Managementfehler führen in die Insolvenz
Managementfehler sind die häufigste Insolvenzursache. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des INDat-Report unter den 30 führenden Insolvenzkanzleien in Deutschland. In der aktuellen Ausgabe erläutern die Insolvenzverwalter die zehn häufigsten Fehler in den Chefetagen.
Die Insolvenzverwalter, die die zuständigen Amtsgerichte einsetzen, prüfen bei jedem insolventen Unternehmen, ob die Chance auf Rettung besteht oder eine Schließung unumgänglich ist. Um diese Entscheidung über Fortführung, Sanierung oder Abwicklung treffen zu können, untersuchen sie alle Ursachen, die das Unternehmen in diese bedrohliche Schieflage gebracht haben.
Insolvenzantrag wird viel zu spät gestellt
Einer der am meisten genannten Irrtümer, dem die Insolvenzverwalter begegnen, ist der zu spät gestellte Insolvenzantrag. Die seit 1999 in Kraft getretene Insolvenzordnung bietet einige Instrumente, die eine Sanierung in der Insolvenz organisieren. Der in der Insolvenzordnung verankerte Insolvenzgrund "drohende Zahlungsunfähigkeit" soll dem Unternehmen den Anreiz bieten, die Krise als Chance zu begreifen. Ein frühzeitig gestellter Insolvenzantrag erhöht nach Meinung der Insolvenzspezialisten deutlich die Chance auf Rettung des Unternehmens und der Arbeitsplätze. In diesem Punkt hat es nach der Erfahrung der Insolvenzverwalter bei den Unternehmen aber bisher kein Umdenken gegeben.
Die elf häufigsten Managementfehler laut INDat-Report
Nachweislich führen immer mehrere Faktoren in die Krise. Dennoch haben viele vermeintliche externe Einflüsse – wie eine Branchenkrise oder das Wegbrechen von Großkunden – auch ihren Ursprung in der falschen Strategie, für die die lenkenden Manager verantwortlich zeichnen.
- Kostenmanagement: Oft treten Fehlentwicklungen bei den Finanzen auf, weil zB das Kostenmanagement bei sinkenden umsätzen nicht angepasst wird. Auch zu hohe Pensionsverpflichtungen können sich nachteilig auf die Finanzen auswirken. Viele Betriebe starten mit einer zu geringen Eigenkapitalquote.
- Marktanpassung: Unternehmen passen ihre Produkte und den Vertrieb häufig nicht dem sich verändernden Markt an. Sie versäumen Branchenentwicklungen, reagieren nicht auf neue Wettbewerber und "sorgen nicht für Alleinstellungsmerkmale ihrer Produkte", so der INDat-Report.
- Kaufmännisches Know How: Der Führungsebene fehlt es an einem ausreichenden kaufmännischen Verständnis und entsprechender Qualifikation. Beispiel: Eine fehlende Geschäftsplanung.
- Organisation: Das Unternehmen hat keine durchstrukturierte innerbetriebliche Organisation. Es gibt keine zweite Führungsebene, selbst dann nicht, wenn das Unternehmen erfolgreich wächst. Gesellschafter streiten sich, weil klare Stukturen und Zuständigkeiten fehlen.
- Führungsschwäche: Das Management stellt Defizite, selbst wenn sie erkannt werden, nur zögerlich oder gar nicht ab. Es mangelt an Krisenerfahrung. Und man holt selbst bei erkannten Schwächen keine Berater (zum Beispiel einen Betriebsberater der Handwerkskammer) ins Haus. Ein Manko, so der INDat-Report ist auch mangelnde Personalführung. Mitarbeiter-Motivation, Leistungskontrolle und Fortbildung werden nicht konsequent betrieben.
- Kundenstamm: Das Unternehmen setzt auf falsche Hauptkunden. Es spricht insgesamt zu wenig Großkunden an, um das Risiko zu streuen. Marketing und Maßnahmen zur Kundengewinnung werden vernachlässigt.
- Controlling: "Fehlendes Controlling gilt als eines der größten Fehler", heißt es im INDat-Report. Und der Manager bzw. Betriebsinhaber versäumt es, das Controlling auch auf Bereiche auszuweiten, die nicht zwingend in die Bilanz oder Monatauswertung fließen. Ein Beispiel: Der Stand von Vertragsverhandlungen.
- Kommunikation: Es gibt Defizite bei der internen Kommunikation zu leitenden Angestellten und Mitarbeitern und bei der externen Kommunikation zu Lieferanten und Kunden. Krisenkommunikation zu Kunden, Lieferanten und Banken werde nahezu gar nicht betrieben, so die Insolvenzverwalter, die für den Artikel im INDat-Report befragt wurden.
- Nachfolgeregelung: Insbesondere mittelständische Familienunternehmen versäumen es, die Nachfolge zu regeln. "Es fehlt die unternehmerisch denkende zweite Riege", heißt es.
- Mentale Blockade: Viele Gesellschafter-Geschäftsführer können nicht delegieren und sind auch oft unbelehrbar. Bei ihnen regiert das "Prinzip Hoffnung" oder es gilt der Rheinische Grundsatz "Et hät noch immer jot jejange".
- Der Insolvenzantrag: Der letzte und oft entscheidende Fehler: Der Insolvenzantrag wird verspätet gestellt.
Die Insolvenzverwalter wollen mit ihrer Aufstellung der zehn häufigsten Managementfehler übrigens nicht mit dem Finger auf die Unternehmer zeigen. "Vielmehr geht es darum, bei der Aufdeckung der Managementfehler Erkenntnisse zu gewinnen, die über den Einzelfallhinaus für die am Wirtschaftsleben beteiligten von Interesse sind"; sagt Rechtsanwältin Bettina E. Breitenbücher. Krisen sollten als Chance genutzt werden. Und aus Fehlern anderer könne man schließlich auch lernen.
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Text:
Ulrike Lotze /
handwerksblatt.de
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