"Mehr Mut bei der Berufsorientierung im Unterricht"
Lehrer Thomas Alt spricht im Interview am Rande des Tags des Handwerks in St. Wendel über das Netzwerk "SCHULEWIRTSCHAFT Saarland".
Thomas Alt ist stellvertretender Schulleiter der Gemeinschaftsschule Marpingen und stellvertretender Vorsitzender des Netzwerks "SCHULEWIRTSCHAFT Saarland" im Landkreis St. Wendel. Zusammen mit der stellvertretenden Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK), Doris Clohs, eröffnete er beim Tag des Handwerks die Erlebniswelt Handwerk. Wir sprachen mit Thomas Alt über die Berufsorientierung an saarländischen Schulen und mögliche Verbesserungsansätze.
DHB: Herr Alt, für welche Berufsfelder interessieren sich Schülerinnen und Schüler ganz besonders?
Alt: Der Beruf Mechatroniker steht bei meinen Schülerinnen und Schülern nach wie vor hoch im Kurs. Vor allem im Bereich Kraftfahrzeugtechnik. Das Interesse an Tätigkeiten rund ums Auto ist trotz Mobilitätswende und Klimaschutzgedanken sehr groß. Berufe im IT-Umfeld sind auch angesagt.
DHB: Welche Kriterien sind für Ihre Schüler wichtig bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz?
Alt: Dazu haben wir vor kurzem im Unterricht noch ein Brainstorming mit Schülerinnen und Schülern zwischen 16 und 17 Jahren durchgeführt. Das Ausbildungsgehalt und die Nähe zur jeweiligen Berufsschule spielen schon eine wichtige Rolle. Aber die Atmosphäre im potenziellen Ausbildungsbetrieb, die Kolleginnen und Kollegen sowie die Freizeitmöglichkeiten rund um den Betrieb sind auch wichtige Kriterien.
DHB: Welche Rolle spielen die Eltern bei der Berufswahl der Jugendlichen?
Alt: Eine sehr große. An unserer Schule bieten wir regelmäßig Elterninfoabende zum Thema Berufsorientierung an. Die soziale Komponente ist sehr wichtig: Wer eine Ausbildung beginnen möchte, muss teamfähig sein und sich an Absprachen halten können. Diese Werte müssen im Elternhaus vermittelt werden.
DHB: Sie setzen sich dafür ein, dass Berufsorientierung auf den Unterrichtsplan gesetzt wird. Warum finden Sie das so wichtig?
Alt: Generell finde ich Wirtschaftsthemen im Unterricht enorm wichtig. Es ist notwendig, dass Schülerinnen und Schüler wirtschaftliche Zusammenhänge verstehen. Und sie sollten früh die verschiedenen Berufsfelder kennenlernen, um sich überhaupt orientieren zu können.
DHB: Was muss passieren, damit Berufsorientierung besser in den Unterricht integriert werden kann?
Alt: Es wäre sehr hilfreich, wenn man dieses Thema vom Lehrplan entkoppeln könnte und das selbständige Arbeiten mehr in den Vordergrund rücken würde. Derzeit muss man als Lehrer schon etwas Mut haben, wenn man die Berufsorientierung nach vorne bringen will.
DHB: Was können Betriebe aus dem Handwerk tun, wenn sie verstärkt für ihre Ausbildungsangebote in Schulen vor Ort oder in der Region werben wollen?
Alt: An unserer Schule und in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT sind wir da gut aufgestellt. Die Bereitschaft bei Betrieben aus der Region, sich im Unterricht zu präsentieren und für sich als Ausbildungsbetrieb zu werben, ist groß. Vom Fliesenleger bis zum IT-Betrieb sind verschiedene Branchen vertreten. Zum Teil fahren wir auch mit kleinen Gruppen zu den Betrieben. Dabei sind wir allerdings auf die Unterstützung des Landkreises angewiesen, der uns dazu einen passenden Kleinbus zur Verfügung stellt.
Hintergrund: Netzwerk "SCHULEWIRTSCHAFT Saarland" Hintergrund "SCHULEWIRTSCHAFT Saarland" ist ein Netzwerk für alle Akteure am Übergang Schule-Beruf, die sich für Nachwuchsförderung, Berufliche Orientierung und ökonomische Bildung engagieren. Schulleiterinnen und Schulleiter sowie Lehrkräfte bilden gemeinsam mit Ausbilderinnen und Ausbildern sowie Unternehmerinnen und Unternehmen regionale Netzwerke in den Landkreisen. Ziel ist es, junge Menschen auf ihrem Weg in die Berufsfindung zu begleiten. Dabei spielen die Vermittlung von Praxis- und Wirtschaftswissen eine wichtige Rolle. Die Handwerkskammer des Saarlandes ist ein wichtiger Partner im Netzwerk.
Online Hier geht es zum Webauftritt des Netzwerks "SCHULEWIRTSCHAFT Saarland".
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Text:
Thomas Klein /
handwerksblatt.de
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