Am Ende zählt nur der perfekte Klang
Franz-Josef Kröger ist der einzige Metallblasinstrumentenbauer in der Region Trier. Seine hochwertigen Trompeten sind in der ganzen Welt gefragt.
"Eigentlich bin ich eher zufällig zu diesem Beruf gekommen", sagt Franz-Josef Kröger. In seiner Werkstatt hängt ein Potpourri von Metallblasinstrumenten an der Decke. "Als Kind habe ich im Musikverein Tarforst Trompete gespielt", erinnert er sich. "Als sie defekt war, habe ich sie im nahegelegenen Musikhaus Schellenberg reparieren lassen." Kröger feilt am Stimmzug eines Instruments, während er erzählt, wie es damals weiterging: "Ich durfte mit in die Werkstatt und fand das richtig spannend. Also habe ich mich dort beworben."
"Am liebsten spiele ich Klarinette"
Dass er Trompete spielte, war für den damaligen Schüler ein großer Vorteil. Denn bei der Herstellung von Metallblasinstrumenten ist neben handwerklichem Know-how auch ein gutes Gehör für die Intonation gefragt. Dieser Werkstattbesuch bildete den Auftakt zum beruflichen Dreiklang Geselle, Meister, Unternehmer.
Heute gehört Musik Kröger in der Trierer Saarstraße zu den Top-Adressen, wenn es um handwerklich hergestellte Trompeten und Flügelhörner geht. Im Kammerbezirk Trier gibt es 13 Betriebe, die Musikinstrumente herstellen. Darunter ist Kröger der einzige Metallblasinstrumentenbauer. Privat hingegen habe er sich musikalisch längst umorientiert: "Am liebsten spiele ich Klarinette."
Kröger hat einen Beruf mit Tradition gewählt. Noch heute schneidet er auf die gleiche Art Bleche zu, lötet sie zusammen und bringt sie durch Biegen, Ziehen oder Drücken in die gewünschte Form. Mit prüfendem Blick begutachtet der Meister sein Werkstück. Am Platz gegenüber ist Daniel Kröger mit der Reparatur einer Trompete beschäftigt. Der Sohn hat erst über Umwege zu diesem Beruf gefunden.
Mit 33 Jahren sattelte der Jazzmusiker und gelernte Softwareentwickler um und ließ sich vom Vater ausbilden. "Dieser Wechsel hat sich aus der Situation ergeben", sagt Kröger Junior. Als durch einen Todesfall bedingt in dem vier Mitarbeiter starken Betrieb eine Lücke entstand, sei er eingesprungen und dabeigeblieben. Seit 2015 arbeitet er als Geselle in dem Familienbetrieb.
Begehrt sind Instrumente von "Kröger Trumpets"
Vater und Sohn sind ein eingespieltes Duo: Als "China" am Apparat ist, übernimmt Daniel das Telefonat. "Er spricht besser Englisch als ich", meint der Senior. Demnächst gehe es auf eine Messe nach Shanghai, vorab sei noch einiges zu regeln. China ist außerhalb Europas jedoch nicht der einzige Absatzmarkt für Qualität "Made in Trier". Begehrt sind Instrumente von "Kröger Trumpets", so das internationale Label, besonders auch in den USA.
Kröger zeigt Instrumente, die mit einem Schlangenmotiv – dem Markenzeichen des Hauses – versehen sind. Die "Boa" habe einen weichen Sound, die "Viper" hingegen klinge hell, erklärt er. Alle Modelle sind unverwechselbar in der Bauweise. Die Oberflächen werden mit Silber oder Gold galvanisiert. "Jedes Instrument wird auf die Ansprüche seines Besitzers und dessen Musikstil zugeschnitten." Einmal habe er einen Trompeter mit fehlgebildeten Armen und Händen getroffen, sagt Kröger. Da habe er seine Hilfe angeboten und ein Instrument gebaut, das optimal zum Körperbau des Musikers passte. Mittlerweile besitzt dieser Kunde schon die vierte Kröger-Tompete.
Kunden schätzen die vielseitige Klanggestaltung und die präzise Ansprache
Warum seine Produkte auch in der internationalen Musikszene so begehrt sind? "Viele Kunden schätzen die vielseitige Klanggestaltung und die präzise Ansprache", ist Kröger überzeugt. Der erfahrene Meister weiß genau, wo am Instrument welches Material eingesetzt, wie es verarbeitet wird und wie sich die unterschiedlichen Materialien auf die Spieleigenschaften auswirken. Wie zum Beweis ruft er Quentin Malchaire in die Werkstatt. Neben Kröger selbst testet der professionelle Musiker jedes Blasinstrument, bevor es in den Verkauf geht. Malchaire bläst eine Trompete an und strahlt: einwandfreier Klang!
Sechs Gesellen hat Kröger ausgebildet. So ist er auch ein Meister im Erklären: "Der Klang entsteht durch Schwingungen, die beim Hineinblasen über die Lippen erzeugt werden. Dabei gelangt die Luft durch das Mundstück in das Innere des Instruments." Dass der Ton die Musik macht, gilt hier buchstäblich: "Er klingt umso sauberer, je besser die Lippentechnik, also je gleichmäßiger die erzeugte Schwingung entsprechend der Tonhöhe ist", sagt Kröger. "Wer sich ein handgemachtes Instrument zulegt, will schließlich den perfekten Klang."
Foto: Knaack-Schweigstill
Text:
Constanze Knaack-Schweigstill /
handwerksblatt.de
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