Die Teilnehmer des Austauschs aus dem Kammerbezirk Saarland in Cherbourg.

Die Teilnehmer des Austauschs aus dem Kammerbezirk Saarland in Cherbourg. (Foto: © Sarah Materna)

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Tapetenwechsel auf der Baustelle

Auszubildende aus dem Saarland erlebten im Oktober Handwerksalltag in französischen Gastbetrieben in der Region Cherbourg

Kann ich die Sprachbarriere hinter mir lassen? Wie wird mich meine Gastfamilie aufnehmen? Was erwartet mich in einer völlig neuen Kultur? Mit diesen Fragen und jeder Menge Zweifeln im Gepäck traten Anfang Oktober elf saarländische Azubis vom Fleischerlehrling über Zwillingsbrüder, die das Maurerhandwerk erlernen, bis hin zur angehenden Malerin und Lackiererin die Reise in die Normandie an. Rückblickend würden alle elf noch einmal teilnehmen.

Im Rahmen eines zehntägigen Azubiaustausches konnten die Jugendlichen in ihren Austauschfamilien und Gastbetrieben Handwerksalltag "à la française" erleben, neue Arbeitsweisen kennenlernen und in die erfrischend andere Kultur des Nachbarlandes eintauchen. Der Austausch zwischen der Handwerkskammer des Saarlandes und der Chambre de Métiers et de l’Artisanat Normandie hat Tradition: Seit 38 Jahren schlägt er die Brücke zwischen den Handwerkskulturen der beiden Regionen. Im jährlichen Wechsel empfangen Gastfamilien aus dem Saarland und der Normandie angehende Handwerkerinnen und Handwerker aus dem Ausland.

Bewusstsein für europäische Identität festigen

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Wie es die Tradition will, ist auch in diesem Jahr eine Delegation des Handwerkskammer-Vorstandes den Jugendlichen zum Abschluss der nationenübergreifenden Begegnung in die Normandie nachgereist. Handwerkskammer-Präsident Bernd Wegner liegt die über Jahrzehnte gewachsene Freundschaft mit der französischen Partnerkammer ganz besonders am Herzen. "Die jungen Leute lernen im Ausland, selbstständiger zu werden und die eigene Komfortzone zu verlassen und entdecken dabei teils ganz neue Seiten und auch Stärken an sich. Ganz besonders wertvoll ist aber gerade in Zeiten wie diesen, dass die Jugendlichen direkt erleben können, was friedliches Zusammenleben in Europa bedeutet und was es heißt, Europäerin oder Europäer zu sein".

Ebenfalls genossen habe man die intensiven Gespräche mit den französischen Handwerksunternehmern und Vorstandsmitgliedern. Bei diesen Gesprächen sei deutlich geworden, wie ähnlich die Herausforderungen für Handwerksbetriebe auf beiden Seiten der Grenze sind, angefangen bei der Energieversorgung über den Mangel an Ausbildungsinteressierten und handwerklichen Fachkräften bis hin zu bürokratischen Hürden und Auflagen. Während die Delegationsmitglieder das malerische Fischerdörfchen Saint-Vaast-la-Hougue kennenlernen und beim anschließenden Rundgang durch die Cité de la Mer in Cherbourg das legendäre U-Boot Le Redoutable erkunden durften, stand für die Lehrlinge am Samstag vor der Abreise ein Besuch des Mont Saint Michel und ein Rennen auf der Kartbahn auf dem Programm.

Die Erwartungen übertroffen

Der Austausch habe seine Erwartungen bei Weitem übertroffen, berichtet der angehende Geselle im Kraftfahrzeugtechnikerhandwerk Alejandro Albota mit einem Leuchten in den Augen. Als der leidenschaftliche Oldtimerfan in seinem Gastbetrieb die beeindruckende Sammlung von Citroen-Modellen aus den vergangenen Jahrzehnten entdeckt, ist das Eis sofort gebrochen. "Die Sprachbarriere haben wir ganz leicht überbrückt, indem wir entweder Englisch gesprochen oder über die App kommuniziert haben", berichtet der 17-Jährige.

Auch Viktoria Krutsch zieht eine positive Bilanz zum Austausch. Es sei interessant gewesen, die unterschiedlichen Arbeitstechniken in Frankreich kennenzulernen, berichtet die angehende Kosmetikerin. "Mit der Pünktlichkeit haben es die französischen Kunden allerdings nicht so", schmunzelt sie. Die Frage, ob sie anderen jungen Handwerkerinnen und Handwerkern empfehlen würde, selbst einmal mitzumachen, erwidert die junge Frau mit einem kräftigen Nicken.

 

HintergrundHintergrund Der Austausch wurde unterstützt durch das Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW).

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Text: / handwerksblatt.de

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