Französischer Pick-up mit japanischen Genen
Seit gut einem Jahr bietet die Rautenmarke einen Pick-up an. Wem der Alaskan trotz Renault-Emblem bekannt vorkommt: Es handelt sich um den Navara vom Allianz-Partner Nissan.
Seit wann hat denn Renault einen Pick-up? Diese erstaunte Frage musste ich des öfteren beantworten, seit der Alaskan, wie das Modell bei den Franzosen heißt, bei mir vor der Tür stand. 2017 stellte Renault den Wagen erstmals der Öffentlichkeit vor, als Studie geisterte schon ein Jahr zuvor durchs Internet und in Fachtiteln. Wie viele Wettbewerber auch, war Renault auf den Boom zu Pick-ups aufgesprungen, auch wenn hierzulande damit keine wirklich großen Stückzahlen erreicht werden.
Es war schon eine kleine Überraschung, als Renault den Einstieg ins Pick-up-Geschäft verkündigte. Weniger überraschend war, dass das Modell auf dem Allianzpartner beruhte. Oder noch genauer: Renault schnappte sich den Navara vom Allianzpartner, schraubte sein eigenes Lenkrad rein und passte die Front seinem Markenemblem an – fertig war der Alaskan. In Deutschland bislang nur als Doppelkabiner mit zuschaltbarem Allradantrieb erhältlich, hat der Alaskan natürlich alle Gene aus dem Nissan-Konzern in die Rautenmarke übernommen.
Starrachse mit Mehrlenker-Hinterradaufhängung und Schraubenfedern
Einer der wesentlichen Unterschiede zu allen Wettbewerbern findet sich an der Hinterachse. Die wiederum ist eine Starrachse, aber für die Hinterräder gibt es eine neu entwickelte Mehrlenker-Hinterradaufhängung mit Schraubenfedern, wo sonst Blattfedern sind. Und das heißt automatisch wesentlich mehr Komfort, wenn es ins Gelände oder auf ruckelige Pisten geht, verglichen mit der Konkurrenz. Neben einer besseren Radführung sind sowohl Fahrwerksgeräusche als auch Vibrationen reduziert. Dank Starrachse ändert das nichts an den Allradfähigkeiten, etwa wenn die Verschränkung die Karosserie dramatisch beansprucht.
Foto: © RenaultFür den Antrieb sorgt auf der Straße ein klassischer Hinterradantrieb. Der lässt sich bis Tempo 100 durch einen zuschaltbaren Vorderradantrieb ergänzen. Einfach den Drehregler auf den Modus "4H" einstellen, schon fährt der Alaskan im Allradmodus, weil die Klauenkupplung schließt und die Kraft jeweils zur Hälfte auf die Vorder- und die Hinterachse verteilt. Geht es auf Sand oder in den Matsch, muss der Fahrer nur noch auf "4LO" schalten, dann hat er das serienmäßige Untersetzungsgetriebe aktiviert und kann mit mehr Drehmoment fahren. Wer viel in schwerem Gelände unterwegs ist, kann auch optional ein mechanisches Sperrdifferenzial hinten mitordern.
Serienmäßig hat der französische Pick-up mit den japanischen Wurzeln einen Berganfahr- und einen Bergabfahrassistenten an Bord. Die Bodenfreiheit liegt bei 22,3 Zentimetern, die Böschungswinkel liegen vorn bei 29 Grad, hinten bei 25 Grad. Möglich ist ein Rampenwinkel bis 24 Grad und alle Bachdurchquerer sollten eine Wattiefe von immerhin 45 Zentimetern im Hinterkopf behalten.
Viel Fahrkomfort und hohe Nutzlast
Vom Fahrkomfort gibt es beim Alaskan nichts zu meckern. In mir erweckt der Pick-up – wie alle anderen auch – immer das Gefühl einer Schiffsschaukel, was sich ändert, sobald man Last auf die Ladefläche hinten packt. Der Alaskan kann fast eine Tonne – exakt 960 Kilogramm – aufnehmen, abhängig vom Modell. Und wenn Lasten gezogen werden sollen, können bis 3,5 Tonnen an den Haken, den es bei Renault aber nur auf Nachfrage gibt.
Unterschiede in der Nutzlast sind motorbedingt. Denn Käufer können beim Alaskan zwischen Aggregaten wählen: In beiden Fällen handelt es sich um 2,3-Vierzylinder-Diesel, der entweder 120 kW/163 PS oder 140 kW/190 PS leisten kann. Das kleine Aggregat schafft die 960 Kilogramm, das große 949 oder 932 Kilogramm, abhängig vom Getriebe. Genügend Kraft, um Last zu transportieren. Die Verbräuche gibt Renault mit 6,3 Litern Diesel für beide Motoren hat. Hat der Käufer den großen Diesel mit der 7-Gang-Automatik kombiniert, muss er mit 6,9 Litern rechnen. In der Praxis liegen die Verbräuche auch bei ökonomischer Fahrweise rund einen Liter höher.
Fazit
Mit dem Alaskan hat Renault einen Pick-up mit viel Fahrkomfort und hoher Nutzlast in seinem Programm. Einziger Nachteil ist aber der Preis: Der Alaskan fängt mit der kleinen Motorisierung bei netto 31.010 Euro an und ist damit deutlich teurer als der vergleichbare Navara.
Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
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