Nils Rosenbach liebt seinen Job. "Diese Vielfalt findet man nur in ganz wenigen anderen Berufen", sagt der 29-Jährige. Die Kombination aus Büroarbeit und Außendienst, bei denen er entweder für die Kundenakquise oder, um Aufträge einzuholen und Angebote zu schreiben, unterwegs ist, schätzt er sehr. Schon früh stand für ihn fest, dass er direkt nach dem Abitur ins Dachdecker-Unternehmen seines Vaters Jörg Rosenbach einsteigen wird. Zusammen sind Vater und Sohn seit Januar 2020 gleichberechtige Geschäftsführer der Wilhelm Grauthoff GmbH in Bochum.
In einen Handwerksbetrieb einzusteigen, der bereits läuft und nicht erst von Null aufgebaut werden muss, sei ein großer Vorteil. "Ich wollte das Unternehmen so übergeben, dass er Spaß daran hat, mit dem Betrieb zu wachsen und Verantwortung zu übernehmen", sagt Geschäftsführer und Dachdeckermeister Jörg Rosenbach (56). Als der Vater den Betrieb im Jahr 2000 von Wilhelm Grauthoff übernommen hatte, folgte der Umzug des Dachdeckerbetriebs: Die Garagen, die für Werkstätten und Mitarbeiter der Wilhelm Grauthoff GmbH zu klein geworden waren, wurden gegen neue, größere Räumlichkeiten auf dem Industriegelände Rombacher Hütte im Bochumer Stadtteil Weitmar getauscht.
Beratung durch die Handwerkskammer Dortmund
Bei der Aufteilung des Betriebs zur gleichen Anteilen hatten sich Vater und Sohn von HWK-Unternehmensberaterin Birgit Hemsing beraten und eine Bewertung durchführen lassen. Zuerst planten die Rosenbachs eine Aufteilung von 49 und 51 Prozent. "Durch die Handwerkskammer haben wir dann erfahren, dass es eine Förderung gibt, wenn man das Unternehmen anteilsgleich aufteilt." Mit der Meistergründungsprämie NRW, die neben Neugründungen und Betriebsübernahmen auch die Beteiligung an einem bestehenden oder neu gegründeten Unternehmen mit mindestens 50 Prozent des gezeichneten Kapitals bezuschusst, erhielten die beiden eine gute finanzielle Unterstützung.
Eine Win-win-Situation für beide Seiten: "Papa ist natürlich froh, jemanden zu haben, der das Unternehmen und damit die Tradition weiterführen wird. Es wäre doch schlimm, wenn das Handwerk aussterben würde", so Nils Rosenbach. Denn auch der Junior-Chef spürt: Es wird immer schwieriger, Nachwuchs für das Handwerk zu finden und zu begeistern. Regelmäßig bietet man im Unternehmen Ausbildungsplätze zum Dachdecker*in an. "Wir würden auch jährlich zwei Auszubildende nehmen, aber es wird immer schwieriger, überhaupt jemanden zu finden." Nils Rosenbach ist froh und dankbar, dass er auch in Zukunft den Beruf ausüben kann, der ihm Spaß macht. "Ich habe Freude daran, mit anzupacken." 2011 absolvierte er die auf zwei Jahre verkürzte
Zukunftsprojekt: Digitalisierung
Ausbildung zum Dachdecker im Betrieb seines Vaters, die Meisterprüfung bestand er im Anschluss. Bei der Handwerkskammer (HWK) Dortmund folgte schließlich die Fortbildung zum Betriebswirt. "Ich wollte mir damit zur Vorbereitung schon einmal die Inhalte aneignen, die ich auch später im Büro anwenden kann. Vorher habe ich ja fast nur auf der Baustelle gearbeitet."
Für die Zukunft haben sich Vater und Sohn vorgenommen, die Digitalisierung im Unternehmen stärker voranzutreiben. Bereits heute werden für die Begutachtung von Dächern regelmäßig Drohnen eingesetzt. Auch die Zeiterfassung der Mitarbeiter soll künftig mittels digitaler Technik funktionieren. "Die Kommunikation zwischen Büro und Baustelle soll digital erfolgen. Stundenzettel sollen direkt über Tablets ins Programm geschickt werden", sagen sie. Auch hierbei haben die beiden auf das Beratungsangebot der HWK Dortmund zurückgegriffen und sich über das Projekt "ratzfatz digital" informiert.
Hintergrund und KontaktHintergrund Im Rahmen der Initiative "Unternehmensnachfolge - Aus der Praxis für die Praxis" fördert das Bundeswirtschaftsministerium das Projekt der Handwerkskammer Dortmund "Nachfolgelots*innen – Übergeber*innensensibilisieren, potentielle Nachfolger*innen gewinnen" und damit innovative Unterstützungsangebote bei der Unternehmensnachfolge. Ziel des Projekts ist es, Betriebsinhaber frühzeitig für das Thema Betriebsübergabe und die Notwendigkeit der Nachfolgersuche zu sensibilisieren.
Kontakt Nachfolgelotsin Ilka Berg, Tel: 0231 5493450, E-Mail: nachfolge@hwk-do.de, Birgit Hemsing Betriebswirtschaftliche Beratung, Tel. 0231 5493417, Mobil: 0151 46722140, birgit.hemsing@hwk-do.de
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Text:
Sarah Hanke /
handwerksblatt.de
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