So lohnt sich der Betriebsausflug
Ein Betriebsausflug ist nicht nur ein Kostenfaktor. Richtig durchgeführt, kann er den Handwerksbetrieb auch im Wettbewerb voranbringen.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Was Sie als Chef im Handwerk wissen müssen
In kleinen Handwerksbetrieben aus Kostengründen manchmal gar nicht erst eingeführt, ist er in Großunternehmen aus den gleichen Gründen anscheinend aus der Mode gekommen: der Betriebsausflug. Doch eine gemeinsame Aktivität außerhalb des Arbeitsalltags ist eine Investition in die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
"Ein Betriebsausflug ist nicht nur ein Dankeschön für den Einsatz der Mitarbeiter, sondern fördert auch den Teamgeist", meint Jörg Julius Kapune, Inhaber der Tischlerei Julius Möbel in Overath (Bergisches Land). "Und das trägt zu einem angenehmen Betriebsklima bei." In der guten Zusammenarbeit und der Zufriedenheit seiner zehn Mitarbeiter sieht der Tischlermeister einen wichtigen Ansatz zur Mitarbeiterbindung.
Steuertipp: Die Steuerfreigrenze für Betriebsveranstaltungen liegt bei 110 Euro inklusive Mehrwertsteuer pro Person und Veranstaltung.Wird die Freigrenze überschritten, gelten die gesamten Kosten als Arbeitslohn und müssen versteuert werden. Darauf weist die K & K Steuerberatungsgesellschaft in Köln hin. Gibt es mehr als zwei Betriebsveranstaltungen pro Jahr für die gleiche Personengruppe, muss ab der dritten Betriebsveranstaltung Lohnsteuer gezahlt werden. Eine Schulung oder Betriebsbesichtigung im überwiegend eigenbetrieblichen Interesse ist aber keine Betriebsveranstaltung im steuerrechtlichen Sinne. Deshalb müssen dabei die Freigrenzen nicht beachtet werden. Eine Teilnahmepflicht besteht übrigens nicht. Wer nicht mitmacht, muss an dem Tag ganz normal arbeiten. Stimmung im Betrieb messen
"Dafür muss man wissen, was die Mitarbeiter wirklich wollen", betont er. So erkundigt er sich nicht nur bei jedem Einzelnen im persönlichen Gespräch nach Verbesserungsvorschlägen für den Betrieb. Auch über eine anonymisierte Befragung durch eine Unternehmensberatung lässt er jährlich die Stimmung im Betrieb professionell messen und Kritik der Mitarbeiter aufnehmen.
"Ein echtes Team bietet eine angenehme Arbeitsatmosphäre für alle und erhöht die Motivation, Produktivität und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter", ergänzt Andreas Gerdau, Unternehmensberater bei der Handwerkskammer zu Köln. "Ein Betriebsausflug dient also unmittelbar den Unternehmenszielen. Findet er in Verbindung mit einer Fortbildung, einer Betriebsbesichtigung oder einem Workshop statt, unterstützt das diesen Effekt noch."
Betrieb profitiert von neuen Anregungen
Warum also nicht einfach mal in einem schönen Hotel in kleinen Gruppen die Ideen der Mitarbeiter zur Optimierung der Arbeitsabläufe diskutieren und danach gemeinsam ein gutes Essen genießen? Dadurch wird den Mitarbeitern deutlich, dass ihr Input geschätzt wird. Gleichzeitig profitiert der Betrieb von neuen Anregungen und gewinnt an Wettbewerbsfähigkeit.
Jörg Julius Kapune setzt beim diesjährigen Betriebsausflug auf das Thema Weiterbildung und lädt sein Team zu einem zweitägigen Drechselkurs ins Allgäu ein – zwei Hotelübernachtungen, gemeinsame Anreise und Mahlzeiten inklusive. Die Idee dazu entstand aus einem Auftrag und den Wünschen der Mitarbeiter. Selbstverständlich sind auch die Bürokräfte dabei und erhalten dadurch einen unmittelbaren Einblick in die Handwerkspraxis.
Tipps zur Planung
"Begeisterung für den Beruf und Spaß an der Arbeit sind für die Motivation unerlässlich", erklärt Kapune. "Ich will meinen Mitarbeitern viele Facetten ihres Berufs nahebringen. So lernt man doch wie von alleine und bleibt motiviert."
Nicht zuletzt liegt ein Unternehmen mit zufriedenen und gut ausgebildeten Mitarbeitern auch im Wettbewerb um Fachkräfte vorne. Gut durchdachte Betriebsausflüge schlagen sich also mittelfristig an mehreren Stellen auf der Haben-Seite des Unternehmens nieder.
Ein paar Organisationstipps sollten Sie schon zu Beginn der Planung des bevorstehenden Ausflugs beachten:
– Erkundigen Sie sich im Kreis Ihrer Mitarbeiter gezielt nach deren Wünschen für einen Betriebsausflug. Oft ist weniger nähmlich mehr!
