Der 103-Jährige Bäckermeister Werner Kaiser bäckt sein Brot noch selbst
Bäckermeister Werner Kaiser ist 103 Jahre alt und hat vor 77 Jahren seine Meisterprüfung bestanden. Der Bopparder bäckt sein Brot noch jede Woche selbst. Die Handwerkskammer Koblenz hat Kaiser den Meisterbrief in Platin verliehen.
"Ich wurde 1920 als eines von acht Kindern geboren. Zwei meiner älteren Geschwister waren bereits in der Tischlerausbildung, zwei hatten die Eltern ans Gymnasium geschickt und bei mir wusste man wohl nicht so recht, wohin mit ihm", erzählt Bäckermeister Werner Kaiser aus Boppard (Rheinland-Pfalz) aus seiner Lebensgeschichte bei der Altmeisterfeier der Handwerkskammer Koblenz. Werner Kaiser ist der älteste Handwerksmeister, den es in 61 Jahren Altmeisterfeier jemals gab.
Wie er genau zum Bäckerhandwerk kam? "Das weiß ich gar nicht mehr. Vielleicht lag es an den vielen Süßigkeiten und dem leckeren Geruch. Jedenfalls ging ich mit 14 nach Schmallenberg im Sauerland und wurde Bäcker."
Meisterprüfung vor 77 Jahren abgelegt
Der dreijährigen Ausbildung schließt sich die Arbeit in einer Dortmunder Bäckerei an, bevor Werner Kaiser zur Wehrmacht eingezogen wird. Der zweite Weltkrieg hinterlässt auch in dieser Biografie markante Spuren. Einsätze an der Ost- wie auch an der Westfront, Kriegsgefangenschaft in den USA, Heimkehr zur Familie 1946. Dann erfährt er, dass es bereits im gleichen Jahr einen Meisterkurs geben soll.
"In den USA hatte man mir den Betrieb einer Farm angeboten und ich musste mich entscheiden, wie es weiter geht." Kaiser bleibt und wird Bäckermeister. Einige Jahre arbeitet er in einem Familienbetrieb mit, dann bewirbt er sich für ein Studium zum Berufsschullehrer in Solingen – und wird angenommen. Werner Kaiser geht seinen Weg, Schritt für Schritt.
Einmal wöchentlich wird im Keller gebacken
Bei Altmeisterfeiern ehren die Handwerkskammern Meisterinnen und Meister, die vor vielen Jahren und Jahrzehnten ihre Prüfung bestanden haben - wie hier in Koblenz. Erstmals wurden bei der HwK Koblenz über 200 Auszeichnungen - vom Goldenen bis zum Platin-Meisterbrief vergeben. Foto: © Michael Jordan Nach dem Abschluss wird er nach Boppard am Rhein versetzt und soll als Pädagoge in der dortigen Gewerbeschule alle Jugendlichen der Nahrungsmittelbranche ausbilden: Bäcker, Konditoren, Köche, Kellner und Fachverkäufer. "Im Büro der Schule arbeitete meine Ehefrau. Damals war sie es noch nicht, aber ich wusste sofort Bescheid", erzählt Werner Kaiser mit einem Zwinkern.
Zwei Jahre später wird geheiratet, ein Haus in den Rheinhängen gebaut, Kinder kommen auf die Welt. In dem Haus von damals lebt das Ehepaar Kaiser noch immer. Im Keller hat Werner Kaiser seinen Arbeitsbereich: eine Mühle und zwei Säcke Getreide. Einmal wöchentlich wird hier gebacken. Was er als eine wichtige Säule seines Lebens und auch seines Alters sieht.
Das Handwerk hat ihn geprägt und fit gehalten
Das Handwerk hat ihn geprägt und fit gehalten. Wie auch eine enge Verbundenheit mit der Natur. Reisen mit dem Flugzeug? "Hat es nie gegeben. Lieber bleibe ich mit beiden Beinen auf dem Boden. Meine Frau und ich sind Fahrrad gefahren und haben Urlaub in Deutschland gemacht."
Und der 103-Jährige macht sich so seine Gedanken zum Umgang mit der Umwelt. "Parteien gibt es ja genug und auch Demonstrationen. Doch es kommt auf jeden Einzelnen an, sich entsprechend zu verhalten. Ich wünsche mir mehr Heimatgefühl und ein einfaches Leben im Einklang mit der Natur." Seines war und ist darauf abgestimmt und nicht von Luxus geprägt. Vielleicht ist es gerade deshalb so lang – und auch so glücklich.
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Text:
Jörg Diester /
handwerksblatt.de
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