Kommentar zum Beitrag von Dr. Rose Götte
Frau Dr. Rose Götte ist mit der beruflichen Bildung in Rheinland-Pfalz bestens vertraut und beschreibt in ihrem Gastbeitrag ein ernstzunehmendes Problem, das wir aus der täglichen Ausbildungspraxis kennen. Insofern ist dies ein guter Denkanstoß für eine Debatte, wie wir die Situation verbessern können.
Fakt ist, dass junge Menschen mit Migrationshintergrund, die zu uns kommen und bleiben möchten, eine Perspektive brauchen. Das Handwerk ist froh um jeden, der Interesse an einem handwerklichen Beruf hat und Talent mitbringt. Wir brauchen junge Menschen gleich welcher Nationalität, um den hohen Nachwuchs- und Fachkräftebedarf zu decken.
Die Herausforderung dabei ist, alle Prüflinge gleich zu behandeln, denn es gibt auch deutsche Auszubildende mit erheblichen Leseverständnis- und/oder Rechtschreibschwächen oder anderen Beeinträchtigungen. Auch diese Prüflinge tun sich schwer damit, Prüfungsfragen in einem bestimmten Zeitfenster zu verstehen und zu beantworten.
Mein Vorschlag wäre deshalb, bereits während des Ausbildungsprozesses dafür zu sorgen, dass junge Menschen mit Migrationshintergrund die deutsche Sprache gut genug lernen können, um sowohl in der Berufsschule als auch im Betrieb den mitunter hohen Anforderungen des Berufes gerecht zu werden. Die Landessprache zu beherrschen, ist der Schlüssel zur Integration und zu einem erfolgreichen Berufsleben. Denkbar wäre zudem mehr fachsprachliche Unterstützung, um derartige Defizite gezielt auszugleichen.
Die Ausbildung im Handwerk dauert in der Regel drei bis dreieinhalb Jahre. Dies sollte genug Zeit sein, um betroffenen jungen Menschen ein geeignetes Angebot zu machen.
Rita Petry
Geschäftsführerin der Handwerkskammer der Pfalz
Zur Person
Dr. Rose Götte Foto: © privat/Rose GötteDr. Rose Götte wurde 1938 in Cleebronn geboren. Nach dem Studium der Germanistik, Pädagogik und Philosophie promovierte Götte zum Dr. Phil. Götte ist verheiratet und hat drei Kinder. Sie war beteiligt an der Gründung einer modernen Kindertagesstätte und ist Autorin des Praxisbuches "Sprache und Spiel im Kindergarten". Nach sieben Jahren Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Landau wechselte Götte in die Politik. 1979 wurde sie in den Landtag, 1987 in den Bundestag gewählt. Von 1991 bis 2001 war Götte Ministerin für Kultur in Rheinland-Pfalz. Im Ruhestand gründete sie eine neue Tagesstätte: Gemeinsam mit zwei Fachkräften und zwanzig Ehrenamtlichen versuchte sie, einen Ort zu schaffen, an dem sich Menschen mit Demenz wohlfühlen und aktiviert werden. In Rodenbach gibt sie bis heute Deutschunterricht für Flüchtlinge.
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Text:
Rose Götte /
handwerksblatt.de
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