Veranstaltung: der namhafte Wirtschaftswissenschaftler und Konjunkturforscher Professor Gabriel Felbermayr war zu Gast bei der digitalen Mittagspause #handwerkumzwoelf.
Nach den langen Einschränkungen der Corona-Krise nimmt die Wirtschaft an Fahrt auf. Zeit für Handwerk.NRW, eine Bilanz der vergangenen Monate zu ziehen und die Corona-Maßnahmen der Politik bewerten zu lassen. Dies übernimmt Professor Gabriel Felbermayr, den die Interessenvertretung des nordrhein-westfälischen Handwerks am 2. Juli zu ihrer digitalen Mittagspause #handwerkumzwoelf eingeladen hat. Der Wirtschaftswissenschaftler und Konjunkturforscher leitet das Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW). "Er hat ein Alternativmodell zu den Corona-Hilfen des Bundes entwickelt – das sogenannte Kieler Modell", moderiert Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk.NRW, den einflussreichen Ökonomen an und bittet den Österreicher Felbermayr gleich darum, das deutsche Krisenmanagement zu benoten.
Tränental der Umsetzung
"Bei uns haben wir die Noten von eins bis fünf – dem deutschen Krisenmanagement gebe ich ein Genügend, also eine Vier", antwortet der Leiter des IfW Kiel. Positiv hebt er hervor, dass die Politik zu Anfang der Pandemie rasch gehandelt und den Unternehmern signalisiert habe, dass man sie nicht alleine lasse. "Doch danach begann das Tränental der Umsetzung." Bei den allermeisten Funktionen des Staatswesens habe man festgestellt, dass sie unter Stress nicht so effizient seien, wie eine moderne Volkswirtschaft sie brauche.
Das IfW hat das Kieler Modell für Ausnahmesituationen geschaffen – "für eine makroökonomische Notlage, aber nicht für eine konjunkturelle Schieflage". Ziel ist es, den Eigenkapitalpuffer der Unternehmen zu bewahren. Finanzielle Stabilisierungshilfen würden sich daran orientieren, wie stark das Betriebsergebnis des einzelnen Unternehmens eingebrochen ist. Einen noch größeren Anreiz sähe Felbermayr darin, wenn sich die Ausfallrate am Durchschnitt der gesamten Branche bemisst. "Wer durch innovativeres Verhalten besser als die anderen ist, könnte die daraus erzielten Erträge behalten." Idealerweise würde dieser Unternehmenslohn direkt über die bis dahin besser ausgestatteten Finanzämter ausgezahlt.
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"Wir haben das Kieler Modell mit großer Sympathie aufgenommen, weil es Betriebe mit starker Eigenkapitalbasis besser unterstützt hätte", erklärt Andreas Ehlert. Leider sei es in der Corona-Krise nicht umgesetzt worden. Doch die nächste Krise komme bestimmt. "Es lohnt sich, gut vorbereitet zu sein und ein richtig gutes Konzept in der Hinterhand zu haben."
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