Nardograu wie ein Nigelnagelneuer
Umstyling für ein umgebautes E-Mobil: Fahrzeuglackierer sind mit Feuereifer bei der Prüfungsvorbereitung – dank eines besonders pfiffigen Projekts.
Heck- und Motorhaube, Türen und Griffe, Blinker und viele andere Teile sind bereits ausgebaut. Radkappen? Schon aufbereitet. Jetzt geht’s im Innenraum weiter. Die Innenverkleidung der Tür muss noch raus. Verkabelungen abknipsen oder abkleben, Gummiabdichtungen und Zierleisten entfernen, und und und. Alles, was die Lehrlinge vor dem Lackieren nicht demontieren, bekommt beim Besprühen Farbe ab. Und: Die Karosserie muss vor dem Auftragen blitzblank sein. Sehr sauberes Arbeiten ist das A und O im Fahrzeuglackiererhandwerk. Fünf Tage Arbeit – das zahlt sich am Ende aus. Nach dem Lackieren in der Handwerkskammer Trier erstrahlt der Audi A2 wie nigelnagelneu in Nardograu.
Für die angehenden Fahrzeuglackierer ist dieses Projekt der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung ideal, um sich auf die praktische Prüfung vorzubereiten. Dank eines Sponsorings zu Ausbildungszwecken hatte die Berufsbildende Schule Gestaltung und Technik (BBSGuT) in Trier den Benziner bekommen. Schülerinnen und Schüler hatten ihn dort in monatelanger Arbeit zum Elektromobil umgebaut. Viele Hände aus verschiedenen Klassen und Handwerksberufen hatten daran mitgearbeitet, unter der Leitung der Lehrer Thomas Brach und Norbert Sudhoff. 95 Prozent der Arbeit am Auto haben die Schülerinnen und Schüler selbst gemacht, betonen die Lehrer. Das sei ihnen wichtig gewesen. Sie freuten sich auch über die Zusage der Handwerkskammer Trier, dass das Auto im Rahmen der ÜLU dort lackiert werden konnte.
Großes Engagement im Pilotprojekt
Auch Ausbildungsmeister Thorsten Bauerfeld, der die Azubis in der Handwerkskammer Trier beim Lackieren angeleitet hat, betont das Engagement der zehn Lehrlinge: "Sie waren mit Feuereifer bei der Sache! Solche außergewöhnlichen Projekte sind bestens dafür geeignet, junge Menschen für das Handwerk zu begeistern." Die Hälfte der Gruppe im dritten Lehrjahr besteht aus jungen Frauen. Celine Mehrfeld (22) vom Autohaus Kuhlo in Wittlich ist eine von ihnen. Für sie war es die erste Komplettlackierung: "Schon cool, die ganze Planung, Vorbereitung und Teamarbeit so mitzuerleben – etwa die Stromversorgung abzunehmen, das Auto zu schieben statt zu fahren oder die Temperatur zum Trocknen bei maximal 60 Grad zu halten. Vorher hatte ich eher kleinere Bereiche, Einzelteile und Reparaturen gemacht." Kollegin Julia Schey (21) vom Lackwerk in Badem sieht es ähnlich. Besonders die Teamarbeit fand sie spannend: "Bei so vielen Leuten auf einmal muss man Hand in Hand arbeiten, damit es klappt. Ich bin stolz darauf, bei diesem Pionierprojekt dabei zu sein und dass wir es so gut geschafft haben." Stolz auf seine Arbeit ist auch Azubi Dejan Pijetlovic (26) von der Truck-Center Backes GmbH in Olzheim. Der Kfz-Mechatronikergeselle war einer von Dreien aus der Gruppe, die der Karosserie mit Sprühpistole und der "Lizenz zum Lackieren" ein neues Outfit verpasst haben. Daniel Nuss (18) von der Heistergruppe in Trier ist ebenfalls froh, dabei zu sein: "Für uns ist das eine gute Vorbereitung auf die Prüfung, weil hier jeder alle Arbeitsabschnitte einmal durchlaufen hat. Die Teamarbeit ist eine Herausforderung, macht aber auch Spaß." Im letzten Schritt wollen die Schilder- und Lichtreklameherstellerlehrlinge Hand anlegen. Dann steht das E-Mobil für weitere Schulungen zur Verfügung. Im Einsatz ist es bei Bedarf auch für Fahrten, die in der Schule anfallen.
Der Umbau des Autos ist Teil des Projekts Zukunftsschmiede Berufsschule. Neben der Handwerkskammer Trier haben die Nikolaus Koch Stiftung und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) das Vorhaben unterstützt. Für ihre Projektidee hatte die Klasse im November 2018 einen Preis von der Nikolaus Koch Stiftung erhalten. Bis nach Südamerika schlug die Aktion Wellen: In Brasilien wird nun der Prototyp eines elektrisierten Strand-Buggys konzipiert – angestoßen vom EIC Trier IHK/HWK Europa- und Innovationscentre und praktisch unterstützt von der BBS GuT.
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Text:
Constanze Knaack-Schweigstill /
handwerksblatt.de
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