Im Interview: Friseurmeister Toni Zambito
Der Saarbrücker Friseurmeister Toni Zambito sprich im Interview über den Reiz des Friseurhandwerks und die Bedeutung guter Ausbildung.
Gemeinsam mit seinem siebenköpfigen Team verhilft Friseurmeister Toni Zambito seinen Kundinnen und Kunden zu typgerechten, alltagstauglichen Stylings. Beim diesjährigen Boys’Day hat er einer Gruppe von sechs Schülern Einblicke in sein Handwerk gegeben. Im Interview spricht der Unternehmer darüber, was für ihn den Reiz seines Handwerks ausmacht und worauf er bei der Ausbildung besonderen Wert legt.
DHB: Herr Zambito, beim Boys’Day am 28. April 2022 waren Sie bereits zum zweiten Mal in der Handwerkskammer zu Gast, um als Ausbildungsmeister eine Gruppe von Jungen beim Färben, Schneiden und Rasieren anzuleiten. Weshalb war es Ihnen wichtig, sich die Zeit für die Schüler zu nehmen?
Zambito: Es hat mir großen Spaß gemacht, den Jungs zu zeigen, was es tatsächlich bedeutet, Friseur zu sein, wie vielseitig und kreativ der Beruf ist. Auch mit einigen typischen Friseur-Klischees aufzuräumen, die wir alle zur Genüge kennen und die ganz einfach nicht stimmen, war mir besonders wichtig. Zu erleben, wie viel Spaß es den Jugendlichen macht, selbst erste Handgriffe auszuprobieren und herumzuexperimentieren, ist für mich jedes Mal ein Geschenk und versetzt mich in Gedanken ein wenig zurück in die Zeit, als ich selbst vor der Berufswahl stand.
DHB: Sie sind Friseurmeister in der dritten Generation. Wann stand für Sie fest, dass Sie der Familientradition folgen und selbst diesen Handwerksberuf ergreifen möchten?
Zambito: Ehrlich gesagt wollte ich als Jugendlicher überhaupt nicht Friseur werden. Meine Mutter führte damals einen Salon auf dem Dorf. Dort gingen vor allem ältere Damen ein und aus. Ich durfte dort gelegentlich aushelfen, besonders viel Spaß gemacht hat mir die Arbeit allerdings nicht. Das junge Publikum hat mir gefehlt, genauso wie die Energie und Kreativität der Stadt. Nach zwei Praktika in völlig anderen Bereichen, die mir mein Vater vermittelt hatte, wusste ich, dass ich es weder als Mechaniker in einer Autowerkstatt noch in einem klassischen Bürojob zu etwas bringen würde. Also gab ich dem Friseurhandwerk eine zweite Chance und machte ein Praktikum bei einem Friseur in Citylage mit junger Kundschaft. Ich fühlte mich sofort wohl und wusste auf Anhieb, dass dieser Weg auch für mich der richtige sein würde.
DHB: Der Friseurberuf gilt als weiblich dominiertes Handwerk. So werden von den insgesamt 1.141 Friseursalons im Saarland 850 von Inhaberinnen geführt. Wurden Sie im Laufe Ihrer Ausbildung mit Geschlechterklischees konfrontiert oder mussten als Mann in diesem Beruf bestimmte Hürden überwinden, die Ihren Kolleginnen erspart geblieben sind?
Zambito: Meine Ausbildungszeit liegt 25 Jahre zurück. Es stimmt, dass man damals als Mann im Friseurhandwerk noch mit allen möglichen Vorurteilen zu tun hatte. Ich habe mich allerdings nicht besonders darum geschert. Was diese Klischees angeht, hat sich zum Glück seitdem auch einiges getan. Ich selbst hatte dadurch auch nie Nachteile im Beruf. Ganz im Gegenteil habe ich, sozusagen als Quotenmann unter lauter Frauen, immer besondere Aufmerksamkeit genossen. Auch die Unterstützung meiner Familie war Gold wert und, wie ich heute rückblickend realisiere, absolut nicht selbstverständlich.
DHB: Aktuell lernt ein Auszubildender in Ihrem Salon. Worauf legen Sie bei der Ausbildung besonderen Wert?
Zambito: Als Friseure haben wir die Aufgabe, unseren Kundinnen und Kunden Wünsche zu erfüllen. Ein sehr guter Friseur sollte deshalb aus meiner Sicht in handwerklicher Hinsicht die gesamte technische Palette beherrschen. Deshalb vertraue ich meinem Azubi nicht nur die Aufgaben an, die er ohnehin schon besonders gut beherrscht, sondern versuche vielmehr auf die Schwächen einzugehen. Außerdem sollte ein besonders guter Friseur Ausstrahlung und Persönlichkeit haben und mit seinem aufmerksamen Blick all das wahrnehmen können, was man aus einem Kunden herausholen kann.
DHB: Wie kann sich ein Spitzenfriseur aus Ihrer Sicht von der Masse abheben?
Zambito: Durch ein besonderes Ambiente und eine Wohlfühlatmosphäre im Salon, Neugierde und ein Gespür für neue Trends, regelmäßige Weiterbildungen und erstklassige Produkte.
DHB: Welche Möglichkeiten der Weiterqualifizierung bietet der Friseurberuf auch über den Gesellenbrief und Meisterbrief hinaus?
Zambito: Unser Beruf bietet zahlreiche Möglichkeiten, Neues dazuzulernen. So bietet sich zum Beispiel eine Weiterqualifizierung zum Betriebswirt oder zur Betriebswirtin des Handwerks für Fachkräfte in unserem Beruf an, die entweder einen Salon gründen oder übernehmen möchten oder als Angestellte Führungsaufgaben übernehmen und dadurch ihre Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten verbessern wollen. Außerdem gibt es diverse Workshops und fachliche Weiterbildungen, zum Beispiel zum „Master of Color“ oder im Bereich Qualitätsmanagement.
DHB: Würden Sie sich noch einmal für diesen Beruf entscheiden und was würden Sie eventuell anders machen, wenn Sie heute noch einmal mit der Ausbildung starten könnten?
Zambito: Ganz klar, ja. Friseur zu sein ist für mich auch heute noch eine Berufung, die viel Hingabe erfordert und einen auch menschlich verändert und formt. Bis auf einige betrieblichen Entscheidungen, bei denen ich heute dank meiner Erfahrung als Unternehmer sicher zu einer etwas anderen Entscheidung käme, würde ich tatsächlich alles noch einmal genauso machen.
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Text:
Sarah Materna /
handwerksblatt.de
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