Dieselnachrüstung: Weniger Stickoxid nur im Sommer
Der ADAC hat Hardware-Nachrüstfilter für Dieselautos getestet. Der Stickoxid-Ausstoß wird damit bis zu 80 Prozent geringer – aber nur bei warmen Temperaturen. Grund ist vor allem die Abschalt-Software.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Reizthema Diesel
Dieselfahrzeuge können mit Hardware-Nachrüstsystemen der Grenzwert von 270 Mikrogramm Stickoxid (NOx) pro Kilometer einhalten. Das hat ein Test des ADAC mit vier Systemen an Euro 5-Dieselfahrzeugen ergeben. Die Emissionen konnten mit den SCR-Katalysatoren (Selective Catalytic Reduction) um mindestens 50 bis zu mehr als 70 Prozent reduziert werden.
Die grundsätzliche Wirksamkeit der Nachrüstungen hatte der ADAC schon vor gut einem Jahr per Test belegt. Bei der neuen Untersuchung mit drei verschiedenen Fahrzeugen und Systemen unterschiedlicher Hersteller ging es nun um den Langzeit-Effekt bei einer Fahrleistung von 50.000 Kilometern. Bei sommerlichen Temperaturen überzeugten die Ergebnisse, im Winter hingegen überstieg der Stickoxid-Ausstoß der Fahrzeuge die erlaubten Werte.
Hersteller schalten Abgasreinigung weitgehend ab
Es zeigte sich aber, dass weniger die Außentemperatur die Höhe des Stickoxidausstoßes bestimmt, sondern viel mehr die Frage, wie sehr der Kfz-Hersteller die Abgas-Nachbehandlung zurückfährt. Denn bei Temperaturen zwischen 5 und 13 Grad Celsius schaltet die Auto-Software auch bei den Nachrüstkatalysatoren die Abgasreinigung weitgehend ab. Das ist der Punkt, an dem die eigentlich wirkungsvollen Filtersysteme die Emission nicht mehr in den Griff bekommen. Und da die Nachrüster die Abschalt-Strategie nicht kennen – weil die Autokonzerne sie nicht verraten – wird ihr Job dadurch erschwert.
ADAC fordert Zusammenarbeit
Damit die Nachrüstung klappt, sollten jetzt alle Beteiligten zusammenarbeiten, meint der Automobilclub. Die Nachrüster müssen an der Alltags-Zuverlässigkeit ihrer Systeme arbeiten und den Kunden zeit- sowie laufleistungsbezogene Garantien gewähren. Die Autohersteller sollten ihre Software nacharbeiten und vor allem ihre Blockadehaltung aufgeben und mit den Zulieferern gemeinsame Strategien entwickeln.
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Text:
Anne Kieserling /
handwerksblatt.de
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