Immer wieder die Welt von oben sehen
Für Fabio Thelen aus Perl gibt es keinen schöneren Beruf als den des Zimmerers. Die Handwerkskammer Trier hat den 17-jährigen jetzt als Lehrling des Monats ausgezeichnet.
Wo es um Teamgeist und Ranklotzen geht, ist Fabio Thelen dabei –etwa auf dem Fußballplatz und in der Freiwilligen Feuerwehr. Auch bei der Arbeit ist der angehende Zimmerer im zweiten Lehrjahr stets motiviert am Start, bei Wind und Wetter. Mit Holz in luftiger Höhe zu arbeiten, macht ihn glücklich. Seine Leidenschaft für Holz entdeckte er während der Schulzeit. Bei seinem Onkel Martin Bloise, dem Chef der Zimmerei Holzbau BM in Konz, lernte er in Praktika und Ferienjobs den Beruf kennen und lieben. "Ich wusste schon damals, dass Zimmerer das Richtige für mich ist. Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen", sagt der 17-Jährige.
In der Ausbildung bei der Firma Holzbau Kohn in Saarburg hat Fabio viel mit Altbausanierung zu tun, "häufig Dachstühle aufreißen und neu bauen", sagt er. Eintönig findet der Lehrling das keineswegs: "Jede Baustelle ist anders, und jede hat was Besonderes. Am liebsten baue ich Dachstühle, wo alles auf den Millimeter genau stimmen muss. Wie zum Beispiel bei einer Halle in Kirf, für die ich mit meinem Meister einen sichtbaren Dachstuhl zugeschnitten habe. Das ist schon eine Herausforderung. Macht aber auch viel Spaß!" Höhenangst? "Noch nie gehabt. Als Kind war ich gerne auf Bäumen und Klettergerüsten." Weitere Voraussetzungen, um ein guter Zimmerer zu werden: "Handwerkliches Geschick und keine zwei linken Hände", sagt Fabio, "mitdenken und anpacken können, und am besten ist man auch nicht aus Zucker, sondern wetterfest." Er selbst kommt gut damit klar, so richtig ins Schwitzen zu kommen, nicht nur bei Sommerhitze. Auch das gute Arbeitsklima weiß er zu schätzen: "Meine beiden Chefs Jürgen Rauch und Sebastian Schubert unterstützen mich in jeder Lage und sind einfach die besten Chefs!"
"Zimmerer ist ein angesehener Beruf"
Schon vor seiner Ausbildung hatte der Jugendliche aus Perl-Oberleuken sich daheim eine eigene Werkstatt eingerichtet. Einiges Know-how zur Verarbeitung von Holz hatte er sich da bereits angeeignet – zum Nulltarif: "In der Schulzeit habe ich mir dazu Videos auf Youtube angesehen", sagt Fabio. "Und wenn ich mal nicht weitergekommen bin, habe ich einfach meinen Onkel gefragt." So hatte er schon als Schüler Bett, Schreibtisch & Co – wie kann es anders sein – in seiner heimischen Holzwerkstatt hergestellt. Mit eigenen Händen hergestellt findet Fabio nicht nur viel schöner, sondern auch nachhaltiger als Möbel aus dem Warenhauskonzern. Auch die Einrichtung seiner Werkstatt trägt das Label Nachhaltigkeit. Vieles dafür hat er gebraucht angeschafft. "Die Ausstattung hätte sonst mein Budget gesprengt. Außerdem lege ich Wert auf Nachhaltigkeit. Auch im Alltag achte ich darauf." So fährt er beispielsweise mit einem Nachbarn zur Arbeit und kauft sich für seine private Werkstatt auch schon mal gebrauchte Geräte. Nicht nur handwerklich, sondern auch in Sachen Auskommen ist der Zimmererlehrling auf dem aufsteigenden Ast. Kürzlich hat er sich seinen Kindheitstraum vom eigenen Traktor erfüllt. Die Landmaschine hat er natürlich gebraucht gekauft: "Neulich hatte ich Glück: In unserem Dorf war einer zu verkaufen. Da ich Auszubildender bin und Geld verdiene, kann ich mir nun endlich einen eigenen Traktor leisten." Wenn der 58 PS starke Schlepper restauriert ist, will Fabio damit sonntags immer mal wieder kleine Touren unternehmen, am liebsten mit Freunden.
Das Landleben und die Gemeinschaft bedeuten Fabio sehr viel. So war er mit seinen 17 Jahren schon mit der Feuerwehr bei Bränden und beim Hochwasser im Einsatz. Derzeit hilft er dabei, die traditionelle "Schweinswädfete" in Oberleuken vorzubereiten. Im kommenden August steht das 25-jährige Jubiläum des Fests an. Hilfsbereitschaft und ehrenamtliches Engagement sind für ihn selbstverständlich: "Das bereitet mir viel mehr Freude, als in meiner Freizeit nur die Füße hochzulegen." Stolz macht es den Zimmererlehrling, abends zu sehen, was er tagsüber geschafft hat – nicht nur bei der Arbeit. Über seine Zukunft macht er sich keine Sorgen. Im nächsten Schritt will er die Lehre abschließen. "Danach vielleicht den Meister machen, mal schauen", sagt Fabio. "Zimmerer ist ein angesehener Beruf. Und mit einem Gesellenbrief in der Tasche stehen mir ja viele Türen offen."
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Text:
Constanze Knaack-Schweigstill /
handwerksblatt.de
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