Geladen werden kann der 205 cm breite e-Ducato nur bei verriegelten Türen. Was irgendwie nicht so sinnvoll ist, wenn es draußen regnet, stürmt oder schneit – und der Transporter mal schnell unterwegs zwischengeladen werden muss. Nicht wirklich angenehm ist auch die Geräuschentwicklung beim Ladevorgang. Der italienische Transporter macht einen ziemlichen Rabatz, die Kühlung arbeitet ziemlich lautstark. Auf dem Firmengelände dürfte das nicht unbedingt ein Problem sein, neben dem Eigenheim geparkt könnte die Geräuschkulisse während des Ladevorgangs in den Abend- oder Nachtstunden auf Dauer doch etwas nerven.
Geladen werden können die Batterien des e-Ducato mit 11 kW oder künftig auch 22 kW. Als Option (2.500 Euro) gibt es einen Schnellladeanschluss mit 50 kW, der in einer knappen halben Stunde Energie für 100 Kilometer Fahrstrecke in die Akkus schaffen soll.
Drei Fahrmodi
Foto: © Martin BärtgesUnd auch das muss man wissen: Der E-Motor lässt sich nur bei geschlossener Tür, angelegtem Sicherheitsgurt und getretener Bremse in Gang setzen. Schnell mal auf dem Betriebsgelände ein paar Meter zum Be- oder Entladen zurücksetzen ist also nicht drin. Im rund sechs Meter langen und gut zweieinhalb Meter hohen Testwagen reißen die 122 Pferdestärken zwar keine Bäume aus, aber der e-Ducato setzt sich lautlos in Bewegung und erreicht das innerörtlich erlaubte Tempo von maximal 50 km/h in rund fünf Sekunden. Damit ist er ähnlich schnell wie seine mit einem Verbrenner angetriebenen Versionen. Drei Fahrmodi bietet der e-Ducato: Eco, Normal und Power. Gerade der Eco-Modus ist zwar energiesparend und bringt damit Reichweite, ist aber auch ziemlich spaßbefreit und eher etwas für ausgesprochen, na sagen wir gelassene und tiefenentspannte Fahrnaturen. Im "normalen" Modus findet man den wohl besten Kompromiss zwischen ausreichend Kraft und sparsamer Fahrt. Der Power-Mode mobilisiert die volle Leistung des E-Motors zum Transport schwerer Lasten und hilft auch so an kräftigen Steigungen.
Ein zusätzliches Display an der A-Säule auf der Fahrerseite, das ein wenig an ein Nachrüst-Navi erinnert, zeigt dem Fahrer die Reichweite und den aktuellen Energieverbrauch an, außerdem den Stromverbrauch von Klimaanlage oder Audiosystem.
Die Außenfarbe des Testwagens, genannt Abarth Grey, zeigte sich im Testverlauf als, wie der Brite sagen würde, "forgiving colour". Während sich der mit Saharastaub vermischte Regen auf den Kunststoffflächen des Testwagens deutlich sichtbar zeigte, fiel er auf den lackierten Flächen des verblechten Kastenwagens kaum auf.
Zuladung maximal 765 kg
In der Version L4H2 und mit dem Radstand von 4.035 mm bietet der Ducato, ebenso wie seine mit Dieselmotor ausgestatteten Artgenossen, ein anständiges Laderaumvolumen von bis zu 13 Kubikmeter. Am Laderaumboden ist die Ladefläche 3.705 mm lang und maximal 1.870 mm breit. Mit 1.932 mm Höhe bietet der e-Ducato den meisten Zeitgenossen, die mit ihm arbeiten, wohl auch ausreichend Stehhöhe im Laderaum. Bis zum Erreichen des zulässigen Gesamtgewichts von 3.500 kg darf man dem e-Ducato maximal 765 kg aufbürden. Da schlägt der große – und schwerere – Akku eben auf die maximal mögliche Zuladung durch.
Zurrösen zur Ladungssicherung bringt der Ducato ab Werk mit, ebenso wie die LED-Beleuchtung im Lastabteil. Die Zurrösen sind auch absolut unverzichtbar beim Testwagen, dessen lackierter Blechboden ist nämlich alles andere als rutschhemmend. Da sollte man einen halbwegs rutschsicheren Boden ab Werk gleich mit ordern, nicht nur wegen des Ladeguts, sondern auch, damit man bei Regenwetter und nassem Schuhwerk nicht unversehens und ungewollt durch das Ladeabteil schlittert. Der Vollständigkeit halber und damit vielleicht irgendwann auch bei Fiat mal jemand darüber nachdenkt: Es hat schon seinen Grund, warum andere Hersteller ihren Transportern Einstiegsgriffe spendieren. Sollten die Italiener vielleicht auch mal machen.
Grundpreis ab 57.100 Euro
Laden geht nur bei abgeschlossenen Türen – und auch nicht an der Haushaltssteckdose . Foto: © Martin BärtgesAls Grundpreis für den e-Ducato 35 L4H2 Kastenwagen ruft Fiat 57.100 Euro auf. Größter Einzelposten bei den Optionen ist beim Testwagen die verbaute 79-kWh-Batterie für 16.600 Euro. Zu den weiteren dicken Positionen zählt etwa das e-Ducato-Paket. Für 2.790 Euro gibt es Rückfahrkamera, Totwinkel-Assistent und Querverkehrwarner, USB-Ladeanschluss, akustisches Warnsignal für Fußgänger (Rückfahrwarner), elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel, das 7-Zoll-Infotainment mit Touchscreen, DAB und Navigation sowie den Multifunktionstasten am Lenkrad. 2.500 Euro sind für den 50-kW-Schnellladeanschluss fällig.
Mit ein paar weiteren Positionen summiert sich der Endpreis für den Testwagen auf netto 81.980 Euro. Das ist dann schon ein heftiger Schluck aus der Pulle. Und für manchen Handwerker Anlass zu heftigen Fällen von Schnappatmung. Auch wenn Fiat ins Feld führt, dass Wartungsarbeiten am elektrischen Antriebsstrang deutlich geringer seien als bei einem Verbrennungsmotor. So seien etwa weder Ölwechsel noch der Tausch üblicher Verschleißteile notwendig. In der Konsequenz lägen also die Gesamtkosten (Total Costs of Ownership) niedriger als bei einem Diesel. Für den E-Ducato mit der 47-kWh-Batterie gewährt Fiat eine Garantie von acht Jahren oder 160.000 Kilometer, beim großen Akku sind es zehn Jahre oder 220.000 Kilometer.
Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
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