Geschäftslage im Handwerk kühlt deutlich ab
Das Handwerk erwartet einen drastischen Einbruch der Geschäftslage in den Wintermonaten. Das geht aus der jüngsten ZDH-Konjunkturumfrage hervor. Lesen Sie, welche Branchen besonders stark betroffen sind.
Das Handwerk erwartet einen starken Geschäftseinbruch in den Wintermonaten. Das geht aus dem jüngsten ZDH-Konjunkturbericht hervor. Die Aussicht auf raue Zeiten auch im Handwerk würde zeigen, so der ZDH, wie wichtig jetzt Unterstützungsleistungen für die betroffene Betriebe seien.
Noch steht das Handwerk trotz der multiplen Herausforderungen solide da. "Hohe Energie- und Beschaffungspreise, weiter bestehende Materialengpässe und nicht zuletzt kaufkraftmindernde Effekte der rekordhohen Verbraucherpreisinflation zeigten sich aber bereits deutlich als belastende Faktoren", berichtet der Handwerksverband.
Die Geschäftslagebewertungen der Betriebe fielen deutlich schwächer aus als vor einem Jahr: Noch 48 Prozent meldeten gute Geschäfte (minus neun Prozentpunkte), inzwischen 15 Prozent schlechte (plus vier Prozentpunkte).
Pessimistischer Blick auf die nächsten Monate
Nur noch jeder zehnte Betrieb erwartet bessere Geschäfte in den nächsten Monaten, während 39 Prozent von einer Verschlechterung ausgehen. Vor einem Jahr hatten nur elf Prozent pessimistische und 20 Prozent positive Geschäftserwartungen geäußert.
In allen Gewerbegruppen des Handwerks fiel die Bewertung der Geschäftslage im dritten Quartal 2022 schlechter aus. Bei den Lebensmittelhandwerken meldeten dabei sogar wieder mehr Betriebe schlechte (34 Prozent) als gute Geschäfte (24 Prozent).
"Stark gestiegene Energiepreise und hohe Einkaufspreise für Rohstoffe führten bei Bäckern, Fleischern und Konditoren zu deutlich steigenden Absatzpreisen, die vor dem Hintergrund realer Einkommenseinbußen nicht alle Kunden mittrugen", berichtet der ZDH.
Bei den privaten Dienstleistern im Handwerk (Friseure, Kosmetiker etc.) war es ähnlich. Allerdings wurde die Geschäftslage hier noch knapp positiv bewertet.
In den Gesundheitshandwerken (Orthopädietechniker, Augenoptiker, Hörakustiker etc.) lag der Indikator mit zehn Punkten zwar noch etwas höher, erreichte aber weniger als ein Drittel seines Niveaus aus dem Herbst 2021.
Engpässe bei der Verfügbarkeit von Fahrzeugen und Ersatzteilen belasten nach wie vor die Geschäfte der Kfz-Gewerke. Zwei Prozentpunkte der Betriebe meldeten mehr schlechte Geschäfte (19 Prozent), während ein Prozentpunkt weniger gute Noten vergab (34 Prozent) als noch vor einem Jahr.
Überwiegend zufrieden zeigten sich die Bau- und Ausbauhandwerke sowie die Handwerke für den gewerblichen Bedarf. Die Bautätigkeit ging zwar auf hohem Niveau etwas zurück, reichte allerdings noch immer aus, um die betrieblichen Kapazitäten gut auszulasten. "Mit 47 beziehungsweise 53 Punkten (minus 18 bzw. minus 14 Zähler) erreichten die Geschäftslageindikatoren der Bau- und Ausbaugewerke erneut Höchstwerte im Vergleich der Gewerbegruppen", heißt es in der Umfrage.
Die handwerklichen Zulieferer wiederum spüren Produktionsdrosselungen der Industrie. Dennoch sind hier noch immer fast dreimal so viele Betriebe zufrieden (45 Prozent) wie unzufrieden (16 Prozent).
Umsätze gehen zurück
"Trotz der hohen Preissteigerungsraten zeigten die (nominalen) Umsatzbeurteilungen der Betriebe für das dritte Quartal nur eine stabile Umsatzentwicklung an. Jeweils 26 Prozent der Betriebe berichteten von rückläufigen und von steigenden Umsätzen", so der Handwerksverband.
Abgesehen von den Bau- und Ausbaugewerken entwickelten sich die Umsätze aller Handwerksbereiche rückläufig. Besonders deutlich in den konsumnahen Lebensmittel-, privaten Dienstleistungs- und Gesundheitshandwerken.
Stabil zeigte sich die Auslastung der Betriebskapazitäten im Handwerk. Sie lag weiterhin bei 82 Prozent. Nur im Lebensmittelhandwerk ging die Kapazitätsauslastung um drei Prozentpunkte auf 74 Prozent zurück.
Rückläufig entwickelten sich die Auftragsbestände im Handwerk, die Auftragspolster schmelzen ab. Eine Ausnahme bilden hier nur die Ausbaugewerke.
Zugenommen haben die Auftragsreichweiten (plus 1,1 auf 10,2 Wochen), die allerdings gegenüber dem Rekordstand aus dem Frühjahr 2022 (11 Wochen) bereits wieder zurückgingen. Am längsten sind die Wartezeiten für Kunden in den Bau- sowie den Ausbaugewerken mit 15,1 und 12,8 Wochen.
Spielräume für Preiserhöhungen sind begrenzt
62 Prozent der Handwerksbetriebe berichteten von Preisanhebungen im dritten Quartal 2022, das sind 15 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Nur drei Prozent meldeten Preissenkungen. Angesichts der stark gestiegenen Energiekosten hatte der ZDH erwartet, dass noch mehr Betriebe von Preisanhebungen berichten. "Dass zeigt noch einmal, dass die Preiserhöhungsspielräume vieler Betriebe begrenzt oder bereits ausgeschöpft sind und diese mit sinkenden Margen kalkulieren müssen."
Quelle: ZDH
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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