Jungmeister Florian Asdecker

Jungmeister Florian Asdecker (Foto: © Dr. Jennifer Menegatti)

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Jungmeister entwickelt patentes Bergrettungssystem

Im Interview spricht Feinwerkmechanikermeister Florian Asdecke über seine Erfindung und wie er auf die Idee dazu kam.

Jungmeister Florian Asdecker hat an der Saarländischen Meister- und Technikerschule (SMTS) ein Meisterprüfungsprojekt entwickelt, mit dem sich Menschenleben retten lassen. Im Interview berichtet der Handwerker, wie er zu der Idee für sein Bergrettungssystem kam und welche Ziele er sich jetzt für seine berufliche Zukunft gesetzt hat.

DHB: Herr Asdecker, auf der Meisterstückeausstellung wurde Ihr Meisterprüfungsprojekt in diesem Jahr als das gelungenste Ihres Gewerks gekürt. Was verbirgt sich hinter der Idee?
Asdecker:
Mit meinem Produkt Nivelliergestell RESCUE ® habe ich ein mechanisches Bergrettungsgestell entwickelt, das den Transport von Unfallopfern in Hanglage und Neigung ermöglicht.

DHB: Wie kam es zu diesem Einfall?
Asdecker:
Das war ein spannender Prozess, bei dem sicherlich unterschiedliche Faktoren einander beeinflusst haben. Im Rahmen der Meisterprüfung mussten wir eine interessante technische Problemstellung identifizieren und vertiefen. Zu der Frage, was ich produzieren möchte, habe ich mich oft und intensiv mit meiner Partnerin ausgetauscht, die vor ihrem Medizinstudium als Rettungssanitäterin tätig war. Sie hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass insbesondere in Bergregionen Unfallopfer sehr oft durch den sogenannten Bergungstod ums Leben kommen. Grund dafür ist, dass sie beim Transport von der Unfallstelle zum Bergungsort häufig in Schieflage transportiert werden und somit kaltes Blut aus dem ausgekühlten Körper zurück ins Herz strömt. Das kann für den Menschen tödlich enden. Die Idee, ein Transportsystem zur Verhinderung des Bergungstodes zu entwickeln, hat mich sofort begeistert. Als es an die Umsetzung ging, kam mir das Wissen aus dem Medizintechnikstudium, das ich vor meiner Berufsausbildung begonnen hatte, sehr gut zupass.

DHB: Planen Sie, Ihr Bergrettungssystem zu vermarkten oder weiterzuentwickeln?
Asdecker:
Die Vermarktung möchte ich im Moment aus verschiedenen Gründen hintanstellen. Meine Konstruktion befindet sich aktuell noch im Prototypstadium. Um das Produkt bis zur Marktreife weiterzuentwickeln, müssten zahlreiche medizinische Normen berücksichtigt werden, die aktuell noch vernachlässigt werden können. Wichtig ist es mir allerdings, das geistige Eigentum hinter meiner Idee zu schützen. Denn immerhin sind in die Entwicklung und die praktische Umsetzung mindestens 1000 Arbeitsstunden geflossen.

DHB: Angenommen, Sie könnten noch ein zweites Meisterstück fertigen. Welches wäre das?
Asdecker:
In meiner Projektarbeit habe ich mich auf den oberen Teil des Bergrettungssystems konzentriert. Als Weiterentwicklung wäre ein kettengetriebenes Unterteil denkbar, dass ich zwar konstruiert, aber bislang nicht ausgearbeitet habe. Daraus ein Anschlussprojekt zu machen, würde mich reizen.

DHB: Welches der anderen Exponate auf der Meisterstückeausstellung hat Sie am meisten beeindruckt?
Asdecker:
Ich mag den Werkstoff Holz, deshalb haben mir der Billiardtisch und der Gruppentisch in Schachbrettoptik der Tischler besonders gut gefallen. Man sieht diesen Werkstücken an, dass sie handwerklich klasse umgesetzt sind und wie viel Arbeit in ihnen steckt.

DHB: In welchem Bereich sind Sie aktuell beruflich tätig?
Asdecker:
Ich bin aktuell in Aachen in einem Handwerksbetrieb mit 80 Mitarbeitern im Bereich Maschinenbau als Meister angestellt.

DHB: Wie möchten Sie sich in den kommenden Jahren beruflich weiterentwickeln?
Asdecker:
Ich würde gerne selbst ausbilden, leider findet mein Betrieb derzeit weder Ausbildungsinteressierte noch Fachkräfte. Außerdem freue ich mich darauf, meine Berufserfahrung als Meister auszubauen. Da mein Interesse an betriebswirtschaftlichen Themen durch die guten Lehrkräfte an der SMTS geweckt wurde, kann ich mir auch gut vorstellen, eines Tages Betriebswirtschaft zu studieren.

 

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Text: / handwerksblatt.de

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