"Sicherheit ist Chefsache"
Ein Team des Landespolizeipräsidiums berät, wie Unternehmerinnen und Unternehmer Einbrüchen richtig vorbeugen können.
Ob Handwerksbetriebe, Ladengeschäfte oder Lager- und Produktionshallen – Gewerbeobjekte sind immer wieder Ziel von Einbrechern. Ein Team des Landespolizeipräsidiums berät, wie Unternehmerinnen und Unternehmer richtig vorbeugen können. Im April bietet die Handwerkskammer des Saarlandes dazu auch einen Lehrgang für Betriebe an, die sich in die Errichterdatenbank aufnehmen lassen wollen. Abgelegene Gewerbegebiete und nachts unbewohnte Geschäftshäuser sind bei Einbrechern besonders beliebt. Aber auch der Friseursalon in der Innenstadt wird schnell zum Ziel, wenn keine entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. "Unsere Erfahrung zeigt, dass Einbrecher in vielen Fällen an den Sicherungseinrichtungen scheitern. Mechanische Sicherungen sollten bei der Planung daher an erster Stelle stehen", sagt Reiner Both, Kriminalhauptkommissar beim Landespolizeipräsidium Saarland. Er ist seit 2011 in diesem Bereich tätig und leitet inzwischen die dreiköpfige Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle für Kriminalprävention. Nicht nur Riegel oder Alarmanlagen verhindern Einbrüche, "auch gezieltes Verhalten trägt viel zur Prävention bei", weiß er. Deshalb rät er, "das Thema Sicherheit zur Chefsache zu machen" und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig dafür zu sensibilisieren.
Meist haben es die Diebe auf Warenbestände, Bargeld, Maschinen oder die IT-Ausstattung abgesehen. Leicht erreichbare und schlecht gesicherte Eingangstüren, Fenster, Schaufenster oder Kellerlichtschächte sind günstige Gelegenheiten und werden oft schon in Sekundenschnelle überwunden. "Ein Einbruch dauert meistens nicht länger als 15 Minuten", stellt Both fest.
Im Schnitt ein bis zwei Einbrüche in Gewerbeobjekte täglich
In den Jahren 2011 bis 2014 lag die Zahl der Wohnungseinbrüche im Saarland vergleichsweise hoch. Vor allem in den grenznahen Städten und Gemeinden. Dabei wurde auch vermehrt Material von Baustellen gestohlen, zum Beispiel Kupferkabel oder Buntmetall. Das lag nach Einschätzung von Kriminalhauptkommissar Both auch an einer organisierten Bandenkriminalität, die nach und nach zerschlagen wurde. Inzwischen sind die Zahlen wieder rückläufig, was auch auf verstärkte Sicherheitsmaßnahmen zurückzuführen ist.
Während der Corona-Pandemie gingen die Zahlen stark zurück, stiegen danach aber wieder an. Im Jahr 2022 registrierte die saarländische Polizei durchschnittlich drei Wohnungseinbrüche pro Tag und ein bis zwei Einbrüche in gewerbliche Objekte. Dazu zählen neben Ladengeschäften, Lager- und Produktionshallen oder Handwerksbetrieben auch Arztpraxen sowie Büros.
Ausstellungsraum im Landespolizeipräsidium
Nach wie vor werden bei weit mehr als der Hälfte der Einbrüche Türen und Fenster mit einfachsten Mitteln, zum Beispiel mit einem Schraubenzieher, aufgehebelt. 65 Prozent der Taten werden tagsüber verübt. Mehr als ein Drittel scheitert an vorhandener Sicherungstechnik. In der Beratungsstelle des Landespolizeipräsidiums am Saarbrücker Staden demonstriert Both, wie einfach es ist, mit einem Schraubenzieher ein Fenster ohne entsprechende Sicherungstechnik zu öffnen. In einem extra Raum mit vielen Anschauungsobjekten zeigen er und sein Team nach Voranmeldung, wie richtig ausgestattete Haustüren, Kellertüren und Fenster Einbrüche verhindern. Auch Alarmanlagen und Videotechnik sind ausgestellt. "Bei Gewerbeobjekten empfiehlt sich oft auch ein klassisches Metallgitter vor dem Fenster zum Waschraum oder zum Hintereingang", rät der Kriminalhauptkommissar.
Die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle bietet auch Betriebsbegehungen an. Dabei werden vor Ort Empfehlungen ausgesprochen, die am Ende in einem schriftlichen Beratungsbericht zusammengefasst werden. "Darin weisen wir auf Schwachstellen hin, zum Beispiel eine ungesicherte Hintertür, die nachts im Dunkeln liegt. Oder ein höherliegendes Fenster, das über einen Container an der Hauswand problemlos zu erreichen ist", berichtet Both. Er empfiehlt ein "aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel von mechanischer und elektronischer Sicherungstechnik". Bei Neu- und Umbauten sollten Fenster, Türen und Tore mit entsprechender Sicherungstechnik eingebaut werden. Im Bestand ist eine Nachrüstung fast immer möglich. Einbruchmeldeanlagen und Videoüberwachung können die mechanischen Sicherungen ergänzen. "Am besten ist es, wenn der Alarm ausgelöst wird, bevor ein Einbrecher die mechanischen Sicherungen überwunden hat", so der Experte. Vor allem rät Both zu einer fachgerechten Montage aller Komponenten. Qualifizierte Fachbetriebe findet man unter anderem über eine Suche auf der Internetseite der Polizei k-einbruch.de. Um hier die Qualität zu sichern, ist er auch als Dozent bei der Weiterbildung "Einbruchschutz - Grund- und Aufbauschulung" der Handwerkskammer tätig (siehe unten).
Beratung durch Polizei: Bei der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle des Landespolizeipräsidiums Saarland erhalten Gewerbe, Industrie, Handel, aber auch Privatpersonen und öffentliche Einrichtungen eine kostenlose Beratung mit Ortsbesichtigung zu Fragen des Objektschutzes, zum Beispiel zu diesen Themen:
- Erstellung von Gefährdungs- und Sicherheitsanalysen
- Erstellung zielorientierter Schutzkonzepte
- Beratung zu Schutzkonzepten und Produkten
Hintergrund und Kontakt Kontakt Reiner Both Kriminalhauptkommissar, Landespolizeipräsidium, Direktion LPP 2 Kriminalitätsbekämpfung/LKA Graf-Johann-Straße 25 – 29, Saarbrücken, 0681 962-3535
Hintergrund Ausführliche Informationen mit konkreten Praxisratschlägen im Internet.
Weiterbildung Einbruchschutz: Grund- und Aufbauschulung, Lehrgang nach dem Schulungskonzept des Landeskriminalamtes Bayern bei der Handwerkskammer Saarland, nächster Termin vom 15. bis 17. April 2024 für die Grund- und Aufbauschulung. Mit diesem Lehrgang können sich Unternehmen in die Errichterdatenbank des Polizeipräsidium Saarland aufnehmen lassen. Die Datenbank ermöglicht es ratsuchenden Bürgern, die den mechanischen Einbruchschutz ihrer Fenster und Türen verbessern wollen, zertifizierte Handwerksbetriebe zu finden.
Weiterbildung Informationen zu Witerbildungen gibt es online hier oder direkt beim Team Weiterbildung, Karin Spellmeier, 0681 5809181, k.spellmeier@hwk-saarland.de
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Text:
Thomas Klein /
handwerksblatt.de
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