich ehrgeizige berufliche Ziele. Jeder fünfte Handwerksbetrieb wird inzwischen von einer Frau geführt. 3.436 Absolventinnen haben 2019 erfolgreich die Meisterprüfung abgelegt.
Quelle: ZDH
Über die Imagekampagne Seit 2010 führt das deutsche Handwerk eine bundesweite Imagekampagne durch. Bekannt ist die Kampagne zum Beispiel durch große Plakatwände, TV-Spots und Social-Media-Aktivitäten. Die Kampagne soll die Bedeutung des Handwerks in der Öffentlichkeit stärken und junge Menschen für eine Ausbildung in einem von über 130 Handwerksberufen zu begeistern. Auch junge Frauen sollen dabei immer wieder gezielt angesprochen werden.
Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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