Übergabe rechtzeitig und geplant angehen
Die Weichen für eine Betriebsübergabe sollten Unternehmer möglichst zehn Jahre vorher stellen. Interview mit Verena Meyer von der Handwerkskammer Trier.
Unternehmer sollten die Übergabe ihres Betriebs vorausschauend planen. Die Berater der Handwerkskammer helfen dabei. Vera Meyer von der Handwerkskammer Trier erklärt, wie Inhaber die Übergabe angehen sollten.
DHB: Frau Meyer, warum sollten Betriebsinhaber sich frühzeitig um einen Nachfolger kümmern?
Meyer: Die Betriebsübergabe ist ein komplexer und schwieriger Vorgang. Wer keinen Nachfolger findet, muss sein Unternehmen schließen. Um das zu vermeiden, muss der Inhaber vorausschauend planen.
DHB: Wann sollten Übergabewillige damit anfangen?
Meyer: Jede Übergabe ist auf den Einzelfall abzustimmen. Daher empfehle ich Betriebsinhabern, die Weichen frühzeitig zu stellen und sich rechtzeitig zu informieren. Sie sollten schon zehn Jahre vor der Übergabe damit anfangen. Denn es ist unbedingt notwendig, den Vorgang langfristig zu planen. So lassen sich betriebswirtschaftliche, erbrechtliche oder steuerliche Nachteile vermeiden. Es ist viel zu spät, sich erst kurz vor der Übergabe Gedanken darüber zu machen. Die Übergabe ist zu wichtig, um sie dem Zufall oder spontanen Entscheidungen zu überlassen. Am besten ist es, dabei professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
DHB: An wen können Betriebsinhaber sich wenden?
Meyer: Ansprechpartner Nummer eins sind die Betriebsberater der Kammer. Sie helfen dabei, die Übergabe langfristig und richtig zu planen und auch durchzuführen. Schon viele Handwerksunternehmer haben sich von den Betriebsberatern der Kammer bei der Übergabe begleiten lassen. Dieser Service ist für HWK-Mitglieder kostenlos. Interessierte Betriebe können gerne unter Tel. 0651/207-171 oder E-Mail: berater@hwk-trier.de Kontakt aufnehmen.
DHB: Wie sollte der Unternehmer vorgehen?
Meyer: Jede Übergabe sollte darauf ausgerichtet sein, den Betrieb dauerhaft zu erhalten. Das gelingt aber nur, wenn sich das Unternehmen erfolgreich fortführen lässt. Dazu analysieren wir im Vorfeld die wirtschaftliche Situation und Stabilität des Unternehmens. Denn wer die Lage und die Schwachstellen seines Betriebes kennt, spart Geld und erhöht die Chance, den Betrieb fortführungsfähig zu gestalten. Jeder Unternehmer sollte daher seine Ist-Situation kennen und aus ihr kurz- und langfristige Ziele entwickeln.
DHB: Wie sieht das konkret aus?
Meyer: Zunächst arbeiten wir gemeinsam die jeweilige Ausgangssituation und die persönlichen Ziele heraus, die mit der Betriebsübergabe verbunden sind. In diese Planung sollte auch die Familie miteinbezogen werden. Außerdem bringen die Entscheidungen ja auch erhebliche Folgen für die Mitarbeiter und deren Familien mit sich. Dann nehmen wir die wirtschaftliche und finanzielle Situation des Betriebs sowie die Marktlage des Unternehmens unter die Lupe.
DHB: Welche Ziele sollte man bei der Übergabe unbedingt im Auge behalten?
Meyer: Der Übergeber sollte sich im Vorfeld rundum absichern. Zum muss er eine ausreichende Altersversorgung und eine günstige steuerliche Nachfolgeregelung schaffen. Zum anderen muss er sich um eine gleichermaßen sinnvolle wie praktikable erbrechtliche Nachfolgeregelung kümmern. Er sollte außerdem eine Haftung des Privatvermögens für den Betrieb ausschließen und dafür sorgen, dass das Unternehmen bei der Übergabe wirtschaftlich gesund ist – und dass möglichst keine Arbeitsplätze wegfallen. Im Idealfall lässt sich das alles unter einen Hut bringen. Es kann aber passieren, dass sich nicht alle Ziele miteinander vereinbaren lassen. Dann müssen Prioritäten gesetzt werden. Auch dabei ist die Beratung der Handwerkskammer hilfreich.
Kontakt
Vera Meyer
Betriebsberaterin
Tel. 0651/207-131
E-Mail: vmeyer@hwk-trier.de
Text:
Handwerkskammer Trier /
handwerksblatt.de
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