Schönes Detail des Gesellenstücks von Maximilian Theel: Formschlüssige Verbindung mittels Durchstecken und Verdrehen

Schönes Detail des Gesellenstücks von Maximilian Theel: Formschlüssige Verbindung mittels Durchstecken und Verdrehen (Foto: © Maximilian Theel)

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Deutschlands drittbester Metallgestalter

Maximilian Theel zog zur Lehre nach Trier. In der Kunstschmiede Klaus Unterrainer wurde der Hesse zu einem der erfolgreichsten Nachwuchs-Metallgestalter.

Mit Abi ins Handwerk? Das kam Maximilian Theel aus Wabern (Hessen) nicht in den Sinn. Damit muss man doch an die Uni – dachte er. Dabei kommt Max aus einer Handwerkerfamilie: Vater, Großväter und Pate sind Karosseriebauer, Schlosser oder Kfz-Meister. Als Junge hat Max Spaß am Werkeln, Basteln, Tüfteln, Schrauben an Mopeds, Fahrrädern & Co, das ist seine Welt. Nach der Schule auf den Jakobsweg, zur Bundeswehr, schließlich in den Hörsaal. Doch im ersten Semester Maschinenbau in Kassel wird Max unzufrieden. Ihm fehlt praktisches Arbeiten. Nun wird ihm endgültig klar: Er gehört ins Handwerk!

Zur Ausbildung die Heimat verlassen

Eine Ausbildung zum Metallbauer liegt nahe, denn das Schmieden hat ihn schon immer fasziniert. "Traditionelles Handwerk finde ich total interessant", sagt Max. "Es macht mir viel Freude, mit einfachen Werkzeugen zu arbeiten." Aber im näheren Umkreis seiner Heimat gibt es keine passende Lehrstelle. Was nun? Eigentlich will er nicht weg. Aber der Wunsch nach beruflicher Erfüllung ist stärker – nach Hammer und Amboss, Feuer und Eisen.

Im Internet entdeckt er die Kunstschmiede von Klaus Unterrainer in Trier. "Die vielen schönen Arbeiten und tollen Entwürfe des Chefs" haben es ihm angetan. "Und die Tatsache, dass Trier ein gutes Pflaster für schöne, alte Schmiedekunst ist und es dort viele gute Betriebe gibt." Der Funke springt über: Nach einer Praktikumswoche steht für Max fest, dass er nach Trier zieht, um sich bei Klaus Unterrainer ausbilden zu lassen. Noch heute ist er dafür dankbar: "Ich bin froh, dass ich diese Möglichkeit hatte und dort so viel lernen durfte. Es hat einfach alles gepasst."

Mit Leidenschaft zu Höchstleistungen

Maximilian mit seinem Gesellenstück: Ich bin ein ganz normaler Typ, der sein Handwerk liebt. Foto: © Maximilian TheelMaximilian mit seinem Gesellenstück: Ich bin ein ganz normaler Typ, der sein Handwerk liebt. Foto: © Maximilian Theel

Sein Gesellenbrief mit der Note "sehr gut" qualifiziert ihn für die Teilnahme am Leistungswettbewerb. Auch dort liefert er ab: Sein Gesellenstück, eine Schuhablage mit Sitzbank, bringt den frischgebackenen Metallgestalter im Bundeswettbewerb auf Platz drei! Nicht nur beim Schmieden, sondern auch wenn der 25-Jährige über seinen Beruf spricht, ist er wortwörtlich in seinem Element. Metall ist einfach sein Ding! "Jeder Auftrag hat seinen Reiz", sagt Max, "ob Fenster, Gitter, Balkongeländer oder Kronleuchter, ob für Privathäuser oder Unternehmen."

Schade findet er, dass viele Zeitgenossen es nicht mehr zu würdigen wissen, wie viel Arbeit und Können in handwerklichen Schmiedearbeiten stecken. Er selbst schätzt die Liebe zum Detail. "Auf einem Flohmarkt habe ich mal eine alte Balkenwaage entdeckt. Die war so schön geschmiedet und verziert, dass ich sie einfach haben musste", schwärmt er. Weder der Verkäufer noch Flohmarktbesucher scheinen den Wert der Waage erkannt oder wertgeschätzt zu haben. Doch wie viele Handwerker ist Max nicht nur ein Könner, sondern auch ein Kenner: So konnte er das gute Stück für nur zehn Euro erstehen.

Schmiedearbeiten prägen das Stadtbild

Auch wenn der heimatverwurzelte Max inzwischen wieder in Nordhessen lebt: In der Region Trier hat er Spuren hinterlassen. In der Stadt findet man kleine und größere seiner Arbeiten, von der Spendendose in der Abteikirche St. Matthias bis hin zu einem Schmiedetor in der Saarstraße. Ohnehin trifft man in Trier häufig auf Arbeiten aus der Kunstschmiede Unterrainer. An so manchem Werk war auch Max beteiligt, zum Beispiel in der Glockenstraße. Dort schmückt ein schmiedeeisernes Aushängeschild die Fassade des Bio-Brotkörbchens. Dieser "Ausleger", wie Metallbauer sagen, stellt einen mit Backwaren gefüllten Brotkorb dar, den ein Vogel im Schnabel trägt. Im benachbarten Gasthaus "Zur Glocke" haben Max und Kollegen mit einem geschmiedeten Weinregal und Oberlichtgittern zur urigen Atmosphäre beigetragen. "Es macht schon stolz, wenn man dort einkehrt und sagen kann: ‚Das habe ich gemacht‘, oder ‚Daran habe ich mitgearbeitet‘."

Wenn die Coronakrise vorüber ist, will der Geselle mit dem Gespür für alte Handwerkskunst neue Herausforderungen angehen – zum Beispiel die Schmiedemeisterschaften. Im Namen des Wettbewerbs steckt schon das entscheidende Wort für die Zukunft: Meister! Den will Max natürlich auch machen. Aber erstmal Berufserfahrung sammeln und weiter an seinem Glück schmieden. Deutschlands drittbester Metallgestalter weiß genau, was er will: "Wenn ich etwas mache, dann so gut wie ich kann. Deshalb möchte ich mich in etwa fünf Jahren selbstständig machen."

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Text: / handwerksblatt.de

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