Vor viereinhalb Jahren musste Salaiman Yousufi seine Heimat verlassen. Ohne Familie flüchtete der damals 16-Jährige nach Deutschland. Mittlerweile hat er den Hauptschulabschluss und absolviert eine Ausbildung zum Metallbauer bei der Hesse Metallbau GmbH. Eher zufällig sind der Geflüchtete aus Afghanistan und Dominik Hesse, Geschäftsführer des meistergeführten Familienbetriebs in Wickede, aufeinandergetroffen: Ein Balkon sollte errichtet werden. Hesse informierte die Nachbarschaft darüber, dass ein Kran aufgestellt wird. Eine ehemalige Schulfreundin öffnete ihm die Tür und meinte scherzhaft: "Ihr dürft den Kran nur aufstellen, wenn ihr meinem Pflegekind eine Ausbildung anbietet." Sie meinte Salaiman Yousufi, der nach nicht einmal zwei Jahren schon sehr gut Deutsch sprechen konnte. Und das ganz ohne Sprachkurse. "Ich habe jede Nacht die Wörter und Sätze geübt, bis ich sie irgendwann konnte", sagt er stolz. Damit machte er auf Anhieb großen Eindruck auf den Unternehmer. Hesse bot ihm ein Praktikum an. Im Anschluss absolvierte Yousufi eine Einstiegsqualifizierung, mit hervorragenden Ergebnissen.
"Bemerkenswerte Leistung"
"Das ist wirklich eine bemerkenswerte Leistung, die er ganz ohne Hilfe geschafft hat", sagt Martin Kulig. Der Ausbildungsberater der Handwerkskammer Dortmund begleitet den Werdegang des Geflüchteten und führt Beratungsgespräche mit ihm und dem Betriebsinhaber. "Seit Jahren begleitet die HWK Dortmund Flüchtlinge erfolgreich auf ihrem Weg in die Ausbildung", so Kulig. Von 3.481 neu abgeschlossenen Lehrverträgen, die im vorigen Jahr bei der HWK Dortmund verzeichnet wurden, entfielen 231 auf Staatsangehörige aus den acht häufigsten, nicht-europäischen Asylzugangsländern, zu denen auch Afghanistan und Syrien zählen. Einstiegsqualifizierungen, die einer Lehre vorgeschaltet sind, erweisen sich immer wieder als sehr erfolgreich, betont der Berater.
Die Kollegen bei der Hesse Metallbau GmbH arbeiten sehr gerne mit dem 21-jährigen Geflüchteten zusammen. "Yousufi ist immer in Bewegung und arbeitet viel." Von Beginn an habe er viel handwerkliches Geschick bewiesen, so Hesse. Ob Montage, Fertigung oder auch Gabelstapler fahren – der Auszubildende im zweiten Lehrjahr erledige alle seine Aufgaben mit großem Interesse. Kunden und Kollegen seien mit seiner Arbeit sehr zufrieden.
Chance für jungen Afghanen
Dass Yousufi ein junger Mann mit Fluchtgeschichte ist, die längst noch nicht verarbeitet und manchmal auch psychisch belastend ist, weiß man in dem Wickeder Unternehmen. Doch genau deshalb hat man dem jungen Mann die Chance gegeben, mit einer Ausbildung in Deutschland Fuß zu fassen und sich zu integrieren. Dass dafür im Vorfeld viele Dokumente auszufüllen waren und es einige Zeit gedauert hat, bis die Ausbildung beginnen konnte, hat dem Ganzen keinen Abbruch getan. "Der Aufwand war es wert", meint Hesse.
Nach der Ausbildung darf Yousufi in Deutschland bleiben, sofern er einen festen Arbeitsplatz vorweisen kann. Schon jetzt steht fest, dass er diesen bei der Hesse Metallbau GmbH in Wickede bekommen wird. Hesse: "Er passt nicht nur fachlich perfekt zu unserem Unternehmen, sondern auch menschlich. Die Chemie stimmt einfach. Er ist pfiffig, ehrgeizig und unheimlich gewissenhaft."
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