"Hitzefrei": Wer einfach geht, riskiert eine Abmahnung
Bei sommerlichen Temperaturen steigt die Herausforderung, am Arbeitsplatz weiterhin motiviert zu bleiben und Höchstleistungen zu bringen. Wer sich jedoch selbst hitzefrei gibt, muss mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen.
"Nur weil viele Arbeitnehmer im Sommer in tropischer Hitze arbeiten müssen, dürfen sie nicht einfach ohne Absprache mit dem Vorgesetzen gehen. Wer dies tut, riskiert schnell eine Abmahnung", erläutert Martin W. Huff, Rechtsanwalt und Geschäftsführer der Rechtsanwaltskammer Köln. Der Jurist weist jedoch darauf hin, dass der Arbeitgeber für eine entsprechende Kühlung sorgen muss.
Gesetze sind unklar
Die Gesetzeslage in der Bundesrepublik sieht für warme Arbeitsbedingungen allerdings nur schwammige Formulierungen vor. Im Bürgerlichen Gesetzbuch steht, dass der Arbeitgeber verpflichtet ist, die Arbeitsräume so einzurichten, dass die Mitarbeiter "gegen Gefahr für Leben und Gesundheit soweit geschützt sind, als es die Natur der Dienstleistung gestattet".
Die sogenannte Arbeitsstättenverordnung sieht eine gesundheitlich zuträgliche Raumtemperatur vor. Konkrete Angaben dazu, was das im Einzelnen heißen kann und muss, lässt sich aus den Gesetzestexten hingegen nicht sofort ableiten.
Richtlinie: 26 Grad Celsius Lufttemperatur
Temperaturangaben finden sich lediglich in der ausführenden Arbeitsstättenrichtlinie, die eine unpräzise Obergrenze nennt. So heißt es dazu: "Die Lufttemperatur in Arbeitsräumen soll plus 26 Grad Celsius nicht überschreiten. Bei darüber liegender Außentemperatur darf in Ausnahmefällen die Lufttemperatur höher sein."
Chef muss für Kühlung sorgen
Die Rechtsanwaltskammer weist darauf hin, dass der Arbeitgeber mit entsprechenden Mitteln Abhilfe schaffen muss. "Es können Lüfter und Klimaanlagen eingesetzt werden oder in Absprache mit dem Betriebsrat eine Verlagerung der Arbeitszeit in kühlere Stunden vereinbart werden", weiß Huff. Zusätzlich sind Pausen und eine vorübergehende Verkürzung der Arbeitszeit durch den Abbau von Überstunden möglich.
Ausnahmen gelten für Schwangere und stillende Mütter
Strengere Regeln können jedoch nur bestimmte Personengruppen für sich beanspruchen. Vor allem Schwangere und stillende Mütter können unter Vorlage eines ärztlichen Attests die Einhaltung von bestimmten Raumtemperaturen fordern. Sollte das dem Arbeitgeber aber nicht möglich sein, haben diese Personen Anspruch auf Beschäftigung an einem anderen Ort oder sogar die Freistellung, für die dann ein Mutterschutzlohn zu zahlen ist. Sonderregelungen sind im Extremfall keine Seltenheit.
Getränke oder Eis spendieren
Manche Unternehmen reagieren auch mit der Anpassung ihrer Bekleidungsvorschriften oder durch das Verteilen von kostenlosen Getränken auf die Hitze. Freundliche Arbeitgeber spendieren sogar auch einmal ein Eis oder Kaltgetränk.
Text:
Anne Kieserling /
handwerksblatt.de
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