– Beauftragen Sie einen Mitarbeiter mit Organisationstalent als Projektleiter/Hauptansprechpartner für die Planung. Dieser sollte auch vor Ort "die Fäden in der Hand" haben.
– Prüfen Sie, ob sich der Betriebsausflug mit einer gemeinsamen Fortbildung, einer Betriebsbesichtigung oder einem Workshop verbinden lässt. – Kündigen Sie Termin und Zeitrahmen für den Betriebsausflug frühzeitig an.
– Stellen Sie sicher, dass beim Programm für jeden etwas dabei ist, besonders bei sportlichen Aktivitäten.
– Klären Sie An-/Rückreise, Verpflegung und Unterbringung. Eine gemeinsame Anreise im Bus oder eine Übernachtung im gleichen Hotel trägt zur Kommunikation bei.
– Achten Sie darauf, dass genug Zeit für lockere Gespräche unter den Kollegen bleibt.
– Erkundigen Sie sich, ob für die geplanten Aktivitäten ausreichend Versicherungsschutz besteht.
– Nehmen Sie den Betriebsausflug als Anlass, sich ausdrücklich bei Ihren Mitarbeitern für deren Arbeitseinsatz zu bedanken.
– Lassen Sie sich nach dem Ausflug bald Feedback geben, und berücksichtigen Sie dies bei der Planung des nächsten Betriebsausflugs.
Ideen für ausgefallene Betriebsausflüge
Wenn es mal was anderes sein soll, bieten diese Aktivitäten Abwechslung vom Arbeitsalltag und fördern die Teambildung.
Stadt-Rallye/Schnitzeljagd: Mit etwas Organisationsaufwand verbunden, dafür aber kostengünstig. Die Mitarbeiter bewegen sich in Teams per Auto oder zu Fuß durch eine Stadt oder eine Region und lösen vor Ort Aufgaben – macht mehr Spaß, als mancher denkt!
Geocaching: Ein neuer Trend ist die elektronische Variante der Schatzsuche. Versteckte Schätze werden mit geografischen Koordinaten per GPS-Empfänger gesucht, die im Internet veröffentlicht sind. Kann kostengünstig per Internet selbst organisiert werden, wenn genug mobile GPS-Geräte vorhanden sind.
Paintball: Verschiedene Teams überqueren ein Spielfeld oder erfüllen eine Aufgabe und versuchen dabei, sich gegenseitig mit Farbgeschossen zu markieren. Voraussetzung: körperliche Fitness, Mindestalter 18 Jahre.
Fahrsicherheitstraining: Eine nützliche Sache für alle, die per Auto unterwegs sind. Action ist geboten, jedes Wetter ist geeignet. Nur für eine begrenzte Anzahl von Teilnehmern (mit Führerschein).
Hochseilgarten: Eine spannende Herausforderung für schwindelfreie und sportliche Mitarbeiter. Gut gesichert klettern sie in luftiger Höhe zwischen Bäumen über Seilbrücken, Balken und andere Elemente. Teamgeist und Fitness sind gefragt, bei Höhenangst leider ungeeignet. Golf-Schnupperkurs: An einem Golf-Schnupperkurs kann jeder Mitarbeiter teilnehmen und dabei feststellen, dass Golfen ziemlich anstrengend ist. Ermöglicht entspannte Gespräche an der frischen Luft.
Bogenschießen: Sie können Gruppen bilden und den Ehrgeiz der Mitarbeiter durch einen kleinen Wettkampf anstacheln. Welche Mannschaft landet die meisten Treffer ins Schwarze? Bogenschießen ist nicht teuer und einfach zu organisieren.
Curling: Jede Mannschaft versucht, ihre Curlingsteine näher an den Mittelpunkt eines Zielkreises auf einer Eisbahn heranzubringen als die anderen Teams. Dabei wird die Laufbahn des Curlingsteins durch das Wischen der Eisbahn mit einer Art Besen beeinflusst. Mannschaftssportart, die auch für weniger Sportbegeisterte geeignet ist.
Kochkurs: Weniger spannend, aber sehr unterhaltsam, einfach zu organisieren und auch als Teamaufgabe planbar – gemeinsame Entspannung am Ende bei leckerem Essen.
Cocktail-Kurs/Brau-Kurs/Wein-Seminar: Bei der Zubereitung oder Auswahl von Getränken kann jeder etwas dazulernen und sich in entspannter Atmosphäre unterhalten. Achtung: Heimfahrt organisieren!
Krimidinner: Während eines mehrgängigen Menüs werden die Gäste interaktiv an der Aufklärung eines "Mordfalls" beteiligt und können sich dabei als Detektive betätigen. Leckeres Essen mit Spannungsfaktor!
Text:
Erika Strauß /
handwerksblatt.de
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