Frühjahrskonjunktur 2023: Handwerk behauptet sich
Die gesamtwirtschaftlichen Umfelder bleiben für die Handwerksbetriebe im Saarland weiterhin anspruchsvoll. Dennoch ist der Ausblick voller Zuversicht.
Herausforderungen für die Betriebe sind unter anderem der Fachkräftemangel, aber auch hohe Energie- und Materialpreise. Trotz dieser Rahmenbedingungen fallen die Ergebnisse der Frühjahrskonjunkturumfrage der Handwerkskammer des Saarlandes unter rund 1.600 saarländischen Handwerksbetrieben unterschiedlicher Gewerke vergleichsweise positiv aus. Die Geschäftslagebeurteilung bewegt sich auf hohem Niveau. Bei der Nachfrage nach handwerklichen Produkten und Dienstleistungen zeigt sich eine positive Dynamik. Die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten bleibt hoch und die Auftragsreichweite nahm zu. Bei der Beschäftigungsentwicklung ergibt sich ein negativer Saldo. Der Blick auf die kommenden Monate fällt deutlich zuversichtlicher als im vergangenen Frühjahr aus.
Die größte Herausforderung sei für die allermeisten Betriebe derzeit der Mangel an Fachkräften und Ausbildungsinteressierten, kommentiert Handwerkskammer-Präsident Bernd Wegner die Umfrageergebnisse. "Das Saarhandwerk sucht händeringend Talente auf allen Ebenen, sprich Auszubildende, Gesellen und Meister. Junge Leute, die sich für eine berufliche Laufbahn im Handwerk entscheiden, können sichere Arbeitsplätze und ein spannendes, abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld mit diversen Möglichkeiten zur Weiterqualifizierung und persönlichen wie beruflichen Entwicklung erwarten", weiß der Handwerkskammer-Präsident.
Mitarbeiterwohl: Unternehmerisches Einmaleins
Die Betriebe in den Bereichen Nachwuchswerbung und Fachkräftesicherung zu unterstützen stehe bei der Arbeit der Handwerkskammer ganz oben auf der Agenda, unterstreicht Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Bernd Reis. "Doch auch unsere Betriebe selbst können schon mit kleinen Maßnahmen viel erreichen, um sich als Arbeitgeber und Ausbilder ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen", ist sich Reis sicher. Als Beispiele für wirksame Angebote nennt er besondere Talentförderprogramme oder die betriebliche Positionierung als familienfreundliches Unternehmen.
Dass sich das Wohl jedes Mitarbeiters positiv auf das gesamte Team auswirkt, gehört für den jungen Geschäftsführer des Tholeyer Feinwerkmechanikbetriebs MZW Weber GmbH zum unternehmerischen Einmaleins. Im Herbst 2022 wurde sein Unternehmen mit 17 Mitarbeitern und einem Auszubildenden von der Handwerkskammer des Saarlandes und der Servicestelle Arbeiten und Leben im Saarland, Saaris, als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet. Während eines beruflichen Aufenthalts in Schweden habe er eindrucksvoll erfahren, wie gut es einem Unternehmen tue, wenn die gesamte Belegschaft in wichtige Entscheidungsprozesse einbezogen werde und jeder Mitarbeiter eigene Anregungen einbringen könne, berichtet Weber. Auch mit flexiblen Arbeitszeitmodellen könne man als Arbeitgeber bei Bewerbern und den eigenen Mitarbeitern punkten, ist sich der Jungunternehmer sicher. Er will die Arbeitgebermarke seines Betriebs weiter stärken. So entsteht beispielsweise in dem geplanten Neubau ein Fitnessraum für die Mitarbeiter. Auch an eine integrierte Spieleecke für deren Kinder wurde gedacht. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird im Unternehmen ganz bewusst gelebt. So werden zum Beispiel Gespräche mit beiden Elternteilen geführt, wenn sich Nachwuchs ankündigt.
Lage im ersten Quartal 2023
Stabil auf hohem Niveau entwickelt sich nach Einschätzung der Betriebsinhaber die Geschäftslage im saarländischen Handwerk. 91 Prozent (Frühjahr 2022: 91 Prozent) der Betriebe geben an, dass die Geschäfte im ersten Quartal dieses Jahres gut oder befriedigend liefen. Der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslagebeurteilung lag bei 44 Prozent (Frühjahr 2022: 51 Prozent). Nur 9 Prozent der Unternehmen (Frühjahr 2022: 9 Prozent) sprachen von einem schlechten Geschäftsverlauf. Die Nachfrage nach handwerklichen Leistungen zeigt eine positive Dynamik. 27 Prozent (Frühjahr 2022: 34 Prozent) berichteten von einem gestiegenen Auftragsbestand. 22 Prozent (Frühjahr 2022: 27 Prozent) hingegen verzeichneten einen Rückgang. Bei den Umsätzen verbuchten 22 Prozent (Frühjahr 2022: 25 Prozent) der Betriebe ein Plus und 52 Prozent (Frühjahr 2022: 45 Prozent) konstante Zahlen. 26 Prozent (Frühjahr 2022: 30 Prozent) gaben an, dass die Umsätze rückläufig waren.
Die durchschnittliche Auftragsreichweite stieg in diesem Frühjahr auf 13,6 Wochen, was einem Zuwachs von 1,9 Wochen im Vergleich zum Frühjahr 2022 entspricht. Die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten bleibt mit 81 Prozent (Frühjahr 2022: 81 Prozent) weiterhin hoch. Der Anteil der Betriebe, die angaben, zu mehr als 90 Prozent ausgelastet gewesen zu sein, lag bei 38 Prozent (Frühjahr 2022: 36 Prozent). Nur 6 Prozent (Frühjahr 2022: 6 Prozent) hatten so wenige Aufträge, dass sie ihre Kapazitäten maximal bis zur Hälfte auslasten konnten. Die Mehrzahl der Betriebe, nämlich 69 Prozent (Frühjahr 2022: 67 Prozent), hielt die Mitarbeiterzahl konstant. Per Saldo jedoch ergibt sich ein Beschäftigungsminus. So geben 21 Prozent der Befragten (Frühjahr 2022: 20 Prozent) an, dass die Beschäftigung in ihrem Betrieb gesunken sei. Jeder Zehnte (Frühjahr 2022: 13 Prozent) stellte zusätzliches Personal ein.
HWK-Geschäftsklimaindex
Der HWK-Geschäftsklimaindex, der die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sowie die Zukunftserwartungen der Unternehmen abbildet, hat zugelegt. Nicht nur die Lage im ersten Quartal wird vergleichsweise positiv bewertet, auch fällt die Zukunftsprognose deutlich zuversichtlicher als vor einem Jahr aus.
Im Vergleich zum Vorjahresfrühjahr macht der Klimaindikator einen deutlichen Sprung auf aktuell 124 und liegt sogar sechs Punkte über dem Wert aus dem Frühjahr 2022.
Erwartungen an das zweite Quartal
Zuversichtlicher als im vergangenen Frühjahr blicken die Betriebsinhaber auf die kommenden Monate. Aktuell gehen 25 Prozent (Frühjahr 2022: 18 Prozent) davon aus, dass ihre Geschäfte in den kommenden Monaten besser laufen werden. Lediglich 12 Prozent, neun Prozentpunkte weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, erwarten eine Verschlechterung. 63 Prozent (Frühjahr 2022: 61 Prozent) sind der Auffassung, dass sich ihre Lage nicht ändern wird.
Die Nachfrage dürfte sich weiter beleben. 26 Prozent (Frühjahr 2022: 25 Prozent) der Betriebe gehen von steigenden Auftragszahlen aus. Diesen stehen nur 16 Prozent (Frühjahr 2022: 17 Prozent) gegenüber, die mit einer rückläufigen Nachfrage rechnen.
Bei den Umsätzen erwarten die Befragten per Saldo Zuwächse. 28 Prozent (Frühjahr 2022: 26 Prozent) meinen, das zweite Quartal mit einem Umsatzplus abschließen zu können. Mit einem Rückgang rechnen nur 11 Prozent, das sind elf Prozentpunkte weniger als im Frühjahr 2022. 61 Prozent (Frühjahr 2022: 52 Prozent) prognostizieren eine stabile Entwicklung. Die Beschäftigungspläne sind vorwiegend auf Stabilität ausgerichtet. In den kommenden Monaten planen 83 Prozent, (Frühjahr 2022: 80 Prozent) den Personalbestand nicht zu verändern. Jeder zehnte Betrieb (Frühjahr 2022: 11 Prozent) will seine personellen Kapazitäten sogar ausweiten. Mit einem Rückgang der Beschäftigung rechnen nur 7 Prozent (Frühjahr 2022: 9 Prozent).
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Text:
Sarah Materna /
handwerksblatt.de
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