Verwaltungsarbeit und Buchhaltung lassen sich auch in vielen Handwerksbetrieben von zuhause aus erledigen. Das hat die Corona-Krise gezeigt.

Verwaltungsarbeit und Buchhaltung lassen sich auch in vielen Handwerksbetrieben von zu Hause aus erledigen. Das hat die Corona-Krise gezeigt. (Foto: © Antonio Guillem/123RF.com)

Vorlesen:

Mehr Homeoffice nach der Krise

Zu Hause arbeiten war bisher bei vielen Handwerkern kein Thema, wird aber in Zukunft durchaus für einige Bereiche möglich sein. Das meint Birgit Hemsing, Betriebsberaterin bei der Handwerkskammer Dortmund.

Die Telefone der Betriebsberater in den Handwerkskammern liefen in den letzten Wochen heiß, teilweise auch am Wochenende. Mitgliedsbetriebe hatten unzählige Fragen zur Corona-Krise, vor allem zu Finanzhilfen. Wir haben Diplom-Betriebswirtin Birgit Hemsing, Betriebsberaterin bei der Handwerkskammer Dortmund, gefragt, wie es nach der Krise weitergehen kann.

DHB: Wie die gesamte Wirtschaft wurde auch das Handwerk von der Corona-Krise aus der Bahn geworfen. Wie beurteilen Sie die Chancen auf einen zügigen Neustart?
Hemsing: Wenn wir den Schritt zur Lockerung bald schaffen, wird es eine begrenzte Krise gewesen sein, aus der die Betriebe gestärkt hervorgehen können. Dann können sie da wieder anknüpfen, wo sie vorher aufgehört haben. Sollte die Einschränkung über den Sommer anhalten, wissen wir noch nicht, wo es hingeht. Entscheidend ist dann auch, wie lange die Kurzarbeit zum Beispiel in der Industrie dauert und wie sich das auf die Nachfrage auswirkt, wenn die Leute weniger Geld zur Verfügung haben. Wenn die Lockerung bleibt, werden ganz viele Betriebe den Weg aus der Krise finden.
Einige werden auf der Strecke bleiben, vor allem aber jene, die vorher schon in Schwierigkeiten waren. Einige Solo-Selbstständige etwa haben bereits signalisiert, dass sie es nicht durch die Krise schaffen werden.

DHB: Wie kommen die Hilfemaßnahmen der Behörden und Banken bei den Betrieben an?
Hemsing: Bei manchen Finanzhilfen, insbesondere bei der Corona-Soforthilfe, sind noch Fragen offen, etwa ob der Betrieb eventuell Geld zurückzahlen muss. Da gilt derzeit die Faustregel: Ja, wenn der Zuschuss höher als der Nettoschaden ist.
Im Moment bekommen wir von den meisten Betrieben die Rückmeldung, dass die Liquiditäts-Lage noch in Ordnung ist. Gut aufgestellte Betriebe kommen ein bis zwei Monate aus eigener Kraft über die Runden, sie wollen gar nicht sofort Fremdmittel in Anspruch nehmen, denn die müssen sie später zurückzahlen. Es gibt auch ein paar Firmen, die jetzt schon Liquiditätsprobleme haben, aber ich vermute, dass diese auch vorher schon nicht optimal aufgestellt waren.

DHB: Ist die Corona-Krise vergleichbar mit der Bankenkrise von 2008?
Hemsing: Die Krise 2008 war von der Ausgangslage her eine andere, weil die Leute über längere Zeit kein Geld mehr ausgegeben haben und so die Nachfrage weggebrochen ist. Die jetzige Lage ist eher eine "künstliche" Krise in dem Sinne, dass die Nachfrage da war und wir jetzt abwarten müssen, ob sie langfristig sinkt oder mit den Lockerungen der Maßnahmen wiederauflebt. Das können wir im Moment nicht wissen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Marketing mit sozialen MedienWie Facebook dem Handwerk aus der Corona-Krise helfen kann

DHB: Wie bereiten sich Handwerksbetriebe am besten auf die Zeit nach Lockerung der Regeln vor?
Hemsing: Betriebe sollten kreativ sein und neue Wege suchen, sich am Markt orientieren und ihr Angebot entsprechend anpassen, etwa wie die Schneider, die Mundschutzmasken nähen. Sie gehen aber schon teilweise proaktiv an die Sache heran, um sich auf die Wiedereröffnung vorzubereiten. Viele Friseure etwa vergeben jetzt bereits Termine an ihre Kunden für die Zeit nach dem 4. Mai.
Nach der Lockerung werden meine Kollegen aus der Marketingberatung der Handwerkskammer verstärkt eingespannt sein. Die Betriebe werden fragen: Wie kann ich mehr auf mich aufmerksam machen, um meinen Umsatz anzukurbeln? Auch die Suche nach Fachkräften wird wieder wichtig.

DHB: Gibt es auch Chancen, die diese Krise mit sich bringt?
Hemsing:
Das Miteinander ist besser geworden, melden einige Betriebe. Vermieter sind offener, wenn man mit ihnen spricht. Auch Kunden reagieren freundlicher und sind geduldiger.

DHB: Bekommt die Digitalisierung durch die Corona-Krise einen Schub?
Hemsing: Digitalisierung und mobiles Arbeiten wird wichtiger. Homeoffice war bisher bei vielen Handwerkern kein Thema, wird aber in Zukunft durchaus für einige Bereiche im Betrieb, wie beispielsweise Verwaltungsarbeit und Buchhaltung, möglich sein. Klar muss eine Toilette vor Ort repariert werden, wenn sie verstopft ist. Aber manches lässt sich gerade in größeren Betrieben von zu Hause aus erledigen.

Das Interview führte Anne Kieserling

Text: / handwerksblatt.de

Das könnte Sie auch interessieren: