Wieder mehr Gründungen in Deutschland
Nach dem Corona-Knick ist das Gründungsgeschehen wieder auf das Vorkrisenniveau gestiegen. 607.000 Deutsche haben sich 2021 selbstständig gemacht. Das geht aus dem neuen KfW-Gründungsmonitor hervor. Auffällig ist, dass immer mehr junge Frauen gründen.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special GründerNavi – für Gründer und junge Unternehmen
Die Gründungstätigkeit in Deutschland ist nach dem Corona-Knick wieder auf das Niveau vor der Corona-Krise gestiegen. 607.000 Frauen und Männer haben sich 2021 selbstständig gemacht. Das sind 70.000 oder 13 Prozent mehr als 2020. Das geht aus dem neuen KfW-Gründungsmonitor hervor. Viele Gründungen aus 2021 waren schon früher geplant, waren aber wegen des Lockdowns auf Eis gelegt worden.
Jünger, weiblicher, digitaler
"Die Erholung ist sehr erfreulich, dazu kommt dass das Gründungsgeschehen jetzt jünger, weiblicher, und digitaler ist. Allerdings befinden uns aufgrund des langjährigen Abwärtstrends auf einem sehr niedrigen Niveau. Es ist weit entfernt von seinem Höchststand zu Beginn der 2000er Jahre", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.
Neben dem lang anhaltenden Boom des Arbeitsmarkts mit attraktiven Jobalternativen spiele die demografische Entwicklung hierfür die Hauptrolle: "Wir sind eine alternde Gesellschaft, und mit steigendem Alter nimmt der Wunsch nach beruflicher Selbständigkeit ab." Ein reges Gründungsgeschehen sei jedoch volkswirtschaftlich wünschenswert.
"Existenzgründer beleben den Wettbewerb"
Denn: "Existenzgründer beleben den Wettbewerb und haben für die Zukunftsfähigkeit der Volkswirtschaft eine besondere Bedeutung. Sie zwingen die etablierten Unternehmen dazu, sich ständig auf den Prüfstand zu stellen und das Beste aus sich herauszuholen", so Köhler-Geib.
- Verbraucher profitieren von günstigeren Preisen und
- neuen Produkten oder Dienstleistungen,
- moderne Technologien sorgen für höhere Effizienz und
- erschließen neue Märkte,
- innovative und digitale Gründungen treiben die Transformation der Wirtschaft voran,
- und Gründende schaffen nachhaltig Arbeitsplätze.
Die Förderung von Gründungen und der Abbau von Gründungshemmnissen müsse deshalb weiter eine hohe Priorität in der Wirtschaftspolitik haben, betont die Chefvolkswirtin der KfW.
25 Prozent mehr Gründerinnen
Überdurchschnittlich stark gestiegen ist 2021 die Zahl der Gründerinnen. 257.000 Frauen setzten eine Existenzgründung um (plus 52.000 oder plus 25 Prozent). Die Zahl der Gründer legte auf 350.000 zu (plus 18.000 / plus fünf Prozent). Der Gründerinnenanteil hat sich somit laut KfW auf 42 Prozent erhöht (2020: 38 Prozent).
Insbesondere jüngere Frauen trugen dazu bei. Der Anteil der unter 30-jährigen Frauen unter den Existenzgründerinnen ist im Jahresvergleich von 28 auf 37 Prozent gestiegen. Auch bei den Männern liegt der Anteil unter 30-jähriger Gründer zuletzt bei 37 Prozent - wobei hier der Anstieg nicht ganz so stark ist wie bei den Frauen (2020: 34 Prozent).
Wie bereits im ersten Corona-Jahr ist auch 2021 der Anteil derjenigen gestiegen, die eine besonders starkes Vertrauen in ihre Gründung hatten. Diese sogenannten Chancengründungen sind im Durchschnitt bestandsfester und beschäftigungsintensiver. Ihr Anteil erhöhte sich von 80 auf 82 Prozent. Gründungen aus Mangel an Alternativen bleiben mit 91.000 (15 Prozent) im Tief.
2021 waren außerdem deutlich mehr Gründungen digital und internetbasiert und erreichten mit Anteilen von 31 Prozent und 41 Prozent am gesamten Gründungsgeschehen ihre bisherigen Höchstwerte.
Die meisten Existenzgründungen (85 Prozent) sind Neugründungen, die Unternehmen gab es also vorher nicht. Und finanzielle Risiken und Finanzierungsschwierigkeiten bleiben weiterhin die größten Gründungsbarrieren.
Warum geben so viele Gründer wieder auf?
Rund 30 Prozent der Gründerinnen und Gründer beenden innerhalb von drei Geschäftsjahren ihre Existenzgründung wieder. Nach fünf Jahren sind noch knapp 60 Prozent aktiv. Die Abbruchgründe sind vielfältig.
32 der Gründerinnen und Gründer brechen in den ersten fünf Jahren aus persönlichen Gründen ab, also ohne unmittelbaren wirtschaftlichen Zwang. Etwa wegen familiärer Belastung, Stress, Krankheit, Unzufriedenheit mit dem erzielten Einkommen oder weil sich eine bessere Jobalternative ergab.
Ausblick
Trotz leicht sinkender Planungsquote rechnet die für 2022 mit einer Gründungstätigkeit auf ähnlichem Niveau wie 2021.
Quelle: KfW
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